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FORTHE PEOPLE

FOR EDVCATION

FOR SCIENCE

LIBRARY

OF

THE AMERICAN MUSEUM

OF

NATURAL HISTORY

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Jahresbericht und Abhandlungen

des

Naturwissenschaftlichen Vereins

m

Magdeburg.

Redaktion : I>r. K. Potineeke.

1898—1900,

-C!j;Ät5SL!:-

Magdeburg.

Druck: Faber'sohe Buchdrackerei, A. & R. F«,ber. 1900.

Alle Reclite vorToelialter» .

Inhalts -Verzeichnis.

Jahresbericht.

I. Vereinssitzimgen 1

n. Mitglieder und Vorstand 8

m. Zoologische Sektion 9

IV. Mitglieder -Verzeichnis 11

V. Kassenbericht 17

VI. Bibliothek , 18

Vn. Verzeichnis der Vereine und Körperschaften, mit denen

der Verein im Austauschverkehr steht 20

Vm, Museum 21

Abhandlungen.*)

Professor Dr. B 1 a t h , Magdeburg :

„Notizen des Freiherra Ludwig von Minnigerode über die von ihm gefangen gehaltenen und über die in der Umgegend von Bockelnhagen vorkommenden Vögel, umfassend die Jahre 1840—1893" 35

Dr. med. Max Koch, Berlin:

„Über ein Kalb mit sogenannter angeborener Fisch- schuppenkrankheit (Ichthyosis Cornea congenita) aus Randau bei Magdeburg" (mit 2 Abbildungen) ... 73

Dr. Ewald Schütze, Stuttgart: „Die Entwickelung der geologischen Forschung im Magdeburg - Halberstädtischen" 99

J. Fitschen, Magdeburg:

„Kleine Beiträge zur Flora Magdeburgs" 143

Dr. August Mertens, Magdeburg:

„Die Moas im Naturwissenschaftlichen Museum zu Magdeburg" (mit 2 Abbildungen) 151

*) Die Verantwortlichkeit für die Abhandlungen tragen die Verfasser selbst.

Jahresbericht.

Der folgende Bericht umfasst die Zeit vom 1. Juni 1898 bis zum 1. Juni 1900.

I. Vereinssitzungen.

Die Vereinssitzungen fanden regelmässig am ersten Dienstag jedes Monats im grossen Saale der Vereinigung (Neue Weg 4) statt. In jeder derselben wurde ein grösserer Vortrag gehalten, an den sich meist lebhafte Diskussionen anschlössen. Kleinere Mitteilungen belebten fast stets die Sitzungen. Die Zahl der Anwesenden ist erfreulicher Weise gestiegen, es waren im Durchschnitt annähernd 50 Personen anwesend.

Die Vorträge waren verschiedenen Gebieten entnommen; besonders wurde die Zoologie bevorzugt, aber auch die Physik, Chemie, Botanik, Geologie, Paläontologie und Medizin boten Themen zu Vorträgen. Über die einzelnen Sitzungen geben folgende Zeilen Auskunft.

A. Tereinsjahr 1898/99.

1. Sitzung am 18, Oktober.

- Anwesend: 33 Mitglieder, 10 Gäste.

Der Vorsitzende, Prof. Dr. Blath, begrüsst die An- wesenden beim Beginn der neuen Sitzungsperiode und widmet warme Worte der Erinnerung dem verstorbenen Provinzial- schulrat Professor Dr. Hochheim, der, ein Gründer des Vereins, seit dem Jahre 1885 dem Verein als Ehrenmitglied angehörte.

Den Vortrag hielt Herr Dr. med. Brandt über: „Epidemische Geisteskrankheiten".

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2. Sitzung am 1. Norember.

Anwesend: 34 Mitglieder, 9 Gäste.

Nachdem der Vorsitzende mit einigen Worten eines verstorbenen Mitgliedes, Herrn Provinzialschulrat Kr am er, gedacht hatte, hielt Herr Dr. med. Friedeberg einen Vortrag über: ,,Wirkung von Giften, speziell von Pflanzengiften auf den menschlichen Körper'^. Herr Ebeling, der dem Vortragenden zahlreiche Abbil- dungen und auch frische Pflanzen zur Verfügung gestellt hatte, machte noch einige botanische Mitteilungen über die Pflanzen, welche die besprochenen Gifte enthalten.

3. Sitzung am 6. Dezember.

Anwesend: 30 Mitglieder, 1 Gast.

Angeregt durch eine Anfrage des entomologischen Vereins „Fauna" in Dresden, betreffend besondere Erscheinungen in der Insektenwelt, schlägt Herr Ebeling vor, im Natur- wissenschaftlichen Verein eine Zentrale für Schädlinge der Insektenwelt zu bilden, wo interessierte Kreise, Landwirte, Gärtner u s. w. Auskunft erhalten können. Er sagt bereit- willig seine Mitarbeit zu. Die weitere Behandlung wird auf die nächste Sitzung verschoben.

Darauf hielt Herr Dr. Kluge einen Vortrag über „Einige Kapitel aus der Tiergeographie". Hieran schloss sich eine lebhafte Diskussion.

4. Sitzung am 10. Januar 1899.

Anwesend: 34 Mitglieder, 5 Gäste.

Herr G. Bornemann beantwortet die Fragen des entomologischen Vereins „Fauna" in Dresden, nachdem eine Besprechung mit anderen Schmetterlingsfreunden stattgefunden hatte, dahin, dass in unserer Gegend im verflossenen Sommer keine auffallende Spärlichkeit im Auftreten von Schmetter- lingen zu bemerken gewesen sei, sowie, dass beim Raubfang gleicherweise die Ausbeute mindestens so reich gewesen sei wie in früheren Jahren.

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Dem Beschlüsse der letzten Sitzung gemäss ist vom Verein eine Zentralstelle für Schädlinge der Insektenwelt, ein Schädlingsamt, auf dem Museum gebildet, dessen Leitung Herr Ebeling übernimmt.

Darauf hielt Herr Baurat Bauer einen Vortrag über: „Die wichtigsten Raubvögel Deutschlands". Aus dem Museum, sowie aus dem Naturalien - Kabinett des Kgl. Domgymnasiums und aus Privat- Sammlungen, besonders der des Vortragenden, waren zahlreiche ausgestopfte Exemplare zur Hand, sodass fast jeder besprochene Vogel gezeigt werden konnte.

Herr Landgeologe Dr. Potoni6 aus Berlin, der als Gast anwesend war, berichtet über seine neuesten in den letzten Tagen hier in Magdeburg gemachten Entdeckungen. Die Kulmformation, die wir hier in den Steinbrüchen bei Magdeburg finden, enthält als Versteinerungen und Abdrücke zum Teil dieselben Tiere, wie die Kohlenformation. Von Pflanzenabdrücken findet man aber nur kleinere Fetzen, ebenso fehlen die Abdrücke der weichen Stigmarien und die oberen weichen Schichten der Sigillarien und Lepi- dodendren. Daraus ist der Schluss zu ziehen, dass die Kulmgrau wacke aus angeschwemmtem Material besteht, also eine allochthone Bildung ist, während die Kohlen- formation an derselben Stelle entstanden ist, wo wir sie jetzt finden, also autochthon ist, wie aus den gut erhaltenen Abdrücken weicher Pflanzenteile zu erkennen ist.

5. Sitzung am 7. Februar.

Anwesend: 33 Mitglieder, 6 Gäste.

Unterstützt durch ein reiches Anschauungsmaterial und unter Vorführung mehrerer Experimente hielt Herr Ober- lehrer Röser einen Vortrag über: „Das Wesen und die Geschichte der Beleuchtung'^

Einen zweiten Vortrag hielt im Anschluss au seinen vorigen Vortrag Herr Baurat Bauer über: „Die Falken- beize", zu dem auch reiches Anschauungsmaterial vorlag.

1*

6. Sitznng am 7. März.

Anwesend: 28 Mitglieder, 6 Gäste.

Der Kassierer, Herr Dr. G. Moeries, berichtet tibei die Kasse, worauf ihm, nachdem die Eevision durch zwei Vereinsmitglieder vorgenommen war, Entlastung erteilt wurde. Nachdem auch in aller Kürze der Bibliothekar und der Schriftführer über ihre Thätigkeit berichtet hatten,- während der Museumsbericht verschoben wurde, fand die Vorstands- wahl auf Antrag durch Zuruf statt. Es wurde der alte Vorstand einstimmig wiedergewählt. Darauf ergänzte Herr Oberlehrer Röser seinen in der letzten Sitzung gehaltenen Vortrag durch einige Bemerkungen über das Spiritus- glühlicht, woran sich nach verschiedenen Mitteilungen über das Acetylen, namentlich über sein Verhältnis zum Gas und Petroleum, und eine neue Darstellungsart desselben schlössen.

Herr Dr. G. Moeries zeigte einen neuen Spiritus- brenner vor, der die vierfache Heizkraft eines Bunsen- brenners entwickelte. Herr Grubenbesitzer Meyer machte noch einige Bemerkungen über Lampen mit einem soge- nannten Moderateur-Brenner.

Herr Obergärtner Henze legte die aus Ostindien stammende Pflanze Attaccia cristata vor und spricht über ihre Stellung im System.

Herr Dr. Moeries zeigte einen prächtigen Gletscher- schliff aus Hundisburg, wozu Herr Oberlehrer Dr. Hertens einige Erläuterungen gab. Der Schliff wurde von Herrn Dr. Moeries dem Museum geschenkt.

Darauf zeigte der Vorsteher des Museums, Herr Ober- lehrer Dr. Bochow, eine grosse Zahl von Präparaten^ die in der letzten Zeit vom Museum erworben waren. Die- selben gehören zum grössten Teile dem Kreise der Glieder- füsser an.

Zum Schluss legte Herr Dr. Moeries eine Sammlung Ton 63 chemischen Elementen vor.

7. Sitzung am 11. April.

Anwesend: 31 Mitglieder, 8 Gäste.

Herr Dr. Kluge hielt unter Benutzung zahlreicher Präparate aus dem Museum einen Vortrag über den Speise- krebs. Darauf zeigte Herr Oberlehrer Dr. Potinecke an zahlreichen verschiedenen Kombinationen von Magnetstäbchen die Entstehung magnetischer Kraftlinien mit Hilfe des Projektionsapparates.

Herr Oberlehrer Dr. Alb. Danckwortt zeigte die wunderbaren Eigenschaften des Uranpecherzes.

Herr Kaesebier lud die Mitglieder zu sich ein, um ihnen neue elektrische Erscheinungen vorzuführen.

B. Tereinsjalir 1899/1900.

1. Sitzung am 17. Oktober 1899.

Anwesend: 39 Mitglieder, 15 Gäste.

Die Sitzung fand in Gemeinschaft mit dem Verein für Erdkunde statt.

Im Anschluss an die Begrüssung der Anwesenden in der neuen Sitzungsperiode widmet der Vorsitzende dem aus Magdeburg verzogenen Stadtbaurat Jansen einige Worte des Dankes für die mannigfachen Förderungen, die der Verein durch ihn erfahren hat.

Herr Kaesebier ist, wie schon öfter, wieder bereit, in seiner Wohnung die neuesten Erscheinungen auf dem Gebiete der Elektrizität vorzuführen.

Dann hielt Herr Oberlehrer Dr. Mertens einen Vortrag über: „Die Fauna von Australien". Zu dem Vortrage waren aus dem Museum, in dem die australische Fauna fast vollständig enthalten ist, die besprochenen Tiere aus- gestellt.

Der Museumsvorsteher, Herr Oberlehrer Dr. Bochow, weist darauf hin, dass vor 25 Jahren der erste Grundstock zu einem naturwissenschaftlichen Museum gelegt wurde, das am 24. Oktober 1875 in Gegenwart der städtischen Behörden eröffnet wurde. Durch opferfreudiges Eingreifen ver-

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schiedener Mitbürger, die rastlose Thätigkeit der verschie- denen Konservatoren und Museumsvorsteher und die kräftige UnterstützuDg der städtischen Behörden ist es gelungen, das Museum auf eine Höhe zu briDgen, wie sie ein Provinzial- museum wohl selten erreicht.

3. Sitzung am 7. November.

Anwesend: 38 Mitglieder, 23 Gäste.

Auch diese Sitzung fand in Gemeinschaft mit dem Verein für Erdkunde statt.

Herr Oberlehrer Dr. Mertens sprach als Fortsetzung seines letzten Vortrags über: „Die Flora Australiens". Auch hierzu war ein reichhaltiges Anschauungsmaterial aus den Gruson- Gewächshäusern durch die Herren Garten- direktor Seh och und Obergärtner Henze zur Verfügung gestellt.

Zu dem Vortrage machte Herr Ebeling noch einige Bemerkungen über die Züchtung australischer Pflanzen in den Gewächshäusern des Herrenkrugs.

3. Sitzung am 5. Dezember.

Anwesend: 33 Mitglieder, 15 Gäste.

Den ersten Vortrag hielt unter Vorführung einer sehr grossen Zahl von trefflichen Präparaten aus dem Natur- wissenschaftlichen Museum und aus den Sammlungen des Kgl. Domgymnasiums Herr Dr. Kluge über: „Unsere Eibfische". In dem zweiten Vortrag sprach Herr G. Bornemann über: „Australische Seh metter- linge", wozu er die prächtigen Tiere aus seiner muster- gültigen Sammlung zeigte.

4. Sitzung am 9. Januar 1900.

Anwesend: 37 Mitglieder, 11 Gäste. Herr Willi Berger sprach über: „Krystallop- tische Erscheinungen* im polarisierten Lichte^^.

Die Interferenzfiguren, die der Vortragende mit Hilfe des Projektionsapparates zeigte, waren im Natriumlicht photographiert. Überhaupt sind die Herren W. Berg er und H. Hauswaldt die ersten, die mit Hilfe geeigneter, selbstkonstruierter Apparate derartige Interferenzfiguren im monochromatischen Lichte in solcher Grösse und Klarheit photographiert haben.

5. Sitzung am 16. Februar.

Anwesend: 36 Mitglieder, 17 Gäste.

Herr Teil mann, Direktor des Magdeburger Elek- trizitätswerkes, sprach über : „Das Magdeburger Elek- trizitätswerk und die Einrichtungen für den Betrieb elektrischer Strassenbahnen^

An den Vortrag knüpfte sich eine lebhafte Diskussion, in der der Vortragende noch zahlreiche Fragen beantwortete.

6. Sitzung am 18. März.

Anwesend; 31. Mitglieder, 19 Gäste.

Herr Dr. M o e r i e s berichtet über die Kasse ; es wird ihm, nachdem die Kasse von den Herren Köhne und 0. Potinecke revidiert war, Entlastung erteilt.

Herr Dr. Alb. Danckwortt berichtete kurz über die Bibliothek des Vereins. (Vergl. Seite 18—20.)

Auf Antrag des Vorstandes wird Herr Paul Eokohl in Soerabaia auf Java wegen seiner Verdienste um das Museum zum korrespondierenden Mitgliede ernannt. In der Vorstandswahl wurde der bisherige Vorstand auf Antrag durch Zuruf wiedergewählt, doch übernahm auf Wunsch des Herrn Bornemann Herr Baurat Bauer das Amt des stellvertretenden Vorsitzenden.

Darauf folgte der Vortrag des Kustos, Herrn Dr. Wolterstorff, über: „Ausgestorbene RiesenvögeT^, der von Herrn Oberlehrer Dr. Mertens vorgelesen und mit einigen Bemerkungen versehen wurde. Auch zu diesem Vortrage war eine grosse Menge Anschauungsmaterial, namentlich Abbildungen, vom Vortragenden ausgelegt.

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Herr S c h n e t z, Mitinhaber der Firma Gebr. Mittelstrass, führte dann einen Phonographen mit den neuesten Ver- besserungen vor.

7. Sitzung am 8. April.

Anwesend: 24 Mitglieder, 3 Gäste.

Der Vorsteher des Museums, Herr Oberlehrer Dr. Bochow, berichtet über das Museum. (Siehe weiter unten.)

Darauf hielt Herr Apothekenbesitzer Bodenstab aus Neuhaldensleben den angekündigten Vortrag über: „Kohlen- wasserstoffe der Natur", zu dem er seine reichhaltige Sammlung von Präparaten und Rohstoffen ausgestellt hatte.

Anlässlich einer Umfrage des Ministeriums spricht dann Herr Baurat Bauer über die Umgestaltung der Natur durch kulturelle Anlagen und die Bestrebungen der Natur in ihrer Urwüchsigkeit zu erhalten und aussterbende oder selten gewordene Pflanzen und Tiere zu schützen und vorm Unter- gang zu retten. An der Besprechung, in die auch schliesslich die Bodethalsperre hineingezogen wurde, beteiligten sich vorwiegend die Herren Bauer, Gartendirektor S c h o ch und W. Berger.

II. Mitglieder und Vorstand.

Am 1. Juni 1898 zählte der Verein vier Ehrenmitglieder, sechs korrespondierende und 182 zahlende Mitglieder. Leider müssen wir den schmerzlichen Verlust eines Ehrenmitgliedes, des Herrn Provinzialschulrat Professor Dr. Hochheim, beklagen. Der Verstorbene, ein Mitbegründer des Vereins, hatte während seines Aufenthaltes in Magdeburg stets die Bestrebungen des Vereins lebhaft unterstützt und auch nach- dem ihm ausserhalb Magdeburgs ein weiterer Wirkungskreis er- öffuet wurde, hatte er sein Interesse dem Vereine stets bewahrt.

Auf Antrag des Vorstandes wurde Herr Paul Rokohl, Adjudantgeweermaker in Soerabaia auf Java,

wegen seiner grossen Verdienste um das Museum des Vereins zum korrespondierenden Mitgliede ernannt.

Zahlreiche Mitglieder sind uns in den letzten zwei Jahren durch den Tod entrissen, doch ist durch die Auf- nahme neuer Mitglieder die alte Zahl fast erreicht, ja sogar überschritten, wenn man bedenkt, dass zwei ganze Vereine, die Naturwissenschaftliche Sektion des Lehrer- Vereins zu Magdeburg und der Verein für Aquarien- und Terrarienkunde „Vallisneria" als korporative Mitglieder dem Verein beigetreten sind.

Der Vorstand ist, was die Personen anbetrifft, derselbe geblieben, nur trat Herr Bornemann auf seinen dringenden Wunsch vom Amte des stellvertretenden Vorsitzenden zurück, das Herr Baurat Bauer übernahm, während Herr Borne- mann dem Vorstande als Beisitzer erhalten blieb.

Demnach besteht der Vorstand des Vereins aus fol- genden Herren:

Professor Dr. L. Blath, Vorsitzender,

Königlicher Baurat Bauer, stellvertretender Vorsitzender,

Dr. G. Moeries, Rendant,

Oberlehrer Dr. Alb. Danckwortt, Bibliothekar,

Oberlehrer Dr. R. Potinecke, Schriftführer,

Oberlehrer Dr. Bochow, Vorsteher des Museums,

Kaufmann G. Borne mann, Beisitzer.

iil. Zoologische Sektion.

Die Zoologische Sektion des „Naturw. Vereins" hielt ihre monatlichen Sitzungen in den beiden Geschäftsjahren 1898/99 und 1899/00 im „Central - Hotel" ab und zwar in den Monaten Oktober bis April.

Auf der Tagesordnung jeder Sitzung standen Vorträge und Mitteilungen aus dem Gebiete der Zoologie, Botanik und Geologie.

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Es sprachen die Herren:

Rektor Dr. Schmeil über

„Die Bedeutung der Farbenpracht unserer Schmetter- linge" und über „Die deutsche Tief see - Expedition",

Baurat Bauer über

„Die Bildung der Geweihe" und über „Raben und Würger",

Dr. Rieh. Wolterstorff über

„Zoologische Beobachtungen an der Riviera",

Dr. Wilh. Wolterstorff über „Die Reise nach Corsica",

Dr. Kluge über

„Der Geschlechtsapparat der Wespa germ.",

Lehrer Fit sehen über

„Ernährung der Pflanzen" und über „Süsswasser- polypen",

Dr. Koch -Berlin über

„Zoologische Beobachtungen aus Italien",

Lehrer Feuer stacke über „Nützliche Insekten",

.Dr. Schütze- Stuttgart über

„Geologische Verhältnisse in der Umgebung Magde- burgs". Ausser den Vorträgen belebten interessante Mitteilungen

über gelegentliche Beobachtungen die Sitzungen. Der Vorstand besteht aus folgenden Herren:

1. Vorsitzender: Rektor Dr. Schmeil,

2. Oberlehrer Dr, Bochow, Kassierer: Kaufmann Hilde br and, Schriftführer: Lehrer R. Krüger

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IV. Mitglieder-Verzeichnis'^

am 1. Juni 1900.

A. Ehrenmitglieder des Vereins:

1) Lehrer Ebeling, Magdeburg, V/ilhelmstrasse.

2) Geheim. Reg. -Rat Professor Freiherr von Fritsch,

Halle (Saale), Margaretbenstrasse 2.

3) Professor Dr. Schreiber, Magdeburg, Kaiserstrasse 5.

B. Korrespondierende Mitglieder:

1) B Oll lenger, Abteihmgsvorsteher am Britischen Museum, London

Cromwell Road.

2) Breddin, Oberlehrer, Halle (Saale), Franckeplatz 1.

3) Gruse, Erich, Apotheker, Eschershausen bei Stadt Oldendorf.

4) V. Mehely, Ludwig, Professor, Budapest.

5) R ollin at, R., Argenton sur Creuse.

6) Werner, Franz, Dr. phil , Wien VIII, Josephsgasse 11.

7) Rokohl, Paul, Adjudant-Geweermaker, Soerabaia auf Java.

C. Mitglieder:

1) Auswärtige.

1) Aller verein, NeuhaldensIebeD. (Geschäftsf. Rentner Schneide-

windt, Neuhaldensleben.)

2) Bodenstab, Apothekenbesitzer, Neuhaldensleben.

3) Böckelmann, August, Fabrikbesitzer, Kl. Ottersleben.

4) Grässner, Bergdirektor a. D., Vorsitzender des Vorstandes

des Verkaufsyndikats der Kaliwerke zu Stassfurt.

5) Hartmann, Friedr., Kaufmann, Könnern.

6) Jesurun, Jacobo, Dr. phil., Chemiker, Saccharinfabrik, Salbke.

7) List, Reinhold, Dr. phil., Chemiker, Saccharinfabrik, Salbke.

8) Müller, Lorenz, Kunstmaler, Gern bei München, Kratzerstr. 16.

9) Mummenthey, Louis, Rentner, Gr. Salze.

"*) Die geehrten Mitglieder werden gebeten, Berichtigungen dieses Ver- zeichnisses und Adressenänderungen gütigst &n den Schriftführer gelangen za lassen.

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10) Nathusius, Moritz, Rentner, Halle a. S.

11) Nirrnheim, Philipp, Kaufmann, Cracau, Schulstrasse 5.

12) Petzold, 0., Realschullehrer, Oschersleben.

13) Schütze, Ewald, Dr. phil., Assistent am Kgl. Naturalienkabinett

Stuttgart.

14) Stock, Johannes, Dr. phil., Chemiker, Saccharinfabrik, Salbke.

15) Verein für Altertumskunde, Kreis Jerichow I. (Geschäfts-

führer A. Schubandt, Burg, Magdeburger Promenade.)

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2) Einheimische.

Ah r e n s, Dr. phil., Lehrer au der Baugewerkschule, Badestr. 1, 11.

Alberti, Rud., Dr. phil., Chemiker, Kaiserstr. 54a, III.

Alenfeld, Eugen, Bankier, Tauentzienstrasse 10, II.

Anders, Ernst, Ingenieur, Augustastrasse 20, 11.

Arnold, Otto, Fabrikbesitzer, Kommerzien- und Stadtrat, B., Schönebeckerstr. 11.

Bach, Willi, Kaufmann, Breiteweg 14.

Baensch, Emanuel, Buchdruckereibesitzer, Breiteweg 19.

von Bauchet, Max, Eisenbahnsekretär, Bismarckstrasse 38, III.

Bartels, Rudolf, Lehrer und Kustos, Kl. Münzstrasse 7, pt.

Bauer, Friedr. Wilhelm, Königl. Baurat, Kronprinzenstr. 2, II.

Bauermeister, Friedrich, Kaufmann, Gr. Marktstrasse 6.

Becker, Albert, Mechaniker, Prälatenstrasse 33.

Bennewitz, Gustav, Kommerzienrat, Fürsten wallstrasse 18.

Berger, Franz, Dr. phil., Oberlehrer, Klosterkirchhof 2, II.

B e r g e r , Willi, jr., Kaufmann und Uhrmacher, Kaiserstrasse 15.

Blath, Ludwig, Professor, Dr. phil., Bismarckstrasse 26, III.

Blume, Hermann, Oberlehrer, Heydeckstrasse 9, III.

Bochow, Dr. phil, Oberlehrer, W., Mittelstrasse 49, IL

Bornemann, Gustav, Kaufmann, Gr. Junkerstrasse 1.

Bradhering, Friedrich, Mathematiker an der Werkmeister- schule, W., Schenkendorfstrasse 4.

Brandt, Adolf, Dr. med., prakt. Arzt, Breiteweg 191, IL

Brandt, Robert, Kaufmann, Olvenstedterstrasse 60.

Braune, Karl, Dr. med., Jakobsstrasse 47.

Brennecke, Hans, Sanitätsrat, S., Westendstrasse 35.

Brockhoff, Franz, Dr. phil., Rentner, Kgnigstrasse 23, IH.

Brüller, Hermann, Lehrer, B., Schönebeckerstrasse 104, III.

Brunn er, Hermann, Kaufmann, Domplatz 7.

Clouth, Steuerinspektor, Anhaltstrasse 10a, I.

Comte, Charles, Kaufmann, Petersstrasse 11.

Danckwortt, Albert, Oberlehrer, Dr. phil, W., Weidenstr. 8c, IIL

Danckwortt, Otto, Professor, Dr. phil, Victoriastrasse 10

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Döring, Otto, Rektor, Scharnhorststrasse 1, II.

Dachen fz ig, Theodor, Kaufmann, W., Mittelstrasse 24.

Engel, Paul, Kaufmann, Auf dem Fürstenwall 3b.

Eschenhagen, Emil, Dr. med., Knochenhauerufer 81.

Faber, Alexander, Buchdruckereibesitzer, Bahnhofstrasse 17.

Färber, Martin, Lehrer, Bahnhofstrasse 30, III.

Fahr ich, Karl, Eisenbahnbuchhalter, Pfälzerstrasse 12.

F av re au, Albert, Direktor der Magd. Baubank, Gr. Klosterstr. 16.

Ferchland, Robert, Fabrikbesitzer, S., Breiteweg 14.

Fitschen, Lehrer, Belfortstrasso C, II.

F 0 c k e , Karl, Oberlehrer, Heil. Geiststrasse 23, IL

Fol sehe, Heinrich, Kaufmann, S., Breiteweg 12.

Franke, Max, Dr. phil., Stadtschulrat, Brandenburgerstr. 3, IL

Friedeberg, Gottfried, Kaufmann, Kaiserstrasse 80.

Friedeberg, Walter, Dr. med., Johannisfahrtstrasse 9.

Friemel, Rud., Lehrer, Mittelstrasse 50, pt.

Fritze, Werner, Kommerzienrat, Stadtverordnetenvorsteher,

Breite weg 71. Fritzsche, Karl, Generalarzt a. D., Dr. med., Kaiserstr. 107a. Fröhlich, C, Architekt und Maurermeister, Pfälzerstr. 11, IL F u n c k , Reinhold, Kaufmann, Kaiserstrasse 43. Gangloff, Präparator, Goldschmiedebrücke 16. Gantzer, Rieh., Professor, Dr. phil., Gr. Klosterstrasse 2. Gerloff, Otto, Lehrer, Gr. Diesdorferstrasse 228. Goedecke, Herm,, Rentner, Kaiser Otto-Ring 31. Goedicke, Hermann, Bankier, Kaiser Wilhelm-Platz 8, IL Gold, Karl, Kaufmann, Hasselbachstrasse 8, IL Goldschmidt, Oskar, Lehrer, Augustastrasse 21, IV. Gruson, Dr. jur., Rentner, Augustastrasse 1. Habs, Rud., Dr. med., Oberarzt, Breiteweg 248. Hahne, cand. med., Tauentzien Strasse 10, z. Z. in Leipzig. Hamers, Emil, Schmiedemeister, S., Breiteweg 16. Hartmann, Gustav, Medizinalassessor, Dr. phil., Breiteweg 158. Hauswaldt, Hans, Fabrikbesitzer, N., Breiteweg 12. Hauswaldt, Wilhelm, Kommerzienrat, Stadtrat, Breiteweg 5. Heinrich, C, Rentner, Rogätzerstrasse 23. Henkel, Heinrich, Rentner, Jakobsstrasse 50, IIL Hennige, Paul, Rittergutsbesitzer, Kommerzienrat, N.,

Breiteweg 122. Henze, Obergärtner am GrusonsGewächshaus, Wilhelmsgarten. Herbst, Hermann, Professor, Dr. phil., Albrechtstrasse 4. Herrmann, Gustav, Rechnungsrat, Bahnhofstrasse 51, IL Hildebrand, Gustav, Kaufmann, Neustädterstrasse 1, I.

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73) Hoffmann, Hans, Rendant der Magdeb. Feuer- Versicherungs-

Gesellflchatt, Karlstrasse 6, III, W.

74) Hofmann, Ludwig, Professor, Georgenplatz 6.

75) Hübner, Karl, Kaufmann, Breiteweg 252, IV.

76) Jaensch, Max, Kaufmann, Breiteweg 166, I.

77) Kaempf, Albrecht, Dr. med., Kaiserstrasse 97.

78) Kacsebier, Robert, Heilige-Geiststrasse 16.

79) Kalbow, Aug., Maurermeister, Bismarckstrasse 2, Hof pt.

80) Kalimann, Max, Kaufmann, Breiteweg 235, II.

81) Kessler, Otto, Kaufmann, Kaiserstrasse 12, IH.

82) Kluge, Max, Dr. phil., S., Buckauerstrasse 15, I[.

83) Koch, Dr. med., Assistent am pathol. Institut der Universität

Berlin, hier: Knochenhaueruferstrasse 74/75.

84) Köhne, Gustav, Rentner, Breiteweg 49, II.

85) König, Julius, Fabrikbesitzer, S., Breiteweg 25.

86) Krakau, August, Ingenieur, S., Breiteweg 114.

87) Kretschmann, Max, Buchhändler, W., Gartenstrasse 12, I.

88) Kreyenberg, Martin, Dr. med., Karlstr. 6, III bei Herrn Hoffmann. Sd) Kröning, Ferdinand, Mechaniker, Breiteweg 211.

90) Krüger, Ernst, Lehrer, Neustadt, Schmidtstrasse 47.

91) Kuhn, W., G3^mnasiallehrer, Bismarckstrasse 5, IV. 92} Kumbst, Lehrer, Fasslochsberg 8, II.

93) Leue, Leop., Prokurist, N., Pionierstrasse 23, IL 54) Lieb au, Hermann, Fabrikbesitzer, S., Breiteweg 17.

95) Lippert, Lorenz, Kaufmann, Gr. Junkerstrasse 1.

96) Lochte, Hermann, Justizrat, Dr. jur., Regierungsstrasse 7,

97) Lüdeke, Lehrer, Thränsberg 16, II.

98) Luhe, Wilh., Regierungshauptkassen-Buchhalter, S., Buckauer-

strasse 4, I.

99) Matthes, Gustav, Oberlehrer, W., Mittelstrasse 49, IL

100) Meissner, Robert, Architekt, Tauentzlenstrasse.

101) Menz, Louis, Versicherungsbeamter, Kaiserstrasse 24, IV.

102) Hertens, August, Oberlehrer, Dr. phil., W. Mittelstrasse 49.

103) Meyer, Karl, Grubenbesitzer und Kaufmann, Sedaniing 15, IL

104) Mitte Istrass, Karl, Kaufmann, Bismarckstrasse 50, IL

105) Möller, Richard, Dr. med., Sanitätsrat, Gr. Klosterstrasse 12.

106) Moeries, Gustav, Dr. phil, Chemiker, Wilhelmstrasse 20.

107) Mohr, Dr. med., prakt. Arzt, S., Breiteweg 118a, L

108) Nathusius, Gottlob, Kaufmann, Breiteweg 177.

109) Naturwissenschaftliche Sektion des Lehrervereins,

Geschäftsführer: Lehrer Fitschen, Beifortstrasse C. IL

110) Nelson, Rudolf, Professor, Königstrasse 23, L

111) Neu mann, Fritz, Lehrer, Fiirstenufer 12, IV.

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112) Oehmichen, Eich., Chemiker, Gr. Diesdorferstrasse 236, T.

113) Otto, Herrn., Buchdruckereibesitzer, Gr. Kiosterstrasse 18, IL

114) Paul, Wilhelm, Kaufmann, Kaiserstrasse 30.

115) Petschke, August, Kaufmann, Alter Markt 18.

116) Pietsch, Max, Kaufmann, Spielgartenstrasse 5.

117) Plagemann, Karl, Kaufmann, Oststrasse 1, I.

118) Plettenberg, Paul, Oberlehrer, Dr. phil., Schenk endorfstr. 14, II.

119) Pohl, Alexander, Ingenieur, N., Hundisburgerstrasse 4.

120) Pommer, Max, Kaufmann, Königgrätzerstrasse 13, I.

121) Potinecke, Otto, Kaufmann, S., Breiteweg 120, III.

122) Potinecke, Richard, Dr. phil., Oberlehrer, S., Breiteweg 121b, III.

123) ßeinhold, Max, Ingenieur, Schönebeckerstrasse 118.

124) Ei cht er, Hermann, Kaufmann, Wilhelmstrasse 16.

125) Riemer, Karl, Werkmeister, S., Buckauerstrasse 11, I.

126) Römmling, Paul, Kaufmann, Neustädterstrasse 46, I.

127) Röser, Karl, Oberlehrer, Sternstrasse 18, IV.

128) Roh de, Dr. phil., Versicherungsmathematiker, Olvenstedter-

strasse 70, H.

129) Rosenthal, Ernst, jr., Dr. med., Breiteweg 214, IH. 130; Rudolph, Otto, Dr. med., Breiteweg 125, IL

131) Runge, Gustav, Kaufmann, Breiteweg 233, IH.

132) Schal lehn, Karl, Arthur, Kaiserstrasse 81, H.

133) Schmeil, Otto, Dr. phil., Rektor, Annastrasse 17.

134) Schmid, Ernst, Kaufmann, Neues Fischerufer 1.

135) Schmidt, Ernst, Geh. Regierungsrat, Kaiserstrasse 31, HL

136) Schmidt, Gustav, Fabrikbesitzer, Moltkestrasse 4a, IL

137) Schmidt, Kgl. Baurat, Sternstrasse 15, IV.

138) Schnetz, Kaufmann, Lüneburgerstrasse 29, HL

139) Sc hoch, Gartendirektor, Wasserstrasse 3, IL

140) Sc ho 11 wer, Eugen, wissensch. Hilfslehrer, Breiteweg 123, IV

141) Schüssler, Adolf, Kaufmann, Stephansbrücke 23.

142) Schnitze, Ernst, Kaufmann, Handelsrichter, Kronprinzenstr. 10.

143) Seh w.arz köpf, Dr. med., Breiteweg 65, H.

144) Sepp, Dr. med., prakt. Arzt, Breiteweg 19B, IL

145) Singer, Simon, Kaufmann, Gr. Marktstrasse 16.

146) Sternstein, Karl, Lehrer, B., Thiemstrasse 16, H.

147) Therig, Eduard, Dr. med., Bismarckstrasse 47, H.

148) Tiemann, Adolf, Kaufmann, Kaiserstrasse 24, L

149) Tietge, Bruno, Zahnarzt, Gr. Junkerstrasse 15c, H.

150) Tietmeyer, KgL Baurat, S., Westendstrasse Ib.

151) Toepffer, Richard, Ingenieur, Sachsenring 7.

152) Vallisneria, Verein für Aquarien- und Terxarienkunde

(Geschäftsführer: Werkmeister Otto Abb, B., Neuestr.4,L

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153) Voigt, Erich, Kaufmann, Gr. Diesdorferstrasse 245, 11.

154) W a 1 1 b a u m , Wilhelm, Brauereibesitzer, Alte Ulrichsstrasse 15 a.

155) Walter, Otto, Oberlehrer, Dr. phil., Breiteweg 122.

156) Walt her, Ernst, Kaufmann, Wilhelmstrasse 5, U.

157) Wem ecke, Gustav, Brauereibesitzer, N. Breiteweg 128.

158) Witte, Ernst, Oberrealschullehrer, Breiteweg 233, IV.

159) Wob ick, Karl, Eisenbahnsekretär, Bismarckstrasse 27, IV.

160) Wolf, Rudolf, Königl. Kommerzienrat, S., Westendstrasse 39.

161) Wolterstorff, Richard, Dr. phil., Johannisbergstrasse 12.

162) Wolterstorff, Wilhelm, Stadtschuliat a. D., Dr. phil., Johannis-

bergstrasse 12.

163) Wolterstorff, Willy, Dr. phil., Kustos des naturw. Museums.

Johannisbergstrasse 12.

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V. Kassenbericht

für das Geschäftsjahr 1899/1900.

Einnahmen :

Bestand: Saldo -Vortrag aus 1898/1899 . . 385,12 M Beitrag von 186 Mitgliedern h. ^ Ji . . . . 930,00 Sparkassenzinsen für 1899 26,24

1341,36 J^

Ausgaben:

Saalmiete 70,00 Ji

Druckkosten 40,00

Bücheranschaflfungen 434,53

Buchbinderarbeiten 86,80

Portokosten 10,75

Insertionen 32,75

Transportkosten, Botenlohn, Schreibgebühren 113,66

Feuerversicherung 13,40

Kleinere Ausgaben 3,00

Zuwendung für das Museum 286,37

Sa. 1091,26 J6

Bleibt Kassenbestand 250,10 ^

Der Betrag von 250,10 Ji^ ist auf Sparkassenbuch No. 14975 hinterlegt.

Mag*deburg, den 1. Mai 1900.

Geprüft und richtig befunden.

Dr. Gustav Moeriös, Rendant.

Köhne, 0. Potinecke.

Revisoren

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VI. Bibliothek.

Die Bibliothek ist durch den regen Schriftenaustausch (siehe VII.) sowie durch Geschenke wiederum beträchtlich bereichert worden. Den gütigen Spendern sei an dieser Stelle der wärmste Dank ausgesprochen. Auch in den ver- gangenen Jahren sind neue Austauschbeziehungen angeknüpft worden (Buifalo, [Society of Natural Sciences]; Göteborg, [Kungl. Vetenskaps och Vitterhets Samhälles Handlinger]; Mexico, [Instituto geologico de Mexico]; München, [Ornitho- logischer Verein] ; Crefeld, [Verein für Naturkunde] ; Rostock, [Verein der Freunde der Naturgeschichte].) Zugleich wird an Alle, welche Bestimmungs- und Belehrungsbücher, besonders Tafelwerke, im Besitz haben, ohne sie notwendig zu ge- brauchen, die herzliche Bitte gerichtet, dieselben der Bibliothek zu überweisen, damit sie dadurch einem grösseren Kreise und dem naturwissenschaftlichen Museum nutzbar werden. Wegen der in den letzten Jahren günstigen Ver- mögenslage des Vereins war es möglich, die Bibliothek ausser durch die gehaltenen Zeitschriften durch den Ankauf einer grösseren Zahl wertvoller populärer und neuer wichtiger wissenschaftlicher Werke zu vervollständigen. (Bibliothek- stunden sind Freitags 5— 7 Uhr im Museumsgebäude, Domplatz, Seitenflügel rechts parterre. Mitglieder, die zu dieser Zeit behindert sind, werden gebeten, sich behufs Ent- leihung von Büchern gefälligst an Herrn Kustos Dr. Wolters- torff wenden zu wollen, welcher die gewünschten Werke gegen Quittung aushändigen wird. Ein Katalog der vor- handenen Eingänge und Werke ist aufgestellt und den Mitgliedern des Vereins eingehändigt worden. Als Nachtrag desselben möge vorläufig das Verzeichnis der Neuanschaffungen im Jahresbericht 1896 98 sowie im vorliegenden Berichte benutzt werden.

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An Geschenken gingen ein:

1) Von Herrn Charles Janet (Paris): Travaux, presentes par

M. Ch. Janet ä racadömie des sciences 1896.

2) Von Herrn Dr. Ähren s: Über das Gleichungensystem einer

Kirchhoff'schen galvanischen Stromverzweigung.

3) Von Herrn Dr.Voretsch (Altenburg) : Festrede zur Feier des 80jähr.

Bestehens der naturforschenden Gesellschaft des Osterlandes.

4) Von Herrn Dr. Wolterstorff : Das ünterkarbon von Magdeburg-

Neustadt und seine Fauna.

5) Von Herrn Dr. Br eddin (Halle): Die Hemipteren der Insel Lombok.

6) Von Herrn Dr. Breddin: Die Hemipteren von Südamerika.

(Ges. auf der Hamburger Magalhaens. Reise.)

Zeitschriften: Gaea, Jahrgang 1898 Heft 6—12; 1899 Heft 1—12-, 1900 Heft 1—4. Prometheus, IX. Jahrgang Heft 8—13; X.Jahrgang; XI. Jahrgang

Heft 1-5. Zoologischer Anzeiger, Jahrgang 1898, 1899. Wiedemanns Annalen, Jahrgang 1898; 1899; 1900 Heft 1—3

Angekauft, wurden:

Müller, Alpenblumen (Befruchtung durch Insekten).

Sprengel, das entdeckte Geheimnis der Natur.

Fleischmann, Lehrbuch der Zoologie.

Flor icke, Sumpf- und Strandvögel.

Hamann, Europäische Höhlenfauna,

Wiedersheim, Vergleichende Anatomie der Wirbeltiere.

P. Groth, Bestimmungstabellen der Mineralien.

Die Mineraliensammlung der Kaiser Wilhelms-Universität

in Strassburg. v. Zittel, Geschichte der Geologie und Paläontologie bis Ende des

19. Jahrhunderts. Blücher, Die Luft. Cranz, Äussere Ballistik. Günther, Geophysik II. Rosenberger, Die elektrischen Prinzipien. Thompson Silv. , Sichtbares und unsichtbares Licht. Valentin er, Handbuch der Astronomie III, 1. Ostwald, Grundriss der allgem. Chemie.

Elektrochemie, ihre Geschichte und Lehre.

Hacke 1, Die Welträtsel. Sven Hedin, Durch Asiens Wüsten. Ratzel, Einführung in die Heimatkunde von Deutschland.

2*

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Ost wald, Die Klassiker der exakten Wissenschaften. 1) Fahrenheit^ E6aumur, Celsius, 2) Green, 3) Newton (Optik), 4) Seebeck, 5) 0. V. Guericke, 6) Lagrange und Gauss (Kartenprojektion), 7) Lambert ^Land- und Himmelskarten), 8) Lambert (Photometrie), 9) Hittorf, (Wanderung der Jonen), 10) ßessel (Länge des ein- fachen Sekundenpendels), 11) Blagden (Überkaltung und Gefrier- punktserniedrigung), 12) Clausius (Wärme), 13) Carnot (Kraft des Feuers), 14) Gauss (Schwerkraft), 15) Gauss (Erdmagnetische Kraft), 16) Gay-Lussac (Ausdehnung der Gase), 17) Helmholtz (Hydrodynamische Abhandlungen), 18) Helmholtz (Erhaltung der Kraft), 19) Kirchhoff (Emission und Absorption), 20) Kirchhoff, (mechanische Wärmetheorie), 21) Neumann (Doppelte Strahlen- brechung), 22) Oerstedt und Seebeck (Elektromagnetismus), 23) Huyghens (Licht), 24) Kant (Allgemeine Naturgeschichte und Theorie des Himmels), 25) Maxwell (Faradays Kraftlinien), 26) Maxwell (Physikalische Kraftlinien) 27) Lavoisier undLaplace (Wärme), 28) Galvani (Elektrizität), 29) Neumann (Induzierte Ströme) 30) Coulomb, (Elektrizität und Magnetismus), 31) Faraday (Experimentaluntersuchungen), 32) Helmholtz (Luftschwingungen in Röhren).

VII. Verzeichnis der Vereine und Körperschaften,

mit denen der Verein im Aiistauschverkehr steht, siehe im Jahresbericht 1896—1898.

Seit 1898 sind hinzugetreten:

1) Buffalo, Society of Natural Sciences vol. V. vol. VL (GeologyandPalaeontologie of„Eighteen Mile Creek" byA.W.Grabau.

2) Crefeld, Verein für Naturkunde. Jahresbericht 1896/98.

3) Göteborg, Kung. Vetenskaps och Vitterhets Samhällea Handlinger; 1898.

4) Mexico, Institutio geologico de Mexico, Boletin 10; 11 1898.

5) München, Ornithologischer Verein 1897/1898.

6) Rostock, Verein der Freunde der Naturgeschichte.

(Das Mineralogische Museum der Universität). Das Verzeichnis der seit 1898 eingegangenen Schriften wird im nächsten Jahrbuch mitgeteilt werden.

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Ylll. Museum,

Der folgende Bericht umfasst den Zeitraum vom 1. April 1898 bis 1. April 1900.

In den Museumsausschuss neu berufen wurden die Herren Dr. Max Kluge und Kaufmann Lorenz Lippe rt. Dagegen sahen sich zu unserem lebhaften Bedauern die Herren Ingenieur Pohl und Kaufmann Erich Voigt infolge Überhäufung mit Berufsgeschäften veranlasst, auszutreten. An die Spitze des Ausschusses trat, da Herr Baurat Bauer eine Wiederwahl zum Museumsvorsteher aus Gesundheits- rücksichten abgelehnt hatte, während der Berichtsperiode Herr Oberlehrer Dr. Bochow, indessen verblieb Herr Baurat Bauer im Ausschuss.

Demselben gehören zur Zeit ferner an die Herren Professor Dr. Blath, Oberlehrer Math es, Rektor Dr. Schmeil und Kustos Dr. Wolter stör ff.

An den Museumsarbeiten beteiligten sich ausser mehreren Herren des Ausschusses die Herren Eitel, Gosslau, Jungren, Martens, Popofsky, Rödiger, Stein, Schüler G. Scholz e u. a., welchen an dieser Stelle noch besonders gedankt werden soll. Vor Allen ist an dieser Stelle Herr Eisenbahnbetriebssekretär a. D. Wob ick zu nennen, welcher bereits seit vielen Jahren dem Museum seine Kräfte widmet.

Die naturwissenschaftlichen Sammlungen sind jetzt täglich, ausser Montags, unentgeltlich geöffnet und erfreuen sich eines sehr starken Besuches, namentlich an den Sonntagen.

Mit Rücksicht auf die Fälle neuer Schenkungen und Ankäufe ist diesmal von dem Abdruck des vollständigen, umfangreichen Zugangsverzeichnisses Abstand genommen.

I. Etatsperiode vom 1. April 1898 bis 1. April 1899.

Unter den zahlreichen Schenkungen beenspruchen vor allem zwei grossartige Kollektionen wertvoller ethno- graphischer und zoologischer Objekte, gestiftet von Herrn

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Pastor Ostwald in Tanga, Deutscb-Ostafrika, durch Ver- mittelung des Herrn Saueracker, und von Herrn Adjudant- geweermaker P. Rokohl in -Soerabaia auf Java, durch Vermittelung des Herrn Dr. med. Brüggemann, erhöhtes Interesse. Herr Kaufmann Pilet stiftete einen grossen Bernhardinerhund, der naturwissenschaftliche Verein einen Wolf, Herr Baurat Bauer ein Wildschwein und zahlreiche einheimische Vögel ; der Güte des Herrn G. A. Boulenger in London verdanken wir wiederum eine Sammlung prächtiger Reptilien aus Ägypten, Herrn Aquarienhändler Preusse in Berlin und dem Verein für Apuarien- und Terrarienkunde „Triton^' in Berlin, durch den ersten Vorsitzenden Herrn Nitsche, eine grosse Zahl konservierter Aquarien- und Terrarientiere aller Art, als Reptilien, Amphibien, Fische, niedere Seetiere. Die Herren Rollinat in Argenton, Sequeira in Oporto, Schiffskapitän v. Binzer an Bord der „Nürnberg", Schiffsarzt Dr. P. K refft schenkten wert- volle und z. T. höchst seltene Reptilien und Amphibien, Herr Dr. Sanchez - Navarro y Neumann in Cadix desgleichen und Seethiere, Herr Kunstmaler Lorenz Müller in München u. a. eine Riesenschlange, Herr War necke in Wilhelmshaven eine mächtige Seekatze, ( Chimaera), Kustos Dr. Wolterstorff ein Leistenkrokodil, Herr Schiffsarzt Dr. Jacoby u. a. ein junges Spitzkopf krokodil und einen Inkaschädel, Herr Schiffbingenieur Wust er haus an Bord des „Cormoran" prachtvolle Seeschlangen und andere Land- und Wassertiere von den Philippinen, China, Spitzbergen. Endlich spendeten die Herren Stein hier und Apotheker Cruse in Eschershausen eine grosse Anzahl Amphibien, welche wie in früheren Jahren zum Austausch verwendet werden durften. Das Museum erhielt auf diesem Wege u. a. eine seltene chinesische Ente (Anas galerieulataj^ den Abguss eines Eies vom Riesenvogel Aepyornis, eine Gruppe Entwickelung des Seidenspinners , eine Mimikrygruppe Schutzfärbung der Insekten zeigend und einen seltenen Fisch (Amia calva).

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Auch die geologische Abteilung wurde durch Ge- schenke sehr bereichert. Herr Kommerziell- und Stadtrat Hauswaldt spendete 3 Fahrtenplatten von Ichnium aus dem Rotliegenden, Frau Kreisrichter Mentz in Jena aus dem Nachlass ihres verstorbenen Sohnes Dr. Mentz eine grosse Sammlung Versteinerungen aus der Thüringer Trias, Herr Schieferbruchbesitzer Hauff in Holzmaden eine Fentacrinus-TlsiitQ (Haarstern), Herr Chemiker Dr. Moeries einen prachtvollen Gletscherschliff auf Culmgrauwacke von Hundisburg, die städtische Bauverwaltung einen Mammuth- zahn und viele mittelalterliche, z. T. bearbeitete Knochen, in 4 bis 6 Meter Tiefe bei Kanalisierung der Berliner Strasse ausgeschachtet.

Herr Rentier G.Schäfer schenkte eine Anzahl schöner Photographien aus den Diamantfeldern Südafrikas, Herr Untucht 2 Ballons Alkohol zu Konservierungszwecken.

Von weiteren Geschenkgebern seien genannt die Herren Abb, Dr. Ähren s, Schüler Angele in Linz/Donau, Herr Gutsbesitzer Bartels in Calbe a. S., Fischereidirektor Bartmann in Wiesbaden, Lehrer Behrens, Willy Berger, Oberlehrer Dr. Bochow, Kaufmann G. Bornemann, Lehrer Franz Bode, Kommandant Caziot in Bastia (Corsica), G. Cr ick, am Britt. Museum in London, Lehrer Dannehl in Barleben, Robert Demuth, Fr. Deubel in Kronstadt (Siebenbürgen), Geheimiat von Döring, Lehrer Ebeling, Schüler Eggert, Herr Dr. Fischer in Karlsruhe, Gerichtsassessor Dr. Finzenhagen, Friedrich in Dannstedt bei Gardelegen, 0. Gangloff, Schuhmacher Gramm in Lindhorst bei Kolbitz, Apotheker Dr. Grevel in Düsseldorf, G. 0. Grunow, Bergdirektor Grässner in Rüdersdorf, E. Harn er s, Obergärtner Henze, Gruson- gewächshaus, Heller in Westerhüsen, Professor Ritter V. Heider in Graz, Schüler Herbst, Herr Kaufmann G. Hildebrandt, Notar Hin derer in Wunderkingen, Württemberg, Hofmann, Hauptamtsassistent Jürgens, Bildhauer Junker, Schüler Max Koch, Herr Dr. med. Max

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Koch in Berlin, Lehrer Fr. Lange in Haiffa (Syrien), Läsecke, Braiiereidirektor Matz, Fabrikbesitzer Meissner, Dr. Menning, Förster Meyhoff in Biederitz, Kaufmann J. L. Müller, Paganetti - Hummler in Castelnuovo (Dalmatien), Dr. M. G. Conte Peracca in Turin, Schüler Popofsky, Herr Lehrer Rabe, E. Radmann, Ober- regierungsrat Sachs, Amtmann Schäper in Bahrendorf, Joh. Schleivoigt, Fr. Schmidt, Victor Lopez Serano in Coruna (Spanien), Fischhändler Sommer, Museums - Kastellan Sommer, Stein, Aquarienbändler Stüve in Hamburg, Hauptmann Übe, Verein „Vallisneria", Herr Walther Voigt, Professor Wahnschaffe in Berlin, Oberlehrer Dr. Wedde in Halberstadt, Dr. A. Weiss in Weimar, Dr. Franz Werner in Wien, Dr. R. Wolter s - torff, cand. phil. Wüst in Strassburg (Elsass), Wüste, Major Zander, Medizinalrat Dr. Zell er in Winnenthal (Württemberg), Gutsbesitzer Zöruer in Cahnsdorf bei Luckau.

Die dem Naturwissenschaftlichen Verein für das Museum aus städtischen Mitteln alljährlich zur Verfügung gestellten 3000 Mark wurden bei den stets wachsenden Anforderungen für Konservierung und Unterhaltung der Sammlungen sowie für Gehälter der Beamten fast völlig aufgebraucht. Dagegen konnten aus dem von der Stadt bewilligten ausserordentlichen Fonds von 1000 Mark wieder viele schöne Schaustücke beschafft werden, als ein Somaliesel, ein KHppschliefer, ein Luchs, ein Kalb mit abnormer Hautbildung, ein Himalaya- huhn, mehrere Arten Paradiesvögel, Gruppen von Zaunkönig, Schwanzmeise und Colibri mit Nest und Eiern, Gipsabgüsse des Urvogels ( Archaeopteryx) und des fossilen Riesen- salamanders (Andrias), eine Brückeneidechse (Hatteria) von Neuseeland, ein Knorpelskelett vom Rochen, Verwandlung der Termite (Termes beUicosusJ und Pferdebremse, Dreh- wurmpräparate, neuseeländischer Raupenpilz (Cordyceps) eine Anzahl konservierter Seetiere, eine Suite fossiler Tiere aus der Gaskohle Böhmens und andere Versteinerungen.

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IL Etatsperiode Tom 1. April 1899 Ibis 1. April 1900.

Die Fülle kostbarer Schenkungen und Erwerbungen des letzten Jahres auf dem Gebiete der Zoologie, Paläon- tologie, Geologie und Ethnographie ist so beträchtlich, dass es schwer hält, nur das Wichtigste herauszugreifen. Als erste und hervorragendste Schaustücke seien die beiden Moa's genannt, eine Dinornis rohustus, Geschenk des um unsere Sammlungen hochverdienten Herrn Kommerzien- und Stadtrat Hauswaldt, und eine Fachyornis elephantoxms, welche das Museum einer ausserordentlichen Zuwendung der städtischen Behörden verdankt.

In anderer Hinsicht hochbedeutsam für die Edtwicke- lung des Museums war die sechswöchentliche Sammel- und Forschungsreise nach Oberitalien und Corsica, welche der Kustos in Begleitung zweier Vereinsmitglieder, des Herrn Kunstmaler Lorenz Müller in München und des Prä- parator G an gl off, dank der weitgehenden Unterstützung einer Eeihe hochherziger Gönner in den ersten Tagen des Etatsjahres antreten konnte. Die beträchtlichen erforder- lichen Geldmittel verdanken wir vor allem der Güte von Herrn und Frau Justizrat Poetsch, der Frau Selma Rudolph, der Herren Kommerzien- und Stadtrat Hauswaldt und Arnold, der Herren Kommerzienrat R.Wolf und Hennige, des Herrn Dr. Gruson, Herrn Rentner H. Gödecke; einen Teil der Reisekosten bestritten der Kustos Dr. Wolter s- torff und Herr Lorenz Müller aus eigenen Mitteln; endlich deckte die Stadt einen Teil der erheblichen Aus- lagen für die Beschaffung der Konservierungsmittel, die Unkosten der Aufsammlungen und gelegentlichen Ankäufe an Ort und Stelle, die hohen Frachtkosten, welche Ausgaben im ganzen fast die Hälfte der Mittel in Anspruch nahmen.

Auf der Reise wurde zunächst Turin besucht, wo im Val d'Andona grosse Aufsammlungen an prachtvoll erhaltenen Fossilien des italienischen Tertiärs (Pliocän) gemacht werden

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konnten, sodann Rapallo an der Riviera, wo Meeres- getiere aller Art, als kostbare Fische, trefflich erhaltene Aktinien, Quallen, Crustaceen, Würmer, Schnecken, Muscheln gesammelt wurden. Von Livorno erfolgte die Überfahrt nach Corsica. Hier wurde in der Umgegend von Bastia, Calvi, Vizzavona, Ajaccio ein überaus reiches Material zusammengebracht, welches ein treues Bild der charakte- ristischen Landfauna Corsicas bietet, namentlich Reptilien, Amphibien, Fische, Landschnecken, Käfer, Spinnen, Skor- pione, Tausendfüsse, Landasseln, Würmer teils in typisch südeuropäischen, teils in sehr seltenen Formen, auch manche für Corsica neue Arten fanden sich darunter. Daneben wurden wieder zahlreiche interessante Seetiere, namentlich Einsiedlerkrebse und Meeresconchylien in vielen charakte- ristischen Formen des Mittelmeeres gesammelt, endlich zahlreiche typische Gesteine.

An grösseren Schaustücken war die Reiseausbeute ursprünglich relativ arm, von einer Serie von vier pracht- vollen Fellen und mehreren Gehörnen des seltenen corsischen Mufflons abgesehen. Die auf der Reise angeknüpften gün- stigen Verbindungen ermöglichten jedoch, diese Lücke durch Verwertung der zahlreichen Dubletten auszufüllen, ohne dass dem Museum Mehrkosten erwuchsen. So konnten aus Sardinien bereits drei weitere Mufflons {d ö und jung) einer von der corsischen Varietät abweichenden Form an- gehörend, nebst einem Mufflonskelett, ein sardinisches Wild- schwein nebst einem Skelett, sardinische Wildkatzen, Füchse, Hasen, Siebenschläfer, ein Boccamela (sardinisches Wiesel) beschafft werden, alles Arten oder Unterarten, welche von den mitteleuropäischen Vertretern dieser Gattungen durch- aus verschieden sind. Hierzu kommen von Vögeln bisher ein prachtvoller Flamingo, ein mächtiger Gänsegeier, eine sardinische Schleiereule und viele kleinere Vögel von Corsica und Sardinien; ferner sardinische Reptilien und Amphibien, Käfer etc. Die Lieferungen sind aber noch lange nicht abgeschlossen.

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Dem gleichen Fonds: „Überschüsse der Corsicareise'' verdankt das Museum einen starken Eothirsch (Alttier) von Schlesien, und von den Alpen, durch Vermittelung des Dr. K. Wolterstorff, einen starken Gemsbock, zwei Murmeltiere, vier Alpenschneehasen und verschiedene Vögel, während acht Schneehühner (Alpen- und Mohrschneehuhn) von demselben dem Museum als Geschenk überwiesen wurden.

Ferner wurden für Dubletten der Corsicareise tausch- weise australische Fische, zahlreiche kleine Landtiere von Montenegro, syrische Käfer, ein westafrikanisches Schuppen- tier und Topaskrystalle vom Schreckenstein eingetauscht.

Leider konnte aus Mangel an Zeit und an Mitteln für die Kosten der Montierung, sowie an Platz bisher nur ein kleiner Teil dieses reichen Materials ausgestellt werden. Ein grosser Teil der Ausbeute, namentlich aus der niederen Tierwelt, befindet sich zur Zeit noch behufs wissen- schaftlicher Bearbeitung bei zahlreichen Fach- gelehrten des In- und Auslandes.

Was der Reiseausbeute von Italien, Corsica und Sardinien für unser Museum noch besonderen Wert verleiht, ist der Umstand, dass wir nunmehr ein reiches Material der tier- geographisch und systematisch interessanten Formen Süd- europas besitzen, welche bisher in unserer Sammlung, von Amphibien und Conchilien abgesehen, äusserst spärlich ver- treten waren.

In ebenso erfreulicher Weise wurde im Berichtsjahre die ethnographische und Kolonial-Abteilung vermehrt. Das Interesse an unseren Kolonieen gelangte so auch in unserem Museum zum Ausdruck. Schon im Vorjahre waren uns, wie oben erwähnt, von dem Herrn Adjudantgeweermaker Paul Rokohl in Soerabaia auf Java und Pastor Ostwald in Tanga, Deutsch-Ostafrika (beide geborene Magdeburger), reiche Sammlungen zum Geschenk überwiesen. In diesem Jahre trafen weitere kostbare Spenden dieser Herren ein, sodass die Kollektionen Rokohl und Ostwald jetzt zu

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den grössten AnziehuDgspimkten des Museums zählen. Bereits das Treppenhaus und der Korridor, dessen Mit- benutzung sich aus Raummangel jetzt als unabweisbar herausstellte, zeugt von dem Sammeleifer beider Herren; wir finden hier prächtige Felle von Quagga und Zebra, vom Löwen, afrikanischen Katzen und javanischen Fischottern aufgehängt, daneben zierlich geflochtene Matten von Java und Ostafrika, denen sich einige s. Z. vom Herrn Gymnasial- lehrer Kuhn gestiftete Decken aus Samoa anscbliessen. Im Museum selbst fesseln mehrere Schränke und Wand- flächen, besetzt mit den Waffen und Gewändern, den Gerät- schaften und gewerblichen Erzeugnissen der Einwohner Javas, ßorneos und Neu-Guineas meist von Herrn Rokohl und Deutsch-Ostafrikas, grösstenteils von Herrn Ost^vald ge- stiftet, das Auge. Auf eine prachtvolle Reihe von fast 50 vergifteten Pfeilen, mehr als mannslang, aus Neu- Guinea, sei besonders hingewiesen, sowie auf die Waffen und Ge- wänder der Dajaks auf Borneo. Aus Java finden wir in der Rokohl 'sehen Sammlung die altertümlichen Kris, welche man ihrer Gestalt nach als Flammen Schwerter be- zeichnen könnte, neben ihnen zahlreiche Gebrauchsgegen- stände.

Eine gleich wertvolle Sammlung verdanken wir Herrn Pastor und Missionar Ostwald aus den Missionsgebieten Ostafrikas. Hier sehen wir die alten Hausgeräte, wie den Kokosnussschaber, welcher keiner Küche fehlt, Kalebassen und Löffel von allen Formen, eine ganze Reihe hölzerner Schnupftabaksdosen verschiedener Völkerstämme, als der Wadigos, Wasaramo, Wasuaheli, Tabakspfeifen, Kämme, Gürtel, Puppen, Matten, Körbchen und Proben der Kolonialprodukte, als Rohtabak und Zedernholz von Usambara. Hierzu treten zahlreiche Musikinstrumente, sogenannte Sesen, der Wasuaheli und Wasaramo in bizarren Formen, auch die Flöte fehlt nicht.

Eine willkommene Ergänzung der Ost wald 'sehen Sammlung bildet eine kleine ausgewählte Serie von Waffen

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ostafrikanischer Völkerschaften, als Schwert, Schild, Bogen, Giftpfeile und Speere der Massai und Vapara, Vacomba, Chagga, das Geschenk eines auswärtigen Gönners, des Herrn Dr. Grevel in Düsseldorf. Herr Bergassessor Giani in Berlin stiftete Proben goldhaltigen Quarzes vom Victoria- Nyansa-See, Herr Rusche eine chinesische Uhr, Schuhe der Lappländer, Kleidungsstücke der Japaner etc., Herr Ingenieur Himmelreich eine kostbare Sammlung kunstvoll aus klarem Quarz (Opal?) hergestellter Stein-Pfeilspitzen der Indianer von Arizona. Weitere Zuwendungen hat genannter Herr freundlichst in Aussicht gestellt, in gleicher Weise wie die Herren Rokohl und Ostwald.

Von ganz besonderem Werte für unsere ethnographische Abteilung ist die Erwerbung der grossen Dr. Die sing 'sehen Sammlung von Neu-Guinea und dem BismarckarchipeL Diese kostbare Kollektion enthält gegen 200 Waffen, Kleidungs- stücke, Gebrauchs- und Schmuckgegenstände aller Art, welche in gleicher Weise von dem Urzustände wie von der Kunst- fertigkeit der Bewohner jener Inseln Zeugnis ablegen. Hier seien nur die wundervollen Kopf- und Brustschmucke, die Essschalen, die Götzenbilder und Holzmasken, die teilweise enorm langen, trefflich geschnitzten Wurfspeere, die Lanzen mit Obsidianspitzen, die Steinkeulen und Steinäxte, die Pfeil- schleudern, die Kanoeverzierungen angeführt. Als Zugabe schenkte Herr Hesse, der Bevollmächtigte Herrn Die sing's, eine prächtige polierte Rückenschale der Karettschildkröte und eine Anzahl Paradiesvögel. Es ist dies um so mehr anzuerkennen, als die Sammlung, deren reeller Werth 2—3000 Mark beträgt, dem Museum ohnedies zu dem Preise von 1000 Mark angeboten wurde. Trotzdem wäre ihre Beschaffung aus etatsmässigen Mitteln es waren in diesem Jahre zum ersten Mal 100 Mark für Ethnographie angesetzt unmöglich gewesen, wenn sich nicht auch bei dieser Gelegenheit die Opferwilligkeit unserer Mitbürger für ideale Zwecke im schönsten Licht gezeigt hätte; durch private, erst vor einigen Wochen begonnene Sammlungen wurde bereits

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der grösste Teil der Kosten gedeckt und die Aufbringung des übrigen ist in Bälde zu erhoffen.

Von Samoa konnte, dank der Subvention der städtischen Behörden, ebenfalls eine ausgewählte Sammlung ethno- graphischer Objekte erworben werden, eine Kawaschale, ein Schiffsmodell, Tauzlanzen, Kämme, Fächer, Steinbeile.

Endlich ging uns in letzter Stunde für die Kolonial- sammlung eine kleine, aber kostbare Sendung zoologischer Objekte vom Bismarckarchipel als Geschenk des Herrn Dr. Danneil, z. Z Görlitz, zu, welche genannter Herr an Ort und Stelle gesammelt hatte. Sie enthält Beuteltiere, eine Anzahl Vögel, als Papageien und Paradiesvögel, Vogel- eier und prachtvolle Käfer und Schmetterlinge.

Von den zahlreichen zoologischen Objekten, welche die Herren Eokohl und Ostwald neuerdings spendeten, konnte ausser den Fellen erst ein Teil zur Schau gestellt werden, u. a. Gehörne afrikanischer Antilopen und Geweihe des javanischen Hirsches Kidang. Auch eine kleine Kollektion prachtvoller Spritpräparate aus Afrika, von Herrn Püschel mitgebracht, harrt noch der AufstelluDg.

Unsere bereits beträchtliche Sammlung von Tieren des australischen Festlandes wurde durch eine schöne Kollektiv- Schenkung des naturwissenschaftlichen Vereins sehr bereichert. Dieselbe enthält den Ameisenigel, den Nasenbeutler, ein Skelett des Riesenkängurus, den Rabenkakadu und den berühmten Lungenfisch Ceratodus Forsteri von Queens- land.

Aus der Fülle anderer Schenkungen auf zoologischem Gebiete seien hier hervorgehoben ein Flugeichhorn von Herrn Ulrich, ein Goldfasan von Herrn Kommerzienrat Hennige, eine Bürgermeistermöve von der Bäreninsel von Herrn Maschineningenieur Wust erh aus, zahlreiche hiesige und fremde Vögel und ihre Nester, sowie einige kleine Säugetiere von den Herren Baurat Bauer, Rentner Bert og, Oberlehrer Dr. Bochow, Kreisbauinspektor Behr, Kauf- mann Betzold, Lehrer Ebeling, Primaner Eitel,

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Geheimrat von Döring, Dräger, Eisenbalinsekretär Färber, Assessor Dr. Finzenhagen, Rittergutsbesitzer Karl Fischer, Städtische Gutsverwaltung Körbelitz, Buchhänaler Kretschmann, Brauereibesitzer Morgenstern in Gr.-Salze, Brauereidirektor Matz, Stationsassistent Tornau, Dr. R. Wolters torff; ein Riesenhummer und 2 Bergenten von Herrn Fischhändler Sommer; Reptilien, Amphibien, Fische, lebend und konserviert, stifteten unser korrespondieren- des Mitglied Herr Rollinat, die Herren Nitsche, erster Vorsitzender des „Triton'^ in Berlin, Aquarienhändler Preusse in Berlin, Professor Ritter in Berkeley (Kalifornien), Lehrer Lange in Haiffa (Syrien), das indische Museum zu Kalkutta, Herr Mändl Ritter von Steinfels, Dr.Sanchez Navarro y Neumann in Cadix, Herr Warnecke in Wilhelmshaven, Herr Medizinalrat Dr. Zell er in Winnenthal.

Der Güte des Herrn Dr. Max Koch verdanken wir eine Anzahl lebender Gespensterheuschrecken, welche den Winter in unserer kleinen zoologischen Station gut tiber- standen haben.

Der geologischen Abteilung überwies Herr Professor Schreiber eine kostbare Schenkung, seine über- aus sorgfältig geordnete und für die Kenntnis des Untergrundes der Stadt Magdeburg so wichtige geologisch - paläontologische Sammlung. Mit dieser Stiftung, der Frucht mehr als dreissigjäbriger Sammel- thätigkeit, welche die wertvollste Bereicherung unserer geologischen Lokalsammlung seit Jahren bildet, ist unser Museum auch in dieser Hinsicht in den Kreis der bedeutenderen Provinzialmuseen und wissenschaftlichen Institute eingetreten.

Herr Geheimrat Schmidt schenkte dem Museum prachtvolle grosse Konkretionen aus dem Diluvialsand von Bahnhof Heudeber, Herr Hans Machlitt einen gewaltigen Antlirazitblock aus der Grube G wann- Cae-Gur wen bei Swan- sea, Herr R. Lessmann mehrere grosse Handstücke von krystallisiertem und körnigem Gyps, die städtische Bau-

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Verwaltung viele Funde aus den Kanalanlagen, Herr Direktor Massen einen mächtigen fossilen Baumstamm aus der Braunkohle.

Von weiteren Geschenkgebern seien noch genannt die Herren Gutsbesitzer B a r s i k o w , Dr. med. Best, Photograph Ehrhardt, Oberlehrer Englert, Fabrikbesitzer Förster, Dr. med. L. Fischer in Karlsruhe (Baden), Büreauassistent Frost, Lehrer Friemel, Präparator Gangloff, Professor Geitel, Lazarettinspektor Grunds te dt, Paul Hartmann, Monteur Höp er t, Klempnermeister Jokuscb, Hauptamts- assistent Jürgens, Dr. med. Jacob in Michelstadt (Oden- wald, Kreutzer, Kamke, Dr. Max Kluge, Schüler K e m p f e , die Herren Paul K n o 1 1 , Lehrer Kuhn, Drechsler- meister Möhring, Brauereidirektor Matz, Naumann, Schüler Ossner, die Herren Ingenieur Pohl, Dr. E. Schütze in Stuttgart, Museumskastellan Sommer, Stein, Museums- kurator Scharf f in Dublin, Betriebssekretär z. D. Wob ick, Sanitätsrat W i n k 1 e r in Luckau, Direktor Wohlberedt in Tribes u. a. m.

Angekauft wurden, grösstenteils aus dem von der Stadt bewilligten ausserordentlichen Zuschüsse von 1100 Mark für Beschaffung zoologischer und geologischer Objekte, ein schwarzer Panther, ein afrikanisches Ochsengehöm, ein Stutzbeutler mit Jungen, ein Kuttengeier, ein Fischadler Dunenjunge des Mäusebussards, ein Wespennest, 9 vom Kgl. Förster Gericke in Bad Reinerz meisterhaft hergestellte Biologien von Forstschädlingen, eine Sammlung deutscher Bienen, Präparat der Blutlaus, eine Seych eilen nuss, fossile Fische aus den Lebacher Schichten von Saarbrücken, Gyps- abgüsse von der Flugeidechse Fterodadylus, Ramphorhynchus, des Kiesenfrosches Latonia Seyfriedi, ein angeschliffener Goniatit mit sichtbaren Kammerscheidewänden, ein Zahn des fossilen Ceratodiis Kaupii und andere Versteinerungen, sowie einige Bestimmungsbücher.

Bei der Fülle der neuen Zugänge und bei den be- trächtlichen Ausgaben für Konservierungsmittel, Montierungs-

33

kosten, Frachtauslagen und für die Gehälter der Beamten konnte aus den etatsmässigen von der Stadt bewilligten Mitteln von 3000 Mark nur wenig angekauft werden, viel- mehr musste ein Teil des Extrazuschusses für Präparations- kosten mit in Anspruch genommen werden.

Ausserdem verdanken wir dem Wohlwollen der städtischen Behörden im abgelaufenen wie dem vorausgegangenen Etats- jahre die Beschaffung einer ganzen Reihe Schränke.

Magdeburg, den 1. April 1900.

Der Vorsteher . Der Kustos

Dr. Bochow. Dr. Wolterstorff.

Prähistorische Abteilung.

Auch in den letzten zwei Jahren sind uns leider nur wenige Altertums-Funde aus hiesiger Gegend als Geschenke zugegangen. Die Kgl. Elbstrom-Bauverwaltung überwies einen in der Elbe oberhalb Magdeburgs gefundenen „Ein- baum" (Kahn), Herr Direktor Heidtmann sandte wiederum Fundstücke von den städtischen Rieselfeldern bei Cörbelitz, Herr Sanitätsrat Dr. Behla in Luckau schenkte eine Reihe Lausitzer Gefasse und die Herren Gutsbesitzer Barsikow, Tischlermeister Laue und Schuhmachermeister Gramm Feuersteinbeile bezw. Steinhämmer. Auch der Magistrat in Schönebeck überwies eine dort gefundene Urne mit Inhalt und Gutsbesitzer Witt 1er, Gr. Sandersleben, zwei Stein- beile und zwei kleine Urnen.

Zu Ankäufen wurden in diesen beiden Jahren 815 Mark aus städtischen Mitteln verwendet. Dafür konnten 50 zusammengehörige, bei Heyrothsberge gefundene Graburnen, ein schönes Bronzeschwert aus Ungarn und eine bedeutende Anzahl kleiner typischer Fundstücke erworben werden, die

3

34

dem Museum bisher noch fehlten. Besonders erwähnt werden mögen davon die folgenden:

Ein grosser kupferner Doppelhammer, fünf kleine Beile aus Nephrit und Indeit, die bekanntlich zu den Halb- edelsteinen gehören, eine silberne Gewandnadel mit Vergol- dung und Almandinen besetzt, eine grössere Serie von römischen Schmuck- und Toiletten - Gegenständen (darunter auch goldene Ohrgehänge), eine Bronze -Lanzenspitze von ungewöhnlicher Grösse und einige für die Vorgeschichte Spaniens typische Bronzen.

Zum Vergleich mit den prähistorischen Waffen etc. wurde endlich eine Anzahl moderner Stein - Pfeilspitzen und -Hämmer von solchen Völkerschaften angekauft, die noch heute in der Steinzeit leben.

Bauer.

Notizen

des Frelherrn Ludwig von Minnigerode

zu Bockelnliagen (Südharz)

Über die von ihm gefangen gehaltenen

und über die in der Umgegend von

Bockelnhagen vorkommenden Vögel,

mufassend die Jahre 1840—1893.

Aus nachgelassenen Schiiften des Freiherrn Ludwig von Minnigerode.

Beai'beitet und zusammengestellt von Professor Dr. Blath.

37

Eine längere Reihe von Jahren hatte der Verfasser dieser Zeilen die Gelegenheit, mit dem Freiherrn Ludwig von Minnigerode (geboren 1817, gestorben 1893) zuBockeln- hagen Kreis Worbis zu verkehren, in ihm einen weit über das Mass des gewöhnlichen Liebhabers hinausgehenden Vogelzüchter und Vogelkenner schätzen zu lernen und aus seinen Beobachtungen und Erfahrungen für die eigenen Studien Vorteil zu ziehen und reiche Anregungen zu erhalten. Wer dem Verstorbenen in seinem Leben näher getreten ist, wird ihm dreierlei Vorzüge in hervorragender Weise zusprechen müssen : Eine unbegrenzte Liebe für die gefiederte Welt, eine zu jedem Opfer der körperlichen Anstrengung oder der Ausgaben bereite Freudigkeit in der Fürsorge für die gefangenen oder in der Freiheit ihn umgebenden Vögel, eine umfassende Kenntnis der einheimischen Vogelwelt, die sich mit einer Gewissenhaftigkeit der Aufzeichnungen verband, die für jeden Forscher vorbildlich genannt werden kann. Wie seine Jagdneigungen, denen er wie andere Herren seiner Familie anfangs eifrig huldigte, im Laufe der Zeit allmählich dem Forschereifer zum Opfer fielen, wie er die Jagd- ausflüge allmählich nur als eine passende Gelegenheit benutzte, seinen Beobachtungen im Freien ausgiebig folgen zu können, so dass der Lockruf eines im Gebiet seltenen Wanderers ihn aus der Jagdgesellschaft weit weglocken konnte, wie er noch im vorgeschrittenen Alter, als ihm die weiteren Ausflüge schon beschwerlich wurden, passende Nahrung für seine Pflegebefohlenen suchend bei Wind und Wetter umher- wanderte, häufig ganz erschöpft mit seiner Ausbeute zurück- kehrte, das ist allen seinen Zeitgenossen in Bockelnhagen wohlbekannt. Mit den ornithologischen Zeit- und Streitfragen blieb er durch die Lektüre der besten Zeitschriften und die Anlage einer verständnisvoll angelegten kleinen Fachbibliothek stets in Verbindung. Eine gewisse Zurückhaltung, die man

38

fast übermässige Bescheidenlieit nennen könnte, verhinderte ihn, sein reiches Wissen bei den einschlagenden Fragen mit in die Wagschale zu werfen, so dass sein Name nur einem engeren Kreise von Eingeweihten in seiner Bedeutung bekannt geworden ist.

Diese Zeilen haben den Zweck, einmal ein wertvolles Material, die handschriftlichen Aufzeichnungen des Freiherrn Ludwig von Minnigerode der Vergessenheit zu ent- ziehen und den unersetzlichen Notizen eine weitere Ver- breitung zu sichern, dann aber auch dem unermüdlichen Sammler derselben in der Forscherwelt ein wenn auch bescheidenes, doch wohlverdientes Denkmal zu errichten. Vielleicht bieten sie auch für diesen oder jenen Liebhaber die Anregung, in die Fussstapfen des Verstorbenen zu treten und zur Erweiterung der Kenntnis der deutschen Vogel weit und der Veränderungen derselben ähnliche hochinteressante lokale Bilder zu entwerfen. Möge die sinnige Liebe zur Vogelwelt die opferwillige Hingabe an die oft schwierige Beobachtung und die über allen Zweifel erhabene Wahrhaftig- keit der Aufzeichnungen für alle Nachfolger vorbildlich bleiben, dann würde dem Inhalt dieses in der Stille der Abgeschiedenheit terflossenen Lebens noch nachträglich Gerechtigkeit erwiesen werden.

Es liegen von der Hand des Freiherrn von Minnigerode zwei handschriftliche Aufzeichnungen vor : l)Bemerkungen über die von mir gehaltenen lebenden Vögel 231 Seiten 1873, 2) Verzeichnis der in der Umgegend von Bockelnhagen vorkommenden Vögel, sowie Bemerkungen über dieselben (ohne Jahreszahl).

Die Notizen zu 1 reichen bis in die vierziger Jahre zurück und sind im Jahre 1873 aus kleineren Notizbüchern zusammengetragen und bis zum Todesjahre des Verfassers 1893 gewissenhaft in Ergänzungen und Randbemerkungen weitergeführt.

Diejenigen zu 2 mögen dem Jahre 1874 entstammen, wie aus einigen Stellen hervorgeht, und sind auf dieselbe

39

Weise zusammeDgetragen und ergänzt; einzelne Angaben derselben (unter Angabe der Quellen) reichen bis in die zwanziger Jahre des 19. Jahrhunderts zurück.

Es ist meine Pflicht, der Besitzerin dieser Schriftstücke, der verwitweten Frau Inspektor Heidecke zu Bockelnhagen, für die bereitwillige Überlassung derselben an dieser Stelle meinen herzlichsten Dank auszusprechen. Die Notizen enthalten übrigens ausser dem in den folgenden Zeilen im Auszuge enthaltenen Inhalte eine solche Fülle von wichtigem Beobachtungsmaterial für Züchter und Forscher, hauptsächlich für Biologen, dass es sehr zu bedauern wäre, wenn sie für alle Zeit unzugänglich gemacht würden.

Die Veröffentlichung des Inhalts der genannten beiden Schriftstücke geschieht wohl am besten durch die Einleitung welche der Verfasser selbst seinen Notizen vorangestellt hat, weil sie dem Leser einen genauen Einblick in die Denkweise und die Schreibart des Verfassers geben und in denkbar fester Form den Eahmen liefern, dem die Einzel- bilder eingefügt sind. Jede Veränderung irgend welcher Art wurde dabei ausgeschlossen.

Die Einleitung zu 1: Bemerkungen über die von mir gefangen gehaltenen Vögel, lautet:

„Schon seit meiner frühesten Jugend fühlte ich das grösste Interesse für alle lebenden Tiere, namentlich aber für die Vögel. Ich habe deren fast immer in Käfigen, oder in einer Kammer gehalten, und mich an ihrem Wesen und an ihrem Gesänge stets ergötzt, sowie auch Beobachtungen an ihnen angestellt. Meine bevorzugten Lieblinge waren stets die verschiedenen Finkenarten und die ihnen verwandten Vögel, und habe ich immer gesucht, in soweit dies überhaupt möglich war, recht verschiedene Arten zusammen zu halten und zu füttern. Viel Beobachtungen habe ich über sie in meinen Tagebüchern aufgespeichert, andere in meinem Gedächtnisse aufbewahrt. Ich beabsichtige nun, in Nach- stehendem alles das anzuführen, was mir in bezug auf die von mir gehaltenen Vögel in ihrer Eigenschaft als Stuben-

40

Vögel als bemerkenswert aufgefallen und vorgekommen ist, und werde ich daher alle die, welche ich jemals besessen, einzeln aufführen und über sie das Nötige sagen. Betreffs der Reihenfolge befolge ich die von Dr. Brehm in seinem Tierleben angewandte, weil mir diese die natürlichste und richtigste zu sein scheint."*)

Die etwas längeren besonders wertvollen einleitenden Bemerkungen zu 2: Verzeichnis der in der Umgegend von Bockelnhagen vorkommenden Vögel, sowie Bemerkungen über dieselben, lauten:

„Zunächst einige Worte über das Terrain, welches mir Gelegenheit gegeben hat, mich mit der daselbst vorkommenden Vogelwelt zu beschäftigen. In erster Linie umfasst dasselbe das Dorf Bockelnhagen, meinen Wohnort, mit seiner Flur, in zweiter die angrenzenden Feldmarken der Ortschaften Weilrode, Silkerode, Zwinge und teilweise Weissenborn. Selbige liegen sämtlich im Kreise Worbis (Eeg.-Bez. Erfurt Provinz Sachsen, Preussen), bilden dessen äussersten west- lichen Winkel und sind- auf drei Seiten vom Kreise Osterode und, zwar speziell von den Ämtern Duderstadt und Herzberg am Harz (Provinz Hannover, Landdrostei Hildesheim) ein- geschlossen, während die Gemarkungen von Bockelnhagen und Weissenborn östlich mit dem Kreise Nordhausen in Berührung kommen. Bockelnhagen ist von dem auch in weiten Kreisen bekannten Kaltwasserbade Lauterberg im Stidharze ungefähr eine Meile in südlicher Richtung entfernt. Genannte Gemarkungen mögen zusammen wohl einen Flächen- inhalt von 18,000 Morgen an Äckern, Wiesen, Forsten und Weiden haben. Die Gegend ist durchaus bergig, und sind die Berge (Vorberge des Harzes) von vielen schmalen, zum Teil als Wiesen benutzten, meist auch von kleinen Wasser- läufen berieselten Thälern und Senkungen durchschnitten. Ein einziges sich allmählich erweiterndes Thal ist bis auf mehrere hundert Schritte breit und von einem grösseren Bache, der die meisten übrigen aufnimmt und bei dem

*) Später durchstrichen.

41

Dorfe Zwinge den Namen Eller erhält, durchströmt. Er gehört zum Wesergebiet und ergiesst sich etwa drei Stunden westwärts bei dem hannoverschen Dorfe Rüdershausen bei Gieboldehausen in den durch seine umfang- und wasser- reiche Quelle berühmten Ruhmefluss, um mit diesem ver- einigt der Leine bei Northeim zuzufliessen. Der äusserste östliche Teil der Fluren von Weissenbom, Bockelnhagen und Weilrode gehört dem Eibgebiet an und fliessen die dort ent- springenden Bäche in die Helme, einen Seitenfluss der Unstrut. Die Berge erbeben sich bis zu 900 Fuss über die Ostsee und sind mehr oder weniger steil. Das Klima ist in den durch verschiedene Anhöhen geschützten Thälern einigermassen mild, sonst aber verhältnismässig rauh, wenigstens im Winter und Frühjahr, wenn die vom Harze kommenden Nord- und Ostwinde vorherrschen.

Die Bodenformation ist zum bei weitem grössten Teile bunter Sandstein, zum kleineren Muschelkalk. Mit massigem Erfolge werden die gewöhnlichen Feldfrüchte gebaut.

In den Gemarkungen von Weilrode, Bockelnhagen und Silkerode befinden sich ungefähr 3000 Morgen Laubholz- waldungen, teils einen grösseren Komplex, teils kleinere Feldhölzer bildend. Sie werden als Mittelwald bewirtschaftet und sind Privateigentum. In ihnen ist als Baum die Rot- buche (fagtis syloaticaj, demnächst die Eiche vorherrschend, dann treten häufiger die Hain- oder Weissbuche (carpiniis hetuJusJy die Espe, die Birke, an geeigneten Orten auch die gemeine Erle, seltener der Ahorn und, auf Kalkboden die Esche auf. Das Unterholz besteht hauptsächlich aus Hainbuche und Hasel, unter welchen die anderen oben- genannten Bäume in Strauchform, ferner Sahlweiden, Eber- eschen, Schneeball, Vogelkirschen, Faulbaum, Spindelbaum, (evomjmusjj Kreuz-, Weiss-, Schlehendorn, Hundsrosen, Brombeersträucher, Heidelbeeren, Heide, Stachelbeersträucher, wilder Apfel etc. sich mehr oder weniger häufig zeigen.

Circa 300 Morgen, davon eine zusammenhängende Fläche von mehr als 200 Morgen in Weilrode, sind mit

42

Nadelholz verschiedenen Alters, und zwar vorzugsweise mit Fichten (pinus picea)^ zwischen welchen einzelne Föhren und Lerchen auftreten, kleinere Parzellen auch mit Weiss- tannen (pinus ahiesj, Föhren (pinus sylvestrisj^ Schwarz- kiefern bepflanzt.

Die Feldmark von Zwinge hat keine Waldungen, wird aber auf der Westseite von solchen begrenzt.

In der Flur von Weissenborn befinden sich bedeutende fiskalische Forsten, meist Buchen -Hochwald, dessen zum Teil alte Bäume in ihren Höhlungen manchen Vogelarten geeignete Nistplätze bieten.

Überhaupt ist die ganze Gegend, abgesehen vom nahen Harzwalde, mit grösseren oder kleineren Holzungen, fast nur Laubwald, reich gesegnet.

Grössere Wasserflächen, auch Teiche existieren hier nicht mehr, und ist Bruch und Sumpf kaum oder doch nur in ganz kleinen Plätzen vorhanden, wozu namentlich der Umstand beigetragen hat, dass in neuerer Zeit viel für Entwässerung der Wiesen geschehen ist. Dies der Grund, dass die wenigen hier überhaupt vorkommenden Vogelarten, deren Existenz an das Wasser gebunden ist, jetzt sich weit seltener als sonst, manche gar nicht mehr zeigen, während früher wenigstens einige zeitweise an gewissen, ihnen zu- sagenden Orten zu treffen waren, teilweise auch brüteten.

Soweit über hiesige Gegend. Im folgenden habe ich auch die plattdeutschen Benennungen der einzelnen Vögel, soweit solche hier gebräuchlich sind, angeführt. Im allgemeinen verhält sich die hiesige, dem niedersächsischen, plattdeutsch- redenden Stamme angehörende bäuerliche Einwohnerschaft gegen die gefiederten Geschöpfe, natürlich mit Ausnahme des Hausgeflügels, höchst gleichgiltig, und zeigt sich dies auch darin, dass viele, selbst nicht selten vorkommende Vögel, ihr so gut wie unbekannt sind und daher keinen besonderen Namen haben, oder mit andern, ähnlich gefärbten zusammengeworfen werden. Ganz im Gegensatz zu den benachbarten Bewohnern des Harzes, welche übrigens einen hochdeutschen Dialekt sprechen, hält der Handwerker oder

43

Ökonom hier keine Vögel in Gefangenschaft, und ausser dass die Dorfknaben hin und wieder im Herbste mit Sprenkeln den Kotkehlchen nachstellen, befasst sich keiner mit ihrem Fange." Die folgenden Tabellen, in denen ich die für die Zwecke des Berichts brauchbaren Notizen zusammenzufassen versuche, könnten vielleicht anderweit eingerichtet sein, leider liegt aber, wie ich mich überzeugt habe, kein fester Canon der Zusammenstellung in den vereinbarten Rubriken vor, ich sah mich infolge dessen genötigt, die angewandte Form, bei der ich mich am besten mit dem Inhalt abfinden konnte, zu wählen ohne dabei irgendwie auf Vorbildlichkeit derselben Anspruch zu erheben. Die reichen biologischen Notizen des ersten Heftes, die nur tür Züchter, für diese aber auch einen hohen Wert haben, sind von der Betrachtung an dieser Stelle ausgeschlossen, sie können vielleicht an anderer Stelle von berufenerer Hand Verwertung finden, da sie zu einem Tierleben in der Gefangenschaft überaus reichliche und sicher schätzenswerte Beobachtungen enthalten. Den Hauptton möchte ich auf den Inhalt des zweiten Heftes legen und den des ersten im wesentlichen nur als Beweis für die Berechtigung anführen, wenn ich die Aufzeichnungen des zweiten für so hochwertig ansehe.

Der Wert des Beobachtungsmaterials aus dem Gebiet der freilebenden Vögel erhöht sich auf das doppelte, wenn der Beobachter zugleich erfahrener Züchter fremder und einheimischer Vögel ist, wie es der Verfasser der beiden Hefte war; sind es doch in der That 102 verschiedene Arten von Vögeln, die der Freiherr von Minnige rode in Käfigen und in Vogelstuben gehalten hat, wozu noch eine ganze Anzahl von schwierigen Bruterfolgen, Kreuzungen etc. hinzutreten. Die Namen sind bei 1) die in Brehms Gefangene Vögel grossgedruckten, also bevorzugten, bei 2) die in derselben Hinsicht in Brehms Tierleben gewählten; es geschah, wennglich schwere Bedenken dagegen erhoben werden können, im wesentlichen aus pietätvoller Rücksicht auf den Verfasser, dessen Lieblingsschriftsteller Brehm gewesen ist.

44

T

abell

e I.

l

s

Deutscher !Name Lateinischer Name

Anzahl der

gehaltenen

Vögel

Zeit

Längste Lebensdauer

Brnterfolg,

Anzahl

nnd Jahr

1

Hochvögel Volucres

Der Unzertrennliche Psittacula puUaria

1 Paar

79 80

2 1 Sperlingspapagei 1 Psittacula passerina

1 Paar

78-81

3

3

Portoriko-Amazone Ghrysotis vittata

1

42-67

25

4

Cuba-Amazone Ghrysotis leucocepliala

1

72-73

verkauft

5

Inka-Kakadu PUctolophus Leadbeateri

1

72

verkauft

6

Neuholländische Njonphe Callipsittacus Novae Hollandiae

5

71-73

7

Wellensittich Melopsittacus undulatus

viele

63-64

viele

8

Blaurake Coracias garrula

2

60

9

Fänger Raptatores

Sperber Astur nisus

1

?

«

10

Bussard Buteo vulgaris

mehrere

?

in Freiheit gesetzt

11

Steinkauz Athene noctua

1

?

in Freiheit gesetzt

12

Sperlingsvögel

Passeres

Rotkehlchen JErythacus rubecula

einige

im Winter gepflegt

in Freiheit gesetzt

13

Hausrotschwanz Ruticilla titys

1

im Winter gepflegt

in Freiheit gesetzt

14

Misteldrossel Turdus viscivorus

1

gepflegt als jung. Vogel

in Fi-eiheit gesetzt

45

6

Deutscher Name Lateinischer Name

Anzahl der

gehaltenen

Vögel

Zeit

Längste Lebensdauer

Brnterfolg,

Anzahl

nnd Jahr

15

Singdrossel Turdus musicus

viele

40—93

16

Rotdrossel Turdus iliacus

viele

40-93

17

Wachholderdrossel Turdus pilaris

1

12

18

Ringdrossel Turdus torquatus

1

74-75

in Freiheit gesetzt

19

Amsel

Turdus merula

viele

40-93

20

Plattmönch Sylvia atricapilla

2

21

Heckenbraunelle Accentor modularis

\iele

40-90

1 St. 83

22

Feldlerche Alauda arvensis

mehrere

40 -93

23

Haubenlerche Gdlerita cristata

mehrere

64-93

24

Heidelerche Alauda arhorea

1

53-54

25

Alpenlerche Otocoris alpestris

3

83-87

3V2

26

Schneeammer Pleetrophanes nivalis

8

55, 79, 84,

85-92

7

27

Grauammer Emberiza miliaria

mehrere

40-93

28

Goldammer Emberiza citrinella

viele

40-93

1

29

Gartenammer Emberiza hortulana

mehrere

40-93

30

Weidenammer Emberiza aureola

1 Paar

85-92

7

31

Rohrammer Emberiza schöniclus

mehrere

40-93

46

d

Deutscher Name Lateinischer Name

Anzahl der

gehaltenen

Vögel

Zeit

Längste Lebensdauer

Brnterfülg,

Anzahl

nnd Jahr

32

Buchfink Fringilla coelebs

wenige

40-93

33

Bergfink

Fringilla montifringilla

viele

40-93

34

Grünling Chlorospiza chloris

viele

40-93

35

Citronzeisig Citrinella alpina

3 Paar

84 86 92

36

Zeisig Chrysomitris spinus

Adele

10 stück in 3 Brüten

79, 80, 81

37

StiegUtz

Carduelis elegans '

viele

53 -93

ist. 84, Bastard mit Kanarienv. mehrfach 84, 87

38

Hänfling Cannabina linota

viele

40-93

39

Berghänfling Cannabina flavirostris

mehrere

65-78

40

Leinfink Linaria rubra

mehrere

53-91

8

1 Bastard, Lein- fink und Zeisig 5 Jung, a.3 Brut.

41

Haussperling Fasser domesticus

1 Albino

9

42

Feldsperling Passer montanus

mehrere

43

Kirschkernb eisser Coccothranstes vulgaris

4

77-81

44

Rosenbrustknacker Hedymeles ludoviciana

1

90

45

Grauer Kardinal Paroaria cucullata

1 Paar

75

46

Roter Kardinal Cardinalis virginiacus

1

76

47

Girlitz

Serinus hortulanus

12

41-87

4

4 Bastard mit Kanarienvogel- weibchen

48

Kanarienvogel Serinus canarius

viele

40-93

viele

47

d

t

Deutscher Naine Lateinischer Name

Anzahl der

gehaltenen

Tögel

Zeit

Längste Lebensdauer

Bruterfolg,

Anzahl

und Jahr

1 49

Kanningimpel Carpodacus erythrinus

3

1 81-87

4 u. 2 Brüten

86. 87

50

Gimpel

Pyrrhula vulgaris

viele

66 -74

viele

51

Heckengimpel Pinicola enucleator

4

78-81

52

Kiefemkreuzschnabel Loxia pityoiisiUacus

1 Paar

47

53

Fichtenkreuzschnabel Loxia curvirostra

mehrere

78-88

3

54

Weissbincl. Kreuzschnabel Loxia hifasciata

2

88

55

Bandvogel Sxjermestes fasciata

5

71-83

3 St. 71, 2 St. 72,

6 St. 73, ist. 74,

2 st. 75, 3 St. 78,

2 St. 79

56

Nonnenvogel Spermestes maja

6

77-83 85—91

57

Elstervögelchen Spermestes cucullata

5

71-77

58

Silberschnabel Spermestes cantans

6

76-90

59

Bronzemännchen Spermestes striata

6

75-85

60

Muskatvogel Spermestes punUularia

1 Paar

78-85

7

61

Jakobin

Spermestes malaccensis

1 Paar

79

62

Bondol

Spermestes ferruginea

3

81-86

63

SchUffmk

Spermestes castanothorax

1 Paar

79-82

4 St. 81

4 St. 82

64

Worabe

Pyromelana melanogastra

4

85-90

3 St. 87, 3 St. 83, ist. 90

65

Paradiswida Vidua paradiesa

2 Paar

77-86 91

9

66

Feuerfink

Pyromelana franciscana

viele

71-90

9

2 St 84, 2 St. 85. V St. 86, 3 St 87

48

-1

Deutscher Name Lateinischer Name

Anzahl der

gehaltenen

Vögel

Zeit

Längste Lebensdaner

Brnterfolg,

Anzahl

und Jahr

67

Reisvogel Oryzornis oryzivora

14

55-89

5 St. 81, 4 St. 85, 3St.8S

68

Papstfink Oyanospiza ciris

6

79-89

10

69

Indigovogel Oyanospiza cyanea

4

73-78

70

Grauastrield Uabropyga cinerea

4

73-90

71

Orangebäckchen Hdbropyga melpoda

1 Paar

74—79

5

72

Goldbrüstchen Habropyga suhflava

5

76-85

9

73

Schmetterlingsfink Uraeginthus phoenicotis

7

73-91

74

Tigerfink

Pytelia amandava

1 Paar

74-83

9

75

Amaurantfink Pytelia minima

1 Paar

77

4 St. 77

76

Schönbürzel Pytelia perreini

1 Paar

79-84

5

77

Stahlfink

Hy pocher a nitens

5

73-90

78

Zebrafink Zonaeginthus castanotis

6

75-89

4 St. 85, 2 St. 86,

1 St. 87, 6 St. 68,

2 St. 89

79

Diamantvogel Zonaeginthus guttatus

1 Paar

78-79

80

Buntschnabelweber Ploceus sanguinirostris

6

76-85

81

Bäffchenammerfink Zonotrichia albicollis

3

77-81

82

Staar

Sturnus vulgaris

mehrere

83

Kolkrabe Corvus corax

1

getötet

84

Rabenkrähe Corvus corone

mehrere

in Freiheit gesetzt

49

d

Deutscher Name Lateinischer Name

Anzahl der

gebalteneD

Vögel

Zeit

Längste Lebensdaaer

Bruterfolg,

Anzahl

nnd Jahr

85

Nebelkrähe Corvus cornix

mehrere

in Freiheit gesetzt

86

Saatkrähe CoTVus frugilegxis

mehrere

in Freiheit gesetzt

87

Dohle

Corvus monedula

3

1 1

88

Tannenhäher Nucifraga coryocatactes

1

64

in Freiheit

gesetzt 1

89

Elster

Pica caudata

mehrere

1

90

Häher

Garrulus glandarius

mehrere

in Freiheit!

gesetzt

91

Raiibwürger Lantus excuUtor

1

i

!

92

Seidenschwanz Ampelis garrulus

11

59, 83

93

Pirol

Oriolus galhula

3

94

Kohlmeise Farus major

mehrere

95

Blaumeise Farus coeruJeus

wenige

96

Sumpfmeise Farus palustris

wenige

97

Lachtaube Columba risoria

2 Paar

98

Laufvögel - Cursores

Rebhuhn Ferdix cinerea

mehrere

99

Wachtel

Coturnix communis

viele

100

Kranich Grus cinerea

1

56

101

WiesenschnaiTcr Crex pratenis

mehrere

102

Tüpfelsumpfhühnchen Gallinula porzana

mehrere

50

Tabelle

IL

i

Deutscher Name Lateinischer Name

BrutTOgel

Standvogel

Zng

frühest( Ankunf

1

Hochvögel Volucres

Kukuk

Cuculus canorus

häufig

2

Eisvogel Alcedo isjnda

selten

regelmässig

3

Blaurake Coracias garrula

4

Nachtschwalbe Caprimulgus europaeus

23/5 6

5

Mauersegler Cypselus apus

in wenigen Paaren, fast verschwunden

28/4 6

6

Grünspecht Picus viridis

nicht selten

regelmässig

7

Grauspecht Picus canus

8

Buntspecht Picus major

nicht selten

regelmässig

9

Mittelspecht Picus medius

selten

regelmässig

10

Kleinspecht Picus minor

11

Wendehals Jynx torquilla

häufig

3 4 U

12

Fänger Raptatores

Baumfalk Falco suhbuteo

13

Turmfalk

Falco tinnunculus

nicht selten

beobachtet am 29/2 60, 15/11 71, 9 12 86

14

Merlin

Falco aesalon

15

Hühnerhabicht Astur palumharius

selten

regelmässig

51

r 0 g: e 1

akunft Abzug

spätest. Abzug

StrichTOgel

Bemerkungen

regelmässig

8^

1

22/9 68 28/9 70

einmal 6,5 49

regelmässig * 10*

23/1080

* 8*

1/9 90

nicht selten im Winter

sehr selten

regelmässig * 9*

regelmässig

1

2/10 64, 13/10 87, beide erlegt

52

1

1—3

Deutscher Name Lateinischer Name^

BrutYogel

Standyogel

Zug

früheste Ankunft

16

!

Sperber Astur nisus

nicht selten

regelmässig

17

Steinadler Aquila fulva

18

Königsweih Milvus regdlis

nicht selten

20/2 49

19

Milan Milvus ater

20

Kornweih Circus cyanus

selten

27^3 67

21

Bussard Buteo vulgaris

häufig

regelmässig

22

Rauchfussbussard Arcliibuteo lagopus

23

Wespenbussard Pernis apivorus

einmal 89

24

Uhu

JBubo ignavus

25

Waldohreule Ohis vulgaris

häufig

regelmässig

2(3

Sumpfeule Otus hrachyoius

27

Waldkauz Syrnium aluco

häufig

regelmässig

28

Schleierkauz Strix flammea

nicht selten

regelmässig

29

Steinkauz Athene noctua

nicht selten

regelmässig

30

Sperlingsvögel Passeres

Nachtigal Luscinia vera

bis Anfang der fünfziger Jahre

31

Tundrablaukehlchen Cyaneeula suevica

25/3 5.-

53

T 0 g e 1

Lnkunft Abzug

spätest. Abzug

Strichvog^el

Bemerkungen

6/11 41, 16,11 56, 16/11 65, 3/12 65, 20/12 65, 6,11 73, 4/12 77

regelmässig ?^ 10*

23/1178

29/12 88, 31/12 88

23/4 65

ziemlich, regelmässig 4. Sept., Okt. äufiger seltener

27/10 62, 7/10 68, 30/9 65, 16/1 66, 17/11 70, 1/11 78, 26/11 83, 5/11 87

21/9 60

selten, 27/3 73, 13/3 85

Herbst 83 nicht selten,

17/4 84, 3/12 87

Iten, 8/5 64, 5* 65, ) 6S 5/5 70, 16/5 79

seit Anfang der fünfziger verach wunden, durch Wegfangen vernichtet

,: 9*

Jgelm., aber wenige

54

c

Deutscher Name Lateinischer Name

BrutTOgel

Standvogel

Zu

frühes Anku

32

Rotkehlchen Enjthacus rubecula

gemein

regelmässig

33

Hausrotschwanz RuticiUa titys

gemein

34

Gartenrotschwanz Butialla jyhoenicurus

nicht selten

35

Steinschmätzer Saxicola oenanthe

häufig

36

Braunkehlchen Pratincola rubetra

bis 88 selten, dann verschwunden.

37

Schwai-zkehlchen Pratincola rubicola

selten, jetzt ver- schwunden

6/3 (

38

]\listeldrossel Turckis viscivorus

nicht selten

einmal, 76—77

39

Singdrossel Turdus musicus

häufig

40

Wachholderdrossel Turdus xnlaris

41

Rotdrossel Turdus iliacus

selten, 16/8 58 1 St., 31/8 83 2 St.

42

Ringdrossel Turdus torquatus

43

Amsel

Turdus merula

häufig

regelmässig

44

Wasserschwätzer Cinclus aquatius

einmal, 31/8 64

45

Zaunkönig Troglodytes x^arvulus

häufig

regelmässig

46

Mönchsgrasmücke Sylvia atricapilla

häufig

47

Sylvia nisoria

häufig

48

Domgrasmücke Sylvia cinerea

häufig

49

Garten grasmücke Sylvia hortensis

häufig

55

Vogel

Lnkunft Abzug

spätest. Abzug

StrichTogel

Bemerkungen

regelmässig

9*

19/1151

regelmässig * 9*

27/9 61

regelmässig

9*

12/1063

häufig

9*

seit 88 verschwunden als Brutvogel

jetzt als Zugvogel verschwunden

13/1059

seit 80 verschwunden als Zugvogel

regelmässig

regelmässig * 10^

regelmässig 0* 4^

häufig und 0 * regelmässig 4 *

regelmässig

IOhc

17/1162

regelmässig

regelmässig * 10*

5/11 77

regelmässig « 9*

regelmässig » 9*

regelmässig * 9*

56

1

Deutscher Name Lateinischer Name

BrutTOgel

Standvogel

Zug

fi-ühest Ankunf

50

Gartensänger Hypolais icterina

selten

51

Waldlaubsänger Phyllo^yneuste sihüatrix

häufig

52 Fitislaubsänger

Phyllopneuste trocMlus

häufig

53

Wintergoldhähnchen Begulus cristatus

nicht selten

regelmässig

54

Sommergoldhähnchen Begulus ignicapülus

55

Weidenlaubsänger Fhyllopneuste rufa

nicht selten

56

Sumpfrohrsänger Acrocephalus palustris

selten, 60 2 Paar, 61, 6-2, 81, 83, 88, 91 1 Paar

57

Binsenrohrsänger Acrocej)halus aquaticus

selten

48-49 -^ St., 74-75 1 St.,

81-82 2 St , 82 83 1 St.,

83-84 1 St

8/2 Sl

58

Waldflüevogel Äceentor modularis

häufig

59

Bachstelze Motacilla alba

gemem

25/2 6

60

Gebirgsstelze Motacilla sulfurea

einmal, 67

wenige, aber ziemlich regelmässig

61

Schafstelze Motacilla flava

62

Wiesenpieper Änthus pratensis

nicht selten

59, 61 je ein Stück, 64 mehrere

63

Brachpieper Anthus campestris

64

Baumpieper Anthus arboreus

häufig

65

Feldlerche Alauda arvensis

häufig

60-61 sehr viele

66

Haubenlerche Galerita cristata

67

Heidelerche Alauda arborea

selten

50, 53, 59, 70

57

T 0 g e 1

nkunft Abzug

spätest. Abzug

Strichvogel

Bemerkungen

regelmässig * 9*

regelmässig * 9*

regelmässig

* 9*

Iten

/3 61, 12/4 70, 16/4 75,

>nst nicht beobachtet

regelmässig

20,1062

ine Angabe derselben

regelmässig * 10*

11/11 51

regelmässig

?

regelmässig * 10*

29/1052

Albino, 23 8 54 erlegt

regelmässig * 10*

regelmässig * 9*

regelmässig * 11*

regelmässig » 9*

21/9 85

regelmässig * 9*

regelmässig

10^

70, 71, 75, 85

aufgetreten seit 60

regehnässig * 10^

58

d

Deutscher Name Lateinischer Name

Brutvogel

Standvogel

Zu

frühest Ankun

68

Grauammer Emberiza miliaria

69

Goldammer Emheriza citrinella

gemein

regelmässig

70

Gartenammer Emheriza hortulana

71

Rohrammer Emheriza schöniclus

72

Sehneeammer Flectrophanes nivalis

73

Edelfink Fringilla coelehs

gemein

regelmässig

74

Bergfink

Fringilla montifringilla

75

Hänfling Cannubina linota

häufig

selten, 59—60

76

Grünling CMorospiza chloris

häufig

nicht selten

77

Zeisig Chrysomitris spinus

78

Stieglitz Carduelis elegans

häufig

regelmässig

79

Leinfink Linaria rubra

80

Haussperling Passer domesticus

gemein

regelmässig

81

Feldsperling Fasser montanus

gemein

regelmässig

82

Kernbeisser Coccothrausies vulgaris

nicht selten

öfter

83

Girlitz

Serinus hortulanus

84

Gross-Gimpel Pyrrhula major

85

Gimpel

Pyrrhula europaea

eimnal 60

59

Vogel

nkiinft Abzug

spätest. Abzug

StricliTOgel

Bemerkungen

47, 54, von 60 an regelmässig

aufgetreten seit 47

2 47 der erste, 1 54 der zweite, häufig seit 63, "wenn auch nicht alle JaJire

selten, 16/5 63 1 St. 3/5 80 4 St.

aufgetreten seit 63

selten

11*

24/1169

selten, 41, 54, 55, 60, 68, 75 15 St.

Albino 56, 90

jgelmässig, die Mehr- zahl der Weibchen

häufig, wenn auch nicht 9^ alle Jahre 4*

ausnahmsweise 5 St gesehen v. 5—8/5 61

regelmässig

regelmässig * 10*

Albino 51

häufig im Winter, im Sommer 46, 71 junge Yögel beobachtet

V n 43—90 in 23 Jahren nicht erschienen, häufig 47, 52, 55, 62, 63, 66, 69

scheint in starker Ab- nahme begriffen, seit 81 sehr selten

ein Exemplar 12, 41

gefangen und mehrere Jahre erhalten

wenige, aber regelmässig 11* 1*

wenige, aber regelmässig

60

1

s

Deutscher Name Lateinischer Name

Brutvogel

Standvogel

Zr

frühe Anku

86

Kiefemkreuzschnabel Loxia intyopsittacus

87

Fichtenki-euzschnabel Loxia curvirostra

48, 60, 67, 80

88

Staar

Sturnus vulgaris

häufig

53, 62—63, 72-73,

77-78

89

Kolkrabe Corvus corax

selten, Brtitvogel bis Anfang der vierziger Jahre

90

Rabenkrähe Corvus corone

gemein

regelmässig

91

Nebelkrähe Corvus cornix

92

Saatki-ähe Corvus frugilegus

93

Dohle

Corvus monedula

nicht selten

regelmässig

94

Nussknacker Nucifraga caryocatactes

95

Elster

Pica caudata

nicht häufig

regelmässig

96

Häher

Garrulus glandarius

häufig

regelmässig, fehlt 87—88 (schneereich)

97

Raubwüi'ger Lanius excuhitor

nicht selten

regelmässig

98

Grauwürger Lanius minor

99

Rotkopfwüi'ger Lanius Senator

selten

26/4

100

DoiTidreher Lanius collurio

häufig

regelmässig

101

Rauchschwalbe Hirundo rustica

häufig

7/4 i

102

Mehlschwalbe Hiru/ndo urhica

häufig, in einigen Jahren selten

103

Uferschwalbe Cotyle riparia

früher nicht selten

61

r 0 g e 1

ikuuft Abzug

spätest. Abzug

Strichvogel

Bemerkungen

selten, 1 Paar 20/11 47, 20,12 66 1 St.

nicht selten

Albino 1870

verschwunden aus dem Grtbiet seit Anfang der vierziger Jahre

Oktober-März immer seltener werdend

verschwunden seit 90

Herbst und Winter in Scharen

Mitte September - November 44, 50, 59, 64, 85, 88

selten, 7/5 59

selten ■. 9*

als Brutvogel seit 80 ver- schwunden, als Zugvogel etwas spätpr

regelmässig

i Q

24/9 62

regelmässig i 9*

19/1087

regelmässig

9*

14/10

n grösser aesellseh.

Albino 56

I) die letzte gesehen

in den 30er Jahren verschv/unden

62

i

2 ^

Deutscher Name Lateinischer Name

Brutvogel

StandTOgel

Zi

fmhe Anki]

104

Fliegenfänger Muscicapa grisola

häufig

105a

Graiirück. Fliegenschnäpper Muscicapa muscipeta

früher nicht selten

105b

Trauerfliegenfänger Muscicapa atricapilla

wohl identisch

106

Seidenschwanz Ampelis garrulus

107

PÜ'Ol

Oriolus galbula

nicht selten

17,4

108

Kohlmeise Parus major

häufig

regelmässig

109

Tannenmeise Parus ater

nicht selten

regelmässig

110

Blaumeise Parus coeruleus

häufig

regelmässig

111

Haubenmeise Parus eristatus

selten

regelmässig

112

Sumpf m eise Parus palustris

häufig

regelmässig

113

Schwanzmeise Acredula caudata

selten

fast alljährlich. 75, 76, 84, 85, 86, 87 verschw.

114

Kleiber Sitta caesia

nicht selten

regelmässig

115

Baumläufer Gerthia familiaris

häufig

regelmässig

116

Wiedehopf Upupa epops

früher nicht selten, jetzt verschwunden

1/4

117

Ringeltaube Columba palumbus

häufig

57/58, 59/60, 60/61, 62/63, 63/64, 64/65

118

Hohltaub c Columba oenas

selten

54/55, 69/70

20/2

119

Turteltaube Turtur vulgaris

selten

27/4

63

r 0 gr e 1

iikunft Abzug

spätest. Abzug

Strichvogel

Bemerkungen

regelmässig * 9*

22/9 62

'

selten

9*

30/9 54

seit 75 als Bmtvogel verschwunden

in einigen Jahren häufig 10, 59, 66, 67

regelmässig

8=,

27,8 71

*

selten 'ät 8*

als Brntvogel verschwun- den seit der Mitte der 80er Jahre

regelmässig *= 10*

j regelmässig

•* 10 *

! regelmässig

•, 9*

17;9 78

seit Anfang der 60er Jahre als Brutvogel aufgetreten

64

Ä

rS ^

Deutscher Name Lateinischer Name

BrutTOgel

Standvogel

Zu

fmhes Anku]

120

Laufvögel Cursores

Fausthuhn Syrrhaptes paradoxus

121

Auerhuhn Tetrao uroqallus

fmher bis in die 20er Jahre

122

Haselhuhn Bonasia betulina

123

Rebhuhn Perdix cinerea

häufig

regelmässig

124

Wachtel

Coturnix communis

selten

125

Edelfasan Phasinnus colchicus

126

Grosstrappe Otis tarda

127

Kibitz

Vanellus cristatus

128

Halsbandregenpfeifer Charadrius hiaticula

]29

Waldschnepfe Scolopax rusticola

bis Mitte der '^Oer Jahre, dann wieder 6i, 7'J, 71

130

Mittelschnepfe Gallinago major

fmher Bmtvogel

73/74 5 Stück

131

Heerschnepfe Gallinago gallinaria

132

Flussuferläufer Actitis Jnjpoleucos

133

Bruchwasserläufer Totanus ochropus

134

Hausstorch Ciconia alba

25,3

135

Schwarzstorch Ciconia nigra

136

Fischi-eiher Ardea cinerea

137

Kranich Grus cinerea

65

Vogel

nkunft Abzug

spätest. Abzug

Striclivogel

Bemerkungen

26/5 63

24 2 68, Henne

verschwimden

in den 20er 40er Jahren laut Jahrbuch 4 St. erlegt

verschwunden

regelmässig

9^

24/1064

16/11 48 ein männlicher Fasan geschossen

55, 65, 75, 76

regelmässig

10,.

inmal erlegt bei Nebel 2/11 68

regelmässig

seit 71 als Bmtvogel verschwunden

regelmässig

als BiTitvogel ver- schwunden

sehr selten, 18/1 72

elten, 41, 47, 55, 57 und später

elten, 61, 62, 73, 74 und später

regelmässig

selten, 70, 79, 85

nicht selten

nicht selten * 11*

14/1148

Deutscher Name T<ateinischer Name

BrutTogrel

Standvogel

Z

fiiih Ank

138

Wasserralle Mallus aquaticiis

139

Wiesenknarrer Crex pratensis

früher häufig, jetzt selten

27/?

140

Tüpfelsumpfliühnchen GalUnula porzana

bis 40er Jahre

141

Teiclihülmciien Stagnicola chloropus

142

Wasserhuhn Fulica atra

143

Schwimmvögel Natatores

Graugans Anser cinereus

144

Saatgans Anser segetum

145

Ackerg-ans Anser arvensis

146

Pfeifente Anas joenelope

147

Stockente Anas boschas

selten

regelmässig

148

Krikente Anas crecca

149

Löffelente Anas clypeata

150

Flussseeschwalbe Sterna fluviatilis

151

Ki'eischraubmöve Lestris crepidata

152

Zwergsteissfuss Fodiceps minor

67

T 0 g e 1

Lükiinft Abzug

spätest. Abzug

Strichvogel

Bemerkuugeu

elteii, 47, 56, 65, 85

regelmässig

10*

1/11 55

jgelmässig, aber selten

als Brutvogel ver- schwunden

selten 0, 52, 90 Je 1 Stück

selten [2, 60, 66 je 1 Stück

öfter beobachtet

öftei- beobachtet

öfter beobachtet

6/11 69 1 Stück

selten

2 4 49 1 Stück

Winter 41 1 Stück

10/9 79 3 Stück erlegt

1 Exemplar lebend ge- fangen, Zeitang. fehlt

siehe Anm. Seite 47.

5*

68

Die erste Tabelle iimfasst die seit den vierziger Jahren bis zum Jahre 1893 in Gefangenschaft gehaltenen Vögel, die erste Rubrik giebt den deutschen, darunter den lateinischen Namen (nach Brehm: Gefangene Vögel), geordnet sind die Arten nach dem in Brehm's Tierleben Band 4 6 durchgeführten System. Besonderer Wert ist auf die Notizen über Bruterfolge und über die Lebensdauer in der Gefangen- schaft gelegt, dagegen ist die grosse Anzahl von anderweiten biologischen Bemerkungen über Nahrungsweise, Pflege etc. selbstverständlich unberücksichtigt geblieben. Fehlende Be- nutzung der einzelnen Stellen der Tabelle bedeutet den Mangel entsprechender Angaben in den Aufzeichnungen.

Aus der ersten Tabelle ergiebt sich, dass L. von Minnigerode im Laufe der Zeit viele hundert Vögel, 102 Arten angehörig, gehalten hat, dass 17 Arten bei ihm im Zimmer gebrütet und Junge aufgezogen haben, worunter sich als grosse Seltenheit ein Bastard von Leinfink (Linaria rubra) und von Zeisig ( CJirysomitris spinus) befindet. Die Notizen über die Lebensdauer der Vögel in der Gefangen- schaft verdienen besondere Aufmerksamkeit, da die Gelegenheit zu solchen Beobachtungen nur selten gegeben ist. Kürzere Lebensdauer bis zu 3 Jahren ist als belanglos in der Tabelle nicht besonders erwähnt.

Die zweite wichtigere Tabelle giebt das Resultat einer mehr als fünfzigjährigen Beobachtung des Lebens der Vögel in der Heimat. Die Rubriken derselben erklären sich von selbst, eine kurze Zusammenstellung der bemerkenswertesten Ergebnisse wird am Schluss derselben erfolgeü. 5* heisst Anfang, Mitte, 5^ Ende Mai,

Bei der über allen Zweifel erhabenen Sachkenntnis und Gewissenhaftigkeit des Beobachters giebt die vorliegende Tabelle ein klares Bild ab, wenn auch in engem Rahmen, über die in den Vorbergen des Südharzes auftretenden Vogelarten ; denn wesentliche Abweichungen dürften bei der Gleichheit der Verhältnisse kaum zu erwarten sein. Der eigentliche Harz selbst mit den höheren Lagen dürfte

69

allerdings wohl ein Bild ergeben, dass in vielen Beziehungen wesentlich von obigem abweicht.

Auf zwei auffallende Erscheinungea, die aus Tabelle 2 ersichtlich werden, der Mangel an Raubvögeln und an eigentlichen Wasservögeln, möchte ich noch aufmerksam machen. Es sind nur 18 Arten Raubvögel aufgezählt, darunter 12 Tagraubvögel und 8 Eulen, was ja ungemein dürftig erscheint. Der Mangel einer Krähenhtitte und die Schwierigkeit, Tagraubvögel im Fluge auf grössere Entfernungen genau bestimmen zu können, mögen das Bild der Tabelle ungünstig beeinflusst haben. Wenn möglich noch ungünstiger liegt die Sache bei den Wasservögeln, die Abwesenheit aller grösseren Wasserflächen im Beobachtungsgebiet und die nächtliche Wanderung der meisten Arten schränken hier sicher die Artenzahl unnatürlich ein. Ganz zufälliges Er- legen auf der Jagd, ein offenbar recht unsicherer Faktor, beeinflusst hier das Bild der Tabelle, das nach vielen Richtungen hin als lückenhaft zu bezeichnen ist.

Die Zusammenfassung der einzelnen Rubriken der Tabelle 2 ergiebt für den Bezirk, wenn man auch die Notizen des Jagdbuches der Herrn von Minnige rode seit Anfang der zwanziger Jahre einrechnet, für den Bezirk Bockelnhagen und Umgegend:

1) 92 Brutvögel,

2) 52 Standvögel,

3) 12 Zugvögel,

4) 38 Strichvögel.

Etwas anders gestaltet sich das Bild, wenn man näher auf die einzelnen Gruppen eingeht und feststellt, welche Ver- änderungen im Laufe der Beobachtungszeit vorgegangen sind. Zu 1 , B r u t V ö g e 1 , ist zu bemerken : Als Brutvogel ist nur einmal beobachtet 1. Wespenbussard (89), 2. Gebirgsstelze (67), 3. Gimpel (60), diese 3 können deshalb wohl kaum zu den Brutvögeln des Bezirks gerechnet werden.

. Weit auffallender ist das völlige Verschwinden einer ganzen Reihe von Arten als Brutvögel.

1. Nachtigall seit Anfang der 50er Jahre

2. Braunkehlchen seit 88

3. Schwarzkehlchen seit Anfang der 80er Jahre

4. Kolkrabe seit Anfang der 40er Jahre

5. Grauwürger seit Anfang der 80er Jahre

6. Uferschwalbe seit der Mitte der 30er Jahre

7. Graurückiger Fliegenschnäpper seit Mitte der 70er Jahre

8. Wiedehopf seit der Mitte der 80er Jahre

9. Auerhahn seit den 20er Jahren

10. Waldschnepfe seit Anfang der 70er Jahre

11. Mittelschnepfe ?

12. Tüpfelsumpfhühnchen seit den 40er Jahren.

Nach Abzug der 15 Arten bleiben als Brutvögel nur 77 Arten übrig. Neu hinzugekommen ist im Laufe der Beobachtungszeit nur die Turteltaube, die als Brutvogel seit Anfang der 60er Jahre eingewandert ist (in den 77 schon einbegriffen). Die Verarmung einer so günstigen Gegend wie der Südharz mit seinen Vorbergen ist eine traurige Vor- bedeutung für die kommenden Jahrhunderte, denn unter den noch als Brutvögeln aufgezeichneten finden sich in dem Verzeichnis eine Reihe, deren Auftreten auffallend zurück- gegangen ist, so dass ein völliges Verschwinden nur eine Frage der Zeit zu sein scheint. Es sind dies: 1. Mauersegler, 2. Sumpfrohrsänger, 3. Fichtenkreuzschnabel, 4. Wiesen- knarrer.

Gewiss ein betrübendes Resultat für den Freund der Vogelwelt, wenn für 16 ganz oder fast verschwundene Arten nur eine einzige Art und auch diese nur in sehr wenigen Pärchen als Ausgleich eingetreten ist.

Von Standvögeln sind im Verzeichnis 52 Arten erwähnt, die natürlich alle Brutvögel sind, davon können aber nur 39 als wirkliche Standvögel betrachtet werden, da eine grössere Anzahl nur in ganz geringer Anzahl und nur in ganz besonders günstigen Wintern bei uns bleiben. Zu den Letzteren gehören 1. Turmfalk (60 71 86), 2. Mistel- drossel, 3. Rotdrossel (58 83), 4. Wasserschwätzer (64),

71

5. BinsenrohrsäDger (48 74 81 82 83), 6. Wiesenpieper, (59 61 64), 7. Feldlerche (60), 8. Heidelerche (50 53 59 70), 9. HänfliDg (59), 10. Star (53 62 73 77), 11. Ringeltaube (57 59 60 62 63 64), 12. Hohltaube (54 69), 13. Mittel- schnepfe (73).

Diese 39 Arten sind also der Stamm der heimischen Vogelwelt, eine für so günstig gelegene Gegend mit reichlicher Bewässerung, grossen Waldkomplexen, kleinen Feldhölzern an der Grenze zwischen Gebirge und Flachland gewiss recht kleine Anzahl.

Unter den 72 Arten Zugvögeln haben wir zwei Gruppen zu unterscheiden, solche, die bei uns zur Brut bleiben und solche, die uns nur auf der Durchreise besuchen, ihr Brut- geschäft aber in nördlicheren, resp. höher gelegenen Gegenden erfüllen.

Zu der ersteren Gruppe, d. h. den bei uns brütenden, gehören 50 Arten, zu den letzteren 22. Von der ersten Gruppe sind verschwunden: 1. Nachtigall (50er Jahre), 2. Schwarzkehlchen, 3. Rotkopfwürger, 4. Uferschwalbe, so dass heute nur 46 Arten übrig bleiben. Von der zweiten Gruppe sind verschwunden: 1. Blaurake (49), 2. Grauwürger (59), 3. Halsbandregenpfeifer (68), 4. Heerschnepfe (72), was einen dauernden Bestand von 18 durchziehenden Zugvögeln ergiebt. Von der Gesamtsumme gehen noch als seltene, kaum mitzu- zählende ab : 1. Flussuferläufer, 2. Bruchwasserläufer, 3. Wasser- huhn (42 60 61), 4. Teichhuhn (50 52 90), 5. Wasserralle (47 56 66 85), die immer nur einzeln beobachtet wurden, und 6. Wasser- steissfuss, der einmal lebend gefangen wurde.*^) Nach Abzug dieser 14 Arten bleiben also nur 58 Zugvögelarten übrig, von denen 46 als Nistvögel sicher festgestellt sind. Das giebt mit den 39 brütenden Standvögelarten einen sicheren Bestand von 85 Brutvögeln, unter denen sich noch eine ganze Reihe ver- hältnismässig seltener und jahrelang fehlender befindet.

Sehr dürftig sieht es mit den eigentlichen Strichvögeln aus. Es finden sich 38 Namen vor, unter diesen dürften

*) Im Juli 1900 wieder in einem Exemplar gefangen beim Fischen.

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aber mehr als die Hälfte als seltenere Gäste zu betrachten sein. Als vollständig verschwunden ist zu betrachten: 1. Haselhuhn, 2. Nebelkrähe. Nur einmal beobachtet wurden: 1. Milan, 2. Fausthuhn, 3. Edelfasan, 4. Girlitz, 5. Pfeifente, 6. Löffelente, 7. Flussseeschwalbe, 8. Kreisch- möve. In wenigen Jahren und in wenigen Exemplaren traten auf: 1. Kleinspecht, 2. Merlin (64 87), 3. Steinadler (41 56 65 73 77), 4. Rauhfussbussard (63 65 70 78 83 87), 5. Uhu (73 85), 6. Gartenammer (63 80), 7. Schneeammer (41 54), 8. Kiefernkreuzschnabel (47 66), 9. Grosstrappe (55 56 75 76), 10. Krickente; 20 Arten Strichvögel von den 38 aufgeführten sind teils verschwunden (2), teils nur einmal (8), teils sehr selten beobachtet (10) ; es bleiben daher nur 18 regelmässig, das heisst in der Mehrzahl der Jahre und in grösserer Anzahl wiederkehrende Strichvögel übrig. Als Gesamtergebnis am Schluss der Beobachtungszeit im Todesjahre 1&93 des um die Vogelkunde hochverdienten Beobachters Freiherrn Ludwig von Minnige rode ergaben sich an regelmässigen Erscheinungen der Vogelwelt:

1) Brut- und Standvögel 39

2) Brut- und Zugvögel 46

3) Strichvögel 18

Zusammen 103 Arten,

'OTo-

über ein Kalb mit sogenannter angeborener Fisclischuppenkrankheit

(Ichthyosis Cornea congenita)

aus Kaiidau bei Magdeburg.

Nach einem m der zoologischen Sektion

des Naturwissenschaftlichen Vereins in Magdeburg

am 28. Dezember 1899 gehaltenen Vortrage

von

Dr. med. Max Koch,

Assistenten am Pathologischen Institut der Köuigl. Universität Berlin.

Mit zwei Tafeln.

Kopf des iclith3^otisclien Kalbes. (Stirnansicht)

iO

Die Märchen erzählen uns von Töchtern der Flut, die sich so sterblich in Königssöhne oder vornehme Jünglinge verliebten, dass sie die kristallenen Schlösser der Wasser- tiefen verliessen, um uns Menschenkindern an Gestalt und Bildung gleich hier droben auf festem Grund einher- zuwandeln. Heiter und in Freuden genossen sie mit ihren Auserwählten die Wonne, „zu athmen im rosigen Licht", und nur ein anscheinend geringfügiger Umstand störte das unge- trübte Glück. In bestimmten Zeiträumen waren sie für jedermann, auch für den Gemahl unsichtbar und ein furcht- barer Schwur hielt den Neugierigen davon zurück, danach zu forschen, was die Tochter der Wogen in ihre Gemächer bannte. Brach er den Schwur, durch Eifersucht oder bös- willige Einflüsterungen veranlasst, so wurde dem Späher ein schreckenerregender Anblick: der sonst menschlich holdselige Leib der Geliebten war entstellt durch ein hässliches Schuppen- kleid und endigte in einem wirklichen Fischschwanz. Und sobald die Wassermaid die Späheraugen auf sich ruhend fühlte, fuhr sie unter Hohngelächter und Verwünschungen auf und davon und kehrte auf dem kürzesten Wege in das heimische Element zurück.

Um nun auch minder hochgestellten Sterblichen, als es Königs- oder Grafensöhne sind, Gelegenheit zu geben, der- artige Zwittergeschöpfe zu schauen, erstand eine findige Industrie, die es sich angelegen sein Hess, solche Fabel- wesen künstlich herzustellen, was ihr unter Benutzung natür- licher Requisiten (nach Art der Fabelgeschöpfe des Flan- drischen Malers David Teniers d. j., auf seinen verschiedenen Darstellungen der Versuchung des heiligen Antonius) auch recht gut gelungen ist. Auf Messen, Jahrmärkten und Vogelschiessen werden derartige Kunstwerke zwischen wirk- lichen Missgeburten und Monstrositäten noch ständig gezeigt

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und gebührend angestaunt. Auch das Museum des Natur- wissenschaftlichen Vereins in Magdeburg besitzt ein Exemplar eines solchen Fischweibchens, dessen Körper vom Nabel abwärts mit Schuppen bedeckt ist und in einem Fischschwanz endigt. ^)

Wenn man nun mit dieser Vorstellung von fisch ähnlicher Bildung, wie sie uns das Märchen und derartige Kunst- erzeugnisse geben die Böcklin'schen Najaden kommen als zu modern dafür nicht in Betracht , an das herantritt, was die menschliche Pathologie unter Ichthyosis versteht, ein Ausdruck, der ja nichts weiter bedeuten kann nach der Wortbildung, als eben fischähnliche Gestaltung oder Bildung, so wird man fraglos seiner Verwunderung Ausdruck geben, wenigstens, wenn man noch nicht bis zu einem gewissen Grade in die Mysterien wissenschaftlicher Namengebung eingeweiht ist. Der Name Ichthyosis (von ö r/^vs der Fisch) ist analog gebildet verschiedenen anderen Krankheitsnamen

1) Dasselbe wurde in der Sitzung der Zoolog. Sektion demon- striert. Raummangel, vielleicht eine gewisse Prüderie und das gewiss gerechtfertigte Bestreben, das Museum nicht in ein Raritäten- kabinett, vulgo Jahrmarktsbude, zu gestalten, haben es bisher im „Magazin" des Museums den Blicken entzogen. Soviel mir mitgeteilt wm-de, ist es von Herrn Oberlehrer Dr. Herbst dem Museum geschenkt worden. Soweit eine nur flüchtige Untersuchung ein Urteil gestattet, besteht es aus einem des Beckengürtels und der Hinter- Extremitäten beraubten Affenskelett, auf welches mit ziemlichem Geschick die Muskulatur aufmodelliert ist. Die Hautbedeekung ist durch einen lackierten Stoffüberzug hergestellt. In dem weitgeöffneten Mund sind Fischkiefer mit zahlreichen spitzen Zähnen eingesetzt. Unterhalb des Nabels ist an diesem künstlich gearbeiteten Oberkör pe einfach ein des Kopfes beraubter, mit mittelgrossen Schuppen bedeckter Fischkörper angefügt, natürlich so, dass der Übergang möglichst ver- deckt ist und völlig natürlich erecheint. Wenn die Platzfrage im Museum kerne so brennende mehr ist, wu'd dies Fischweibchen hoffent- lich mit einer genauen Erläuterang betreffs seiner Bestandteile und Herstellung versehen h-gendwo im Museum öffentlich zur Ausstellung gelangen und wirksam dazu beizutragen, wie das wohl im Sinne des Spenders gelegen hat die schaulustige Menge über derartige künst- liche Monstrositäten aufzuklären.

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wie z. B. Elephantiasis, Leontiasis, Scropliulosis, Diese Namen wollen nun nicht etwa ausdrücken, dass die Träger der Elephanten-, Löwen- oder Schweinchenkrankheit in allen Stücken dem Tier entsprechen, von dem der Krankheits- name entlehnt ist, sondern der Vergleich bezieht sich immer nur auf eine hervorstechende Ähnlichkeit irgend eines Teiles des betreffenden Tieres mit irgendwelchen krankhaften Veränderungen. So will Elephantiasis im engeren Sinne besagen, dass der damit Behaftete Beine besitzt, die mehr Elephantenbeinen als menschlichen Beinen ähneln, so Leon- tiasis, dass das menschliche Gesicht derartig durch den Aussatz entstellt wird, dass es einem Löwenantlitz ähn- lich wird, so Scrophulosis, dass der kindliche Hals so anschwillt, wie der junger Schweinchen. So könnte Ichthy- osis an verschiedene Eigenschaften der Fische anknüpfen, an Kiemen, Flossen oder Schuppen. Beispielsweise könnten die Kiemen den Vergleichspunkt abgeben, wenn man den Ausdruck auf das öfter beim Menschen beobachtete Vor- handensein von Kiemenspaltenresten anwenden wollte oder dergl. Für die alten Autoren hat das Vorhandensein von Schuppen das punctum comparationis bei der Ichthyosis ab- gegeben, obwohl doch das Schuppenkleid nicht nur etwas den Fischen Eigentümliches ist, denn auch Eidechsen und Schlangen besitzen ja Schuppen. So hat man denn auch thatsächlich von einer Sauriasis gesprochen, doch hat dieses Wort keinen Eingang gefunden, obwohl die hier unter Schuppen verstandenen Gebilde w^ohl Verwandtschaft mit den Schuppen und Schildern der Eidechsen und Schlangen besitzen, die ja nur Horngebilde der Oberhaut darstellen, während sie toto coelo von den echten Fischschuppen ver- schieden sind, welche ja bekanntermassen in Täschchen der Haut steckende Knochenplättchen sind.

Ichthyosis will also gar nichts weiter besagen, als dass an umschriebenen Stellen oder über den ganzen Körper aus- gedehnt, Veränderungen der Haut vorhanden sind, die eine gewisse Ähnlichkeit mit der durch das Vorhandensein von

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Schuppen bedingten Skulptur der Körperoberfläclie dar- bieten. Es bestellt diese Veränderung wesentlich aus einer üächenhaft ausgebreiteten Verdickung der oberen Schicht der Oberhaut (Epidermis), der sogenannten Hornschicht (Stratum corneum), während die untere Schicht der Ober- haut, die Schleimschicht, Keimschicht oder das Stratum Malpighi, sowie die Lederhaut (corium) an der Veränderung unbeteiligt sind. Ob die Bildnerin der Hornschicht, die sogenannte Schleimschicht, gänzlich unbeteiligt ist, lässt sich schwer sagen, da es noch ungewiss ist, ob thatsächlich mehr Hornsubstanz von der Schleimschicht produziert wird als in ■der Norm, oder ob die Verdickung der Hornschicht sich nur daraus erklärt, dass die in normaler Menge gebildete Hornsubstanz nicht abgestossen wird und sich so anhäuft. Möglicherweise ist auch beides der Fall und die Sache so zu denken, dass zunächst nur in normaler Menge Hörn produziert wird, welches aber nicht durch Abstossung entfernt wird und nun die Keimschicht zu stärkerer Produktion anregt. Als Schwiele, Leichdorn oder Hühnerauge sind ja der- artige auf kleine Stellen des Körpers beschränkte übermässige Hornbildungen durchaus alltägliche und wohl vertraute Vorkommnisse. Seltener haben wir Gelegenheit, Beispiele von Hauthörnern zu sehen, wie sie beim Menschen, bei Mann und Weib, sowohl am Kopf, wie am übrigen Körper einzeln und in Mehrzahl vorkommen. Auch bei in der Regel nicht hörnertragenden Tieren sind derartige auf kleine Stellen beschränkte und nicht flächenhaft, sondern nur vor- zugsweise in einer Richtung entwickelte Hornauswüchse beobachtet worden, ebenso bei Hörnerträgern an anomalen Körperstellen. ^) Sie können beträchtliche Grösse erreichen

^) Beim Löwen ist unseres Wissens derartiges noch nicht ge. fluiden, doch könnte Goethe durch eine gelegentliche Beobachtung immerhin nochmals zmn Widerruf gezwungen werden, in bezug auf seine Verse in der „Metamorphose der Tiere":

„Denn so hat kein Tier, dem sämtliche Zähne den obem Kiefer umzäunen, ein Hom auf seiner Stirn getragen.

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und gleichen, äusserlich betrachtet, Ziegen- oder Widder- hörnern, innerlich entbehren sie natürlich des Knochen- zapfens, sodass sie hierin mehr den Hörnern der Nashörner gleichen. Für diese, wie schon gesagt, beim Menschen seltenen Bildungen ist der Name Keratosis (ro yJ^ag das Hörn) circumscripta von Leb er t^) in die Wissenschaft ein- geführt worden, als Keratosis diffusa hat er ihn dann usarpatorisch auf das früher der Ichthyosis gehörige Gebiet ausgedehnt. Kyber ^) hat dann den durch die Endung -oma bezeichneten Geschwulstbegriff damit verquickt und Keratoma, Horngeschwulst, daraus gemacht, während von anderer Seite (Au spitz ^) der Ausdruck Hyperkeratosis dafür vorgeschlagen worden ist. Ich möchte mit Caspary^) dafür plaidieren, den alten Namen Ichthyosis beizubehalten, in Anlehnung an den in den übrigen biologischen Wissenschaften, in Zoologie und . Botanik herrschenden Brauch, den ältesten der vor- handenen Namen für eine Sache zu wählen, falls die Be- schreibung dabei so gehalten ist, dass sie nur eindeutig verstanden werden kann. Um verschiedene Grade dieses Leidens und Besonderheiten in seiner Erscheinung auszu- drücken, hat man verschiedene Epitheta hinzugefügt, von

Und daher ist den Löwen gehörnt der ewigen Mutter Ganz unmöglich zu bilden, und böte sie alle Gewalt auf; Denn sie hat nicht Masse genug, die Reihen der Zähne \' öllig zu pflanzen und auch Geweih und Homer zu treiben. Über die imabhängig von Goethe entstandene Meinung, die eigentlich nui' eine konsequente Foilbüdung der seinigen ist, dass die mit Hörnern behafteten Menschenkinder nun notwendigerweise wiederkäuen müssten, hat schon Morgagni (De sedibus et causis morborum Epistola LXV. 2.) seiner Verwunderung Ausdrack gegeben.

^) Lebert, Hermann. Über Keratom oder die durch Bildung von Homsubstanz erzeugten Krankheiten. Breslau 1864.

2) Kyber, E. Eine Untersuchung über das universale, diffuse, congenitale Keratom der menschlichen Haut. Jahrbücher der Gesell- schaft Wiener Ärzte 1880.

3) Au spitz. System der Hautki-ankheiten. Wien 1881.

*) Caspary, J. Über Ichthj^osis foetalis. Vierteljahrsschrift füi' Dermatologie etc. 1886.

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denen wir nur die Ichthyosis simplex, Cornea, cyprina, scutellata, serpentina, pergamena, verrucosa, accuminata und hystrix anführen. An Stelle dieser zahlreichen, auf äusser- lichen Unterschieden basierten Gruppen hat Liebreich drei Unterabteilungen unterschieden, indem er die Zeit de& Auftretens der Krankheit als Einteilungsprinzip ver- wendete. Er unterscheidet nämlich erstens die erworbene Form (J. acquisita) eine im Verlauf anderer Krankheiten auftretende, auf einzelne Körperteile, z. B. Handteller und Fusssohlen, beschränkte Affektion, zweitens die Ichthyosis hereditaria, ein sich in den ersten Lebensmonaten oder -Jahren einstellendes, immer mehr um sich greifendes, aber nur am Eumpf lokalisiertes erbliches Leiden, und drittens die angeborene Form (J. congenita sive intrauterina), die hoch- gradigste Form dieses Leidens, welches die gesamte Haut- oberfläche ergreift. Nur von dieser letzteren soll in Folgendem die Kede sein.

Wenn wir eine Reihe von Abbildungen betrachten, die derartige unglückliche Kinder darstellen, welche mit diesem Leiden behaftet zur Welt kommen, so fällt uns zunächst die wahrhaft verblüffende Ähnlichkeit derselben auf. Man könnte an Plagiate denken, so hat man gesagt, wenn eben nicht die entsprechenden Objekte in den verschiedenen Sammlungen vorhanden wären. Da das Leiden im Vergleich zu anderen als sehr selten gelten muss die seit 150 Jahren bestehende Sammlung des Pathologischen Institutes der Berliner Universität besitzt beispielsweise nur zwei Fälle , so dürfte es nur wenige nicht beschriebene und nicht abgebildete Fälle geben. Von der ersten Abbildung in der Dissertation Steinhausens, ^) die sich auf den einen der Fälle des Berliner Pathologischen Institutes be- zieht, vom Jahre 1828 bis zu den neuesten Abbildungen

1) Steinhaiisen, Dissertatio de singulari epidermidis defor- mitate. Berolin 1828.

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bei Cialis^) und Wassmuth^) haben sie alle dasselbe Gepräge.

Die gesamte Hautoberfläche wird durchsetzt von mehr oder minder symmetrisch verlaufenden tiefen Furchen und Spalten, sodass eine grosse Anzahl von Platten und Schildern abgegrenzt wird. Diese Platten und Schilder sind von derber lederartiger Beschaffenheit und erreichen eine Dicke von 5 mm, die Furchen sind nur mit einer dünnen Epidermis- decke überzogen, die stellenw^eise überhaupt fehlt. Den treffendsten Vergleich für dieses Aussehen würde vielleicht Birkenrinde oder die Rinde älterer Bäume oder ein Panzer abgeben. Der Vergleich mit Fischschuppen ist nicht gerade sehr glücklich, aber doch auch nicht gänzlich von der Hand zu weisen. Etwas trivial ist der Vergleich mit dem Aussehen eines gebratenen Spanferkelchens. Nase und Ohren erscheinen mehr oder minder verstrichen, die Augäpfel quellen weit hervor, Lidspalten und Mund klaffen weit, ihre Ränder sind so stark aufgeworfen, dass Lider und Lippen fast zu fehlen scheinen. Wenn wir alle diese Momente in Betracht ziehen, so drängt sich unwillkürlich die Vorstellung auf, dass dieser Hornpanzer zu einer gewissen Zeit des intrauterinen Lebens (man nimmt allgemein als Zeitpunkt den vierten Monat an) in gleichmässiger Weise den gesamten Körper bedeckte, dass er später für den wachsenden Körper zu eng wurde und überall an den Stellen der stärksten Dehnung platzte. Die Risse bedecken sich von den Rändern her alsdann wieder mit einer dünnen Lage von Epidermis, nur die jüDgsten findet man davon noch frei. Dass diese Deutung der Erscheinungen in der That die richtige ist^ wird bewiesen durch den Befund bei der mikroskopischen Untersuchung der Haut. In der Mitte der Einrisse fehlen nämlich die normalerweise annähernd gleichmässig über die

^j Claus, Ichthyosis congenita. Inaug. Diss. Berlin 1897. 2) Wassmuth, Beitrag zur Lehre von der „Hj'perkeratosis diffusa congenita". Zieglers Beiträge, Bd. XXVI.

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Haut verteilten Haarbälge gänzlich, an den seitlichen Teilen haben sie eine beiderseits nach aussen gehende Richtung, sie divergieren also. Das vorher erwähnte Verhalten der Körperöfifnungen ist gleichfalls dafür ein sprechender Beweis. Auch an Händen und Füssen bewirkt der starke Hom- panzer eine Entwickelungshemmung, Finger und Zehen sind verkürzt, die Füsse stehen in Klumpfussstellung.

Wenn diese unglücklichen Geschöpfe demnach in ihrem Aussehen verzweifelt wenig Ähnlichkeit mit den eingangs erwähnten Märchengeschöpfen von fischähnlicher Bildung aufweisen, so haben sie doch zum Glück das mit ihnen gemeinsam, dass sie gleichfalls bald dahin müssen, wenn menschliche Augen sie erblickt haben.

Meist zu früh geboren und von elender Constitution, sind sie durch die Gestaltung der Mundöffnung am Saugen und damit an der Nahrungsaufnahme verhindert und sterben in der Eegel in den ersten 48 Stunden. Wie weit die durch den Hornpanzer bedingte Unterdrückung der Haut- perspiration an dem Eintritt des Todes beteiligt ist, in wie weit man also berechtigt ist, zwischen ihnen und den bei hohen mittelalterlichen Kirchenfesten als Engel vergoldeten Kindern eine Parallele zu ziehen, ist fraglich, um so mehr, da sich ja durch die bekannten Versuche von Senator, der allerdings nur Erwachsene mit Firniss überzog, heraus- gestellt hat, dass nicht die Unterdrückung der Hautperspiration sondern die erhöhte Wärmeabgabe die Ursache des Todes ist.

Über die Ursache der Ichthyosis congenita sind wir noch völlig im Dunkeln. Bemerkenswert erscheint eine kürzlich gemachte Mitteilung, dass eine Frau, nachdem sie in erster Ehe fünf gesunde Kinder geboren, einem zweiten Manne drei ichthyotische Kinder gebar.

Ist die angeborene Fischschuppenkrankheit des Menschen schon ein verhältnismässig recht seltenes Leiden, so sind derartige Veränderungen bei den übrigen Säugetieren ganz ausserordentliche Raritäten. Um so erfreulicher ist es, dass

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das Museum des Naturwissenschaftlichen Vereins in Magde- burg in den Besitz eines derartigen Objectes gekommen ist. Der Dank dafür gebührt sowohl Herrn Präparator Gang- loff, der die Bedeutung desselben sofort erkannte, als auch den Herren der Museumscommission, die die Kosten für die Erwerbung und Conservierung des Objectes nicht scheuten, ohne sich an den von gewisser Seite gemachten Vorwurf zu kehren, damit ein Jahrmarktsbuden -Monstrum für das Museum erworben zu haben.

Herr Präparator Gangloff erhielt am 22. Februar dieses Jahres (1899) die Kunde, . dass bei einem Bauer in dem in der Nachbarschaft der Kreuzhorst gelegenen Dorfe Randau ein merkwürdiges Kalb geboren sei. Er begab sich sofort an Ort und Stelle und fand daselbst das acht Tage alte Tier zwar schon sehr schwach, aber noch am Leben in einem Winkel des Stalles liegend vor. Abgesehen von der Bildung der Haut war es normal gebaut, bei der geringsten Berührung des Leibes äusserst empfindlich, es versuchte dabei jedesmal hochzuspringen, woran es aber durch die steifen und schon gefühllosen Beine gehindert war. Nach Angabe des Besitzers stammte es von einer gesunden Kuh, die bereits früher ein völlig normales und gesundes Kalb gesetzt hatte, ob von dem- selben Bullen, habe ich bisher nicht in Erfahrung bringen können. Es war eine Zeit lang von der Mutter gesäugt worden, war aber schliesslich, anscheinend aus der abergläubischen Vorstellung, dass es die Mutter anstecken könnte, daran gehindert worden. Da es schon sehr schwach und entkräftet war, wurde es von Herrn Gangloff sofort getötet und abgebalgt. An den inneren Organen und am Knochen- gerüst fielen keine Veränderungen auf, ebensowenig am Schädel. Die Bezahnung war die normale, die Augen stark vorgequollen. Ob an der Hornhaut oder an der Linse Veränderungen be- standen, darauf ist leider in der Eile nicht geachtet worden.

Ich habe bei der nun folgenden Beschreibung nur das von Herrn Präparator Gangloff in gewohnter musterhafter

6*

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Weise ausgestopfte Tier vor Augen gehabt, zur mikro- skopischen Untersuchung konnten nur einige kleine Haut- stückchen der Bauchseite verwendet werden, welche, da sie schon völlig eingetrocknet, eine entsprechend mühsame Behandlung erheischten.

Besser als jede Beschreibung dies vermag, werden die beigegebenen beiden Tafeln eine Vorstellung von der eigen- artigen Bildung der Hautoberfläche geben, um die es sich bei dem Kalbe handelt. Die erste giebt eine Seitenansicht des ganzen Kalbes, die zweite veranschaulicht den Kopf, von vorn und etwas von oben betrachtet.

Es handelt sich um ein männliches Kalb, welches schwarz- und weissbunt gezeichnet ist, mit weissen Füssen. Seine Länge von der Schnauze bis zur Schwanzspitze beträgt 141 cm, die grösste Höhe des Rückens 66 cm. Der Kopf ist 26 cm, der Schwanz 20 cm lang, die Ohren messen 5 cm in der Länge.

In bezug auf das Aussehen der Haut ist die Ähnlichkeit mit der menschlichen Ichthyose in die Augen springend, wenn sich Unterschiede finden, so kommen sie auf Rechnung des Umstandes, dass beim Kalbe normalerweise dichtstehende Haare den ganzen Körper bedecken, während beim mensch- lichen Kinde nur die Kopfhaut in annähernd ähnlich dichter Weise damit besetzt ist. Vollkommen gleich, beson- ders in bezug auf die feinere Struktur, kann sich also nur die menschliche Kopfhaut verhalten, während sich an der Haut des übrigen Körpers beim Menschen der Anteil der Haare an der Veränderimg auf ein Minimum reduziert.

Wie bei der menschlichen Ichthyosis finden wir auch hier die Oberfläche der Haut, welche eine fast hornartige Härte besitzt, durchsetzt von einer grossen Zahl mehr oder weniger gleichmässig oder symmetrisch angeordneter tiefer Furchen und Spalten, durch welche zahlreiche Platten, Höcker und Vorsprünge gebildet werden. Platten, Höcker und Furchen sind mit einer gewissen Regelmässigkeit ange-

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ordnet und zwar in der Weise, dass sie Hals, Rumpf und teilweise auch die Extremitäten in parallelen Hauptzügen gürtelartig umgeben, innerhalb dieser Hauptrichtungeu und an den Grenzen der angegebenen Regionen lässt sich eine bestimmte regelmässige Anordnung nicht mehr erkennen. Entsprechend der zweifachen Färbung des Tieres sind die Platten und Höcker entweder mattschwarz oder weissgrau gefärbt, dasselbe gilt von der Färbung der die Furchen bedeckenden dünaen Epidermisschicht und der Haare, die teils innerhalb der Furchen wahrzunehmen sind, teils aus den Platten und Höckern bis zu einer Länge von IV2 cm hervorragen. Besonders lang sind sie im Bereich des weissen Fleckes auf dem linken Oberschenkel des Tieres entwickelt, aber auch sonst an vielen Stellen in kleinen Bezirken. Die Platten überragen die Furchen bis zu einer Höhe von 72 1 cm, im allgemeinen sind sie fast überall annähernd gleich hoch, an den Seitenteilen des Kopfes und an den Extremitäten sind sie etwas niedriger. Die grössten Schilder befinden sich am Kopf und am Steiss. Auf der Stirn sind vier grosse Platten vorhanden, die durch zwei zu einander annähernd senkrechte Furchen gebildet werden, so dass eine Ähnlichkeit mit der Oberfläche des Kopfes von Eidechsen oder Krokodilen entsteht. Die grösste hier vor- handene Platte misst in der Länge 7 cm, in der Breite 3Va cm. Auch am Steiss finden sich Platten von 6 cm Länge und 3 cm Breite. Die grössten Vorsprünge sind mehr oder minder regelmässige, meist polygonale Platten, die kleinen sind kegel- oder dütenförmig, teils länglich leistenartige Erhabenheiten. Die grössten polygonalen und die länglichen erheben sich in senkrechter Richtung, während die kegelförmigen an vielen Stellen schräg gestellt sind, wobei von ganzen Gruppen eine bestimmte Richtung eingehalten wird, so dass sie sich stellenweise fast nach der Art von Dachziegeln oder Fischschuppen decken. So findet sich z. B. auf der Höhe des Rückens eine Art von kiel- artigem Wulst, der aus zahlreichen kleinen kegelförmigen

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Vorsprängen gebildet wird, die sämtlich mit ihrer Spitze nach dem Hinterende des Tieres gerichtet sind.

Von der Grundfläche aus erheben sich die leisten- und kegelförmigen Vorsprünge mit breiterer Basis und verjüngen sich nach dem Gipfel bedeutend, bei den plattenartigen ist diese Differenz zwischen Oberfläche und Basis nur eine geringfügige, bei allen sind die Seitenflächen bogig geschweift oder hohlkehlenartig vertieft und zeigen eine streifige Zeich- nung. Während die meisten der Platten und Vorsprünge ziemlich scharf abgeschnittene Ränder haben, machen einige davon eine Ausnahme. Sie zerfallen nämlich an ihrem Rande in gröbere und feinere Stachel- oder fasernähnliche Gebilde, entsprechend der streifigen Zeichnung auf den Seitenflächen, sodass ein ähnliches Bild entsteht, wie wir es an feucht und noch nicht wieder völlig trocken gewordenem Sammet oder Pelz wahrnehmen, wo durch die noch vorhandene Feuchtigkeit kleinere oder grössere Gruppen von Fasern oder Haare miteinander verklebt sind. An manchen Stellen kann man deutlich wahrnehmen, wie ein kontinuierlicher Übergang dieser Stachel- und borstenartigen Gebilde in die feineren Haare der Furchenränder und der Furchen selbst stattfindet.

Wir haben oben schon der streifigen Zeichnung an den Seitenrändern der Schilder Erwähnung gethan, dieselbe streifige Zeichnung findet man nun auch, wenn man einen derartigen Höcker oder eine solche Platte mit dem Rasier- messer senkrecht spaltet, die Durchschnittsflächen zeigen je nachdem das Material den weissen oder mattschwarzen Körper- stellen entnommen ist, ein entweder fast reinweisses silber- glänzendes oder ein grau- und weissmeliertes Aussehen und eine Struktur, die an diejenige von Asbest oder Fasergips erinnert.

Bedingt wird diese Struktur durch die zahlreichen in der Hornsubstanz der Platten enthaltenen Haare, von denen nur verhältnismässig wenige dieselbe ganz durchsetzen und an der Oberfläche mit kurzer Spitze zum Vorschein kommen

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oder sie bis zu P/a cm tiberragen. Sind die Durchschnitte durch Stellen angelegt, die nur weisse Haare enthalten, so resultiert aus der Lufthaltigkeit derselben das durch totale Reflektion der Lichtstrahlen bedingte silberglänzende Aus- sehen. An den übrigen Stellen wird durch das Vorhanden- sein schwarzer, pigmenthaltiger und weisser pigmentfreier lufthaltiger Haare das erwähnte graumelierte Aussehen erzeugt. Ganz unbeteiligt an der verschiedenen Färbung ist übrigens die zwischen den einzelnen Haaren gelegene Hornsubstanz auch nicht, an den weissen Stellen ist sie ebenfalls weisslich, an den graumelierten von hellgrauer Farbe, was von den in ihr vorhandenen spärlichen Pigment- körnchen herrührt.

Vollkommen deutlich werden diese Verhältnisse erst bei der mikroskopischen Untersuchung. Trotzdem die Haut durch die Konservierung schon stark eingetrocknet, gelingt es, wenn auch mit einiger Mühe, entsprechend dünne Längs- und Querschnitte herzustellen. Während wir an Stellen, die den Furchen zwischen den Höckern und Platten entsprechen, nur eine dünne Schicht parallel der Oberfläche angeordneter Epidermiszellen über der Keimschicht der Epidermis (Stratum thalpighi) finden, die nur ausserordentlich spärlich von Haaren durchsetzt nach beiden Seiten in die Substanz der Höcker oder Platten übergeht, gewähren senkrechte Schnitte durch die letzteren ein gänzlich verschiedenes Bild. Sie zeigen parallel dicht gedrängt nebeneinander liegende Haar- Längsschnitte, die durch schmale Streifen von Hornsubstanz von einander getrennt sind. Letztere zeigt eine der Richtung der Haare parallele Streifung. Auf Querschnitten durch die Höcker oder Platten sehen wir dicht zusammen- gedrängt oder weiter von einander entfernte Quer- und Schiefschnitte von Haaren, von denen jedes von einem schmalen oder breiten Ring konzentrisch angeordneter, feinster Hornlamellen umgeben ist. Zwei bis fünf, wohl auch noch mehr solcher Quer- oder Schiefschnitte von Haaren mit ihren Hornringen sind häufig wieder von weiteren der-

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artigen Eingen von konzentriscli angeordneten feinen Lamellen eingeschlossen. Bei Behandlung der Schnitte mit Kalilauge zerfällt die zwischen den Haaren gelegene, auf Längsschnitten streifige, auf Querschnitten conzentrisch lamellös geschichtete Hornsubstanz in Streifen, welche sich bei längerer Ein- wirkung der Lauge in die für die Hornschicht der Epidermis charakteristischen, je nachdem man sie von der Fläche oder Kante sieht, platten oder langgestreckten, zum Teil noch deutlich kernhaltigen, verhornten Epidermiszellen auflösen.

Versuchen wir nun durch Kombination der auf Längs- und Querschnitten erhaltenen Befunde uns eine Vorstellung von dem Bau der Höcker zu machen, so fällt diese dahin aus was wir übrigens an gelegentlichen Schiefschnitten wirklich sehen können , dass die Höcker und Platten zu- sammengesetzt werden aus zahllosen Haaren, von denen nur wenige über die Oberfläche hervorragen, von denen jedes einzelne in einem Röhrchen steckt, dessen Wandung aus konzentrisch geschichteten Hornlamellen besteht. Jede dieser Lamellen ist wieder zusammengesetzt aus zahlreichen verhornten Epidermiszellen. Viele dieser Röhrchen mit ihren Haaren stecken wieder zu zwei bis fünf oder noch mehreren in weitere Röhrchen gleicher Zusammensetzung. Auch unregelmässige Lamellensysteme kommen zwischen diesen vor, man könnte sie, in Analogie zu den Verhältnissen am Knochen, als interstitielle oder Schaltlamellen bezeichnen, während wir die regelmässig konzentrisch geschichteten mit den Havers'schen oder Speziallamellen am Knochen in Parallele stellen können. Die konzentrisch geschichteten Lamellensysteme, die Speziallamellen, wie wir sie nennen wollen, sind ein Produkt der Wurzelscheide der einzelnen Haare, die spärlichen Schaltlamellen werden von den zwischen den einzelnen Haarbälgen gelegenen Keimschicht- Abschnitten der Epidermis gebildet. Bei der menschlichen Ichthyose wird die Hornsubstanz der Platten und Schilder gebildet von der zwischen den dünngesäten Haaren in weiter Ausdehnung vorhandenen Keimschicht der Epidermis,

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bei der Ichthyosis der Kälber wird sie gebildet von deii Wurzelscheiden der dichtstehenden Haare, während die spärlich zwischen ihnen vorhandene Epidermis nur einen sehr geringfügigen Anteil daran hat.

Die Entstehung der Furchen und Bisse ist bei beiden völlig identisch.

Wenn man die in der Litteratur vorhandenen Angaben als Massstab benutzen darf, dann ist die Ichthyosis des Kalbes eine sehr seltene Affektion, ich habe nur vier Abhand- lungen darüber gefunden.

Der erste, welcher ein derartiges Kalb beschrieben und allerdings sehr unvollkommen abgebildet hat, war Gurlt. Er veröffentlichte im Jahre 1850 in dem von ihm und Hertwig herausgegebenen Magazin für Tierheilkunde Bd. XVI S. 249 eine Abhandlung, betitelt: „Angeborne Fischschuppenkrankheit (Ichthyosis cornea) bei einem Kalb^'^ Da es die grundlegende Veröffentlichung über diese Ver- änderung ist und die Abhandlung wenig zugänglich ist, will ich sie mit einigen unbedeutenden Auslassungen hier wörtlich folgen lassen. Gurlt schreibt:

„Die Haut des neugebornen Kalbes, welches aiif Taf. IE Fig. 1 abgebildet ist, übersandte mii- Herr Departements - Thierai-zt Weber in Frankfui-t a. 0. mit dem Bemerken, dass das Kalb lebend geboren, aber nach 24 Stunden gestorben sei, es hat nicht stehen und an der Mutter saugen gekonnt. Unter der Haut, sowie in der Bauch- und Bmsthöhle zeigten sich alle Theile noi-mal, beide Augen hatten grauen (angeborenen Staar), wovon ich mich selbst überzeugt habe. Die Mutter dieses Kalbes ist während der ganzen Trachtzeit gesund ge- wesen und hat im vorigen Jahre ein kräftiges Erstlmgskalb , welches zum Aufziehen bestimmt wurde, geboren. Die Kuh wurde wie die übrigen auf dem Gute, mit gewöhnlichem Strohfutter, Rüben und Branntweinschlempe genährt.

Es ist dies der erste mir bei den Thieren vorgekommene Fall von Ichthyosis cornea, die bei Menschen schon mehrfach beobachtet worden ist.

Eben im Schreiben dieser Zeilen begriffen, erhalte ich das vierte Stück vom Magazin voor Vee - Aitseny - Kunde etc. von Numan & Wallenbergh in Uti-echti), worin Numan ein dem unserigen

^) mir nicht zugängüch gewesen.

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sehr ähnliches Kalb beschreibt und abbildet. Ein zweites ähnliches Kalb befindet sich auch noch in der Sammlung der Utrechter Thier- arzneischule. Es wäre unser Fall also der dritte von Ichthyosis Cornea, der beim Kalbe beobachtet und beschrieben ist.

Die auffallendste Erscheinung bei der äusseren Betrachtung sind die vielen Furchen oder Klüfte in der Oberhaut und der scheinbare Mangel der Haare. Die Furchen oder Klüfte haben am Kopfe und Eiunpf e die Richtung von oben nach unten (vom Rücken zum Bauche) und sind hin imd wieder dui'ch Querfui-chen verbunden; an den Vorderbeinen laufen sie quer und an den Hinterbeinen schief von oben und vom nach unten und hinten. Die meisten dieser Furchen sind eigentlich nur verbreiterte Linien, wie sie an der noch unbe- haarten Haut des noimalen Foetus sichtbar sind, was Numan auch durch eine Abbildung eines solchen noch nackten Foetus anschaulich gemacht hat. Einzelne dieser Klüfte scheinen mir aber späteren Ur- sprungs, und namentlich durch wirkliches Bersten der dicken Ober- haut entstanden zu sein, denn wenn man die Ränder einander nähert, so passen sie genau zusammen.

Der Mangel der Haare ist nur scheinbar, denn sie sind an einigen Stellen deutlich hervorgewachsen, namentlich an den Lippen, am Vorderann, an den Zehen der Vorder- und Hinterbeine, am Schwänze, an der äusseren Seite der Oberschenkel und am Sprung- gelenk. Betrachtet man aber die übrige Haut genauer, besonders mit einer Loupe, so sieht man überall feine Haare mit ihrer Spitze über die Oberfläche hervorragen.

Der krankhafte Zustand besteht in einer zu reichlichen Oberhaut- bildung, wobei die Entwicklung der Haare zurückgeblieben ist. Die Oberhaut ist an manchen Stellen bis zwei Linien dick und besteht aus vielen übereinanderliegenden Schichten. Die Furchen oder Klüfte sind dadurch sehr viel tiefer, aber auch breiter geworden, imd in der Tiefe derselben ist die Lederhaut von einer nur dünnen Lage von Oberhaut bedeckt. Die Lederhaut ist in ihrer Textur nicht krankhaft verändert, allein ihre Absonderung von Hornstoff hat zu reichlich stattgefunden. Die in ihr enthaltenen Haarsäckchen und Haarzwiebeln sind ganz regelmässig, aber die Schäfte der meisten Haare sind viel zu kurz, sodass die Spitzen nur wenig über die freie Fläche der Ober- haut hinausgehen. Die in den Haarsäckchen mündenden Talgdmsen erscheinen schwächer als gewöhnlich, nm* die Schweissdrüsen konnte ich nicht deutlich sehen (weil die Haut schon einige Zeit in Spiritus gelegen hat), doch zweifle ich nicht an ihrem Vorhandensein.

Numan hat durch van Stetten eine vergleichende Analyse der verdickten Oberhaut, des noimalen Rindshorns und der Oberhaut eines 7— 8 monatlichen Kalbsfoetus veranlasst, und es hat sich als

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Resultat ergeben, dass in der verdickten Oberhaut viel mehr un- organische Stoffe, besonders phosphorsaurer Kalk, enthalten waren, als im Hom und in der Oberhaut des Foetus. Es fanden sich nämlich m 1000 Theilen Asche:

a. der verdickten Oberhaut 600 Theile phosphorsaurer Kalk . b. des Rinderhorns 200 « «

c. der Oberhaut des Foetus 250

Numan leitet daher wohl mit Recht die grosse Brüchigkeit und Sprödigkeit der verdickten Oberhaut von der so grossen Menge des phosphorsaui-en Kalkes ab."

Die dritte Abhandlung ist die lateinische Dissertation von Fr. Richard Liebreich „De Ichthyosi intra- uterina", Halis Sasonum 1853, die ich im Auszug mitteilen will.

Das Kalb, welches Liebreich beschreibt und auf der beigegebenen Tafel selbst sehr gut dargestellt hat, wurde auf dem Landgute Sachsendorf bei Frankfurt a. 0. geboren, wo seit langer Zeit von 36 Kühen und zwei Bullen während der jedesmaligen Kalbezeit ca. 25 Kälber gesetzt werden. Bis zum Herbst des Jahres 1850 zeigten alle Kälber ein normales Verhalten. In dem Zeitraum zwischen 1850 51 wurden zwei mit Ichthyosis behaftete Kälber geboren ^) und in der Kalbezeit von 1851 52 abermals zwei. Sie stammten alle von verschiedenen gesunden Kühen, welche sowohl vorher wie nachher nur gesunden Kälbern das Leben gaben. Die Häufung der Fälle war für Liebreich der Grund, nach der Ursache dieser Erscheinung zu forschen und zwar richtete er seine Aufmerksamkeit auf folgende drei Punkte, zuerst auf die Bullen, von denen die Kühe belegt wurden, zweitens auf das Futter und die sonstige Pflege und drittens auf sonstwie etwa vorhandene Neben- umstände. Es gelang ihm jedoch nicht, irgend etwas auf- zufinden, wodurch Licht in die Sache gebracht wurde. Die Bullen wie die Kühe waren völlig gesund und zeigten keinerlei Hautveränderungen. Der jüngere Bulle war durch

^) Ich veimute, dass das von Gurlt beschriebene emes von diesen gewesen ist, da es aus dem Jahre 1850 und von Frank- furt a. 0. stammt, kann diese Vermutimg aber nicht beweisen.

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Neb enum stände etwas in Misskredit geraten, sodass man geneigt war, ihm die Schuld an der Ichthyosis der Kälber zuzuschreiben; nachdem der ältere Bulle entfernt war, wurde indes die Ehre des jüngeren völlig wieder hergestellt^ da er seines Amtes zur Zufriedenheit waltete. Auf die Angabe Liebreich's über die Meinung des Besitzers des Land- gutes, über die mutmassliche Ursache, komme ich später noch zurück. Da vier verschiedene Kühe, welche früher und später nur normale Kälber zur Welt brachten, in einem Zeitraum von zwei Jahren derartig missbildete gebaren, so glaubt Liebreich als sicher behaupten zu können, dass die krankhafte Veränderung nicht von den Kühen herrühren könne.

Die vier ichthyotischen Kälber waren völlig ausgetragen, konnten aber weder stehen, noch saugen. Die ersten beiden starben 24 Stunden nach der Geburt, die beiden anderen wurden schon 12 Stunden nach der Geburt getötet, da sie in der einem Panzer ähnlichen Haut grosse Qualen auszustehen schienen. Eines von letzteren ist das von Liebreich beschriebene. Es war durch die Güte des Besitzers des Landgutes nach Halle gebracht worden.

Wie mich eine genaue Vergleichung mit der Abbildung Liebreich's lehrte, ist dies von ihm beschriebene Exemplar dasselbe, welches sich gegenwärtig in der Sammlung des Pathologischen Institus der Königl. Universität Berlin befindet. Es trägt ein vergilbtes Etikett des alten Anatomischen Kabinetts der Berliner Universität mit folgender Inschrift: No. 18384. Neugeborenes Kalb mit schuppenförmiger Missbildung der Haut aus Frankfurt a. 0. Dr. v. Bären- s p r u n g.

Es misst von der Schnauze bis zur Schwanzspitze 105 cm, die grösste Höhe des Rückens beträgt 59 cm. Statt einer behaarten Hautdecke zeigte es eine panzerartige schmutzig -lehmgelbe Kruste, welche durch viele Bisse und Furchen so geteilt ist, dass eine grosse Menge irregulärer polygonaler Schilder entsteht. Die Schilder sind relativ

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durchschnittlich grösser als die des Magdeburger Exemplares. Die Vorderzähne des Unterkiefers stehen frei über den vorderen Rand des Oberkiefers heraus, es bestand also wie auch Liebreich angiebt, eine mangelhafte Ausbildung der Lippen (Eklabium). Die vorderen Extremitäten sind dicker und etwas nach aussen convex, die hinteren Extremitäten sind schwächer, sonst aber normal. Der Schwanz ist starr^ steht vom Körper ab und ist oberhalb mit drei Schildern bedeckt.

In den Rissen kann man deutlich Haare unterscheiden, die im allgemeinen normale Richtung verfolgen. In den die Schilder trennenden Furchen sind andere gleichsam nach den Seiten hin getrennt, bald ragen sie frei hervor, bald sind sie in die Epidermis eingebettet. An einzelnen Stellen ragen sie mit ihren Spitzen hervor und solche Stellen fühlen, sich samtartig an. Die Farbe der Haare ist gegenwärtig eine rötliche, etwas in's gelbliche spielende. Liebreich spricht auch von dunkelbraunen bis schwarzen.

Um Wiederholungen zu vermeiden, will ich auf die weitere Beschreibung, die Liebreich von der Gestaltung der Hautoberfläche giebt, nicht näher eingehen, aus dem- selben Grunde auch nicht auf die durch zwei gute Abbil- dungen illustrierten mikroskopischen Befunde, da letztere durch die Untersuchung der folgenden Abhandlung an Subtilität übertroffen werden.

Es ist die in Reichert^s und Du Bois-Reymond's Archiv Jahrgang 1862 pg. 393 erschienene „Beschreibung der Haut eines mit Ichthyosis Cornea gebornen Kalbes" von Dr. Carl Harpeck in Breslau. Die Haut befindet sich in der Sammlung des dortigen physiologischen Institutes.

„Nach den von dem früheren Besitzer erteilten Nachrichten ist das Tier als diittes Kalb von einer gesunden Kuh geboren. Von diesen drei Kälbern, die alle rechtzeitig geboren sind, waren die beiden ersten, deren Geschlecht ich nicht mehr erfahren konnte, eben- falls abnorm, und zwar zeigte das erste dieselbe homartige Beschaffen- heit der Haut, während das zweite zwar mit gesunder Haut, aber als eine Missgeburt bezeichnet wird, welcher Kopf und Extremitäten

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fehlten. Das dritte Tier, dessen Haut von mir untersucht wurde, ist männlichen Geschlechts; seine Länge von der Spitze der Schnauze bis zur Wurzel des Schwanzes beträgt 28, seine Höhe 18 Zoll.

Die äussere Bedeckung des Tieres zeigt in ihrer ganzen Aus- dehnung eine schmutziggraue, harte und rauhe Oberfläche, auf welcher sich verschieden geformte Höcker und Vorsprünge erheben, die von einander dm-ch Lücken und Furchen geti-ennt sind. Das äussere Aus- sehen der Köi-peroberfläche gew^innt dadurch eine grosse Ähnlichkeit mit der rauhen und höckrigen Riude eines Baumes. Aus dem Grunde der Furchen erheben sich sehr feine weisse oder, besondei^s an der Bauchseite, rötliche Haare von 3 4'" Länge; ebensolche sieht man bei genauer Betrachtung vereinzelt an den Höckern hervortreten."

Nach einer eingehenden Besprechung der Oberflächen- Beschaffenheit der Haut berichtet Harpeck eingehend über seine sehr genauen mikroskopischen Untersuchungen, die er durch zwei AbbilduDgen illustriert. Die den Quer- schnitt darstellende erscheint etwas sehr stark schematisch gehalten. Seine Befunde habe ich alle bestätigen können, das Wichtigste ist darüber schon oben mitgeteilt worden. In bezug auf die Deutung der Risse weicht Harpeck von der gewöhnlichen Deutuug ab. „Gewöhnlich'-, sagt er, „werden diese Furchen als Einrisse in die verhornte Epi- dermis aufgefasst, wir sehen aber in dem beschriebenen Fall überall, wo die Epidermis der Furchen in die Höcker über- geht, immer die parallel der Oberfläche gelagerten Lamellen in kontinuierlichem Verlaufe an der Seite der Höcker auf- steigen und sich, in ihre Hornsubstanz fortsetzen, ohne irgend- wo die Zeichen eines gewaltsamen Einreissens erkennen zu lassen. Das Auftreten von Höckern und Furchen ist nur eine Folge des durch die Wucherung und Verhornung der Epidermis behinderten und darum ungleichmässigen Wachs- tums der Haut."

Diese Auffassung Harpeck 's, durch welche ein Gegensatz construiert wird zwischen der Art der Entstehung der Furchen bei der Ichthyosis der Kälber und der mensch- lichen Ichthyosis, muss ich nach meiner Untersuchung als unhaltbar bezeichnen. Trotz des geringen zu Gebote stehenden Materials gelang es mir nämlich in den tieferen Schichten

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besonders der Randpartieen der Schuppen und Schilder sichere Zeichen stattgehabter Blutungen zu finden. Und zwar fand sich hier nicht nur Pigment, das seine Herkunft aus dem Blutfarbstoff durch sein mikro-chemisches Verhalten unzweifelhaft bewies, sondern es fanden sich auch noch zahlreiche wohlerhaltene rote Blutkörperchen, die sich mit Eosin fast so leuchtend rot färbten, als ob sie mit concen- trierter Sublimatlösung oder Formalin fixiert wären Dieser Befund in den tieferen Schichten des Hornpanzers lässt meines Erachtens keine andere Deutung zu, als dass es sich bei der Ichthyosis der Kälber ebenfalls um wirkliche blutige Einrisse der Haut handelt, wie das für die menschliche Ichthyosis festgestellt ist. Dass sich diese Einrisse nachträglich wieder mit Epidermis bedecken können, ist selbstverständlich und leicht erklärlich ist es ferner bei der Art, wie solche Epidermisdefekte zu heilen pflegen, dass das Trugbild einer continuierlichen Hautbedeckung entsteht.

Bei dem geringen Material war es mir nicht möglich, die von Wassmuth (1. c.) neuerdings angewendeten Methoden in Anwendung zu bringen, um festzustellen, ob wir es in der bei der Ichthyosis des Kalbes gebildeten Horn- substanz ebenfalls mit noch nicht völlig verhorntem Material zu thun haben, wie das Wassmuth für die menschliche Ichthyose bewiesen zu haben glaubt. Aus dieser nicht völlig zu Ende geführten Verhornung resultiert nach Wassmuth's Meinung die Unmöglichkeit der Ab- stossung unter der macerierenden Einwirkung des Frucht- wassers und so kommt es zur Anhäufung der Hornmassen. Es bliebe dann nur die Frage zu lösen, warum die Verhornung nicht völlig zu Ende geführt wird.

Weitere Angaben über Ichthyosis Cornea congenita bei Kälbern oder bei anderen Säugetieren habe ich bisher in der Litteratur nicht gefunden. Das Besondere des Kalbes aus Eandau liegt darin, dass es acht Tage alt geworden ist und auch Nahrung zu sich genommen hat, indem es am Euter der Mutter sog. Ob es dabei durch die Gestaltung

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des Maiiles etwa behindert war, darüber habe ich nicbts ia Erfahrung bringen können. Infolge der Nahrungsaufnahme ist es auch beträchtlich grösser als alle die übrigen be- schriebenen Exemplare (von der Schnauze bis zur Schwanz- spitze gemessen ist es 30 40 cm länger als die übrigen) auch seine Behaarung ist stärker hervortreten d^ ja man könnte die beschriebene Aufsplitterung der Plattenränder an einigen Stellen vielleicht als Anfang von Abstossungsvor- gängen des Hornpanzers auffassen. Wenn man es nicht am weiteren Trinken verhindert hätte, erscheint es jedenfalls nicht ausgeschlossen, dass es noch eine längere Zeit am Leben geblieben wäre. Auch dafür fehlt es bei der mensch- lichen Ichthyosis nicht an einzelnen seltenen Ausnahmen.

Für die Ursache der Ichthyosis haben wir durch den beschriebenen Fall keinerlei Anhaltspunkte gewonnen. Sie erscheint völlig in Dunkel gehüllt. Bemerkenswert dürfte noch sein, dass die von Liebreich aufgestellte Meinung, die krankhafte Affektion der Kälber könne nicht von den Kühen d. h. allgemein ausgedrückt nicht von der Mutter herrühren, durch die oben mitgeteilte Beobachtung am Menschen (vergl. Claus 1. c.) bestätigt worden ist.

Als Kuriosum mag noch erwähnt sein, wie sich der Besitzer des Landgutes Sachsendorf, von dem das Lieb- reich'sche und vielleicht auch das Gurl tische Kalb her- stammte, das Auftreten der vier Fälle von Ichthyosis unter seinen Kälbern erklärte, weil die Bauern von Eandau mir eine ganz ähnliche Erklärung gegeben.

Jenen Gutsbesitzer brachte die Ähnlichkeit der Köpfe der Kälber mit dem seines Hundes auf den Verdacht, dass jene Veränderung mit dem plötzlichen Schrecken zusammen- hinge, den die Kühe mehrmals erfahren hätten, da er seinen Hofhund öfter mit in den Stall genommen habe und die Kühe vor ihm zurückgefahren seien, mit einem Wort, dass sie sich an dem Hunde „versehen" hätten. Er habe den Hund deshalb weggethan und von da an habe sich nichts mehr dergleichen ereignet.

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Und ein Bäuerlein aus Randau versicherte mir treu- herzig, die Kuh wäre ganz sicher einmal einer mit Schlamm- krusten bedeckten Sau begegnet, was dann diese üblen Folgen gehabt hätte.

Und so wären wir denn am Ende wieder auf ähnlich fabelhaftem Grunde angekommen, von dem wir einleitend aus- gegangen. Gerade das von uns in der Einleitung berührte Märchen von der schönen Melusine liefert einen bemerkenswerten Beweis für den Zusammenhang zwischen den Monstren und Missgeburten mit den Gestalten und Gebilden des Märchens und der Sage, denn in langen Abschnitten behandelt es die Thaten und Schicksale all' der, ich weiss nicht wie viel Kinder, die die schöne Melusine ihrem Gatten geschenkt. Mindestens ^/lo von diesen werden als zum Teil abscheu- liche Missgeburten in eingehendster Weise geschildert. Wer vermag zu sagen, ob nicht auch in der Sage vom hörnernen Siegfried noch ein ichthyotisches Keratinkorn vorhanden? Und wahrlich der gewaltige deutsche Recke käme damit in keine schlechte Gesellschaft, da auch der hehre Gott des Krieges und des Friedens, der doppelgesichtige Janus und der ein- und stirnäugige felsenschleudernde Cyklop aus derselben natürlichen Requisitenkammer ihre Attribute erhalten haben. Freilich eine gewisse Vorsicht muss man in Hinsicht dieser Deutungen walten lassen, wofür ich noch ein Beispiel anführen möchte. Schon Casaubonus^) hat die Vermutung geäussert, dass die Beobachtung von Hauthörnern am Kopfe von Menschen die Veranlassung gewesen, die mythologischen Gestalten der Pane, Satyrn und Aegypane zu schaffen. Es liegt nun nahe, diese Deutung auch auf die traditionelle Dar- stellung des „gehörnten Moses" zu übertragen. Bekanntlich hat ihn ja sogar Michelangelo Buonarrotti in seiner be- rühmten Statue am Kenotaphion des Papstes Julius IL in St. Pietro in Vincoli in Rom gehörnt dargestellt. Indessen hier werden wir durch die Bibelkundigen dahin belehrt, dass diese Tradition auf einer falschen Übersetzung der Vulgata vom 2. Buch Mosis Cap. 34 Vers 35 beruht, wo der hebräische

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Text, den die lutherische Übersetzung mit den Worten „dass die Haut seines Angesichts glänzete^' wiedergiebt, fälschlich dahin interpretiert ist, dass das Haupt des Gesetzgebers vom Berge Sinai Hörner geziert hätten.

Es ist mir eine angenehme Pflicht, an dieser Stelle den Herren der Museumscommission, besonders Herrn Oberlehrer .Dr. Bochow und Herrn Baurat Bauer für die Erlaubnis zur Veröffentlichung und Abbildung dieses Falles voq Ichthyosis Cornea congenita beim Kalb meinen verbindlichsten Dank zu sagen.

^) De satjaica Graecorum poesi, Paiisiis 1605.

Die

Entwickelung der geologischen Forschung

im Magdeburg- Halberstädtischen.

Von

Dr. Ewald Scliütze.

7*

m

Spuren von Geologie lassen sich bei allen Völkern bis in das graue Altertum hinauf verfolgen, denn eine jede Religion knüpft an ihre Gottheiten notwendig den Akt der Schöpfung der Erde und der Welt. Auch die Philosophie aller Völker beginnt mit Hypothesen über den Ursprung der Erde.

Jedoch verlieren sich die Philosophen des Altertums meist in Spekulationen, anstatt an der Hand exakter Forschungen und Beobachtungen die ausgesprochenen Ideen zu begründen. In diesen Fehler verfällt auch Aristoteles (384 322 V. Chr.), der grösste Naturforscher des griechischen Altertums. Hervorgehoben sei hier nur, dass sich schon in Aristoteles' Schriften das Grundprinzip der Darwin'schen Lehre von der natürlichen Zuchtwahl angedeutet findet.

Auch die Römer schufen in der geologischen Wissen- schaft nichts dauerndes, obwohl in den Schriften viele richtige geologische Beobachtungen niedergelegt sind, denn Seneca (f 65 n. Chr.) entwickelt in seinen „Questiones naturales'^ vortreffliche Ansichten über die dynamische Geologie.

Von Seneca führt uns ein grosser Sprung über das christliche Mittelalter sogleich in das 16. Jahrhundert. In dieser langen Zeit war ein Fortschritt der geologischen Forschung nicht möglich, denn einmal waren die Hilfs- wissenschaften noch nicht weit genug gefördert, andererseits wirkte der Dogmatismus jener Zeit der freien Forschung entgegen.

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Den Anbruch einer neuen Zeit in der Entwickelung der Geologie bezeichnet Georg Bauer, genannt Agricola.^) In seinem Werke „De natura fossilium" liefert er eine für die damalige Zeit vollständige Mineralogie. Unter „FossiP fasste er Mineralien und Petrefakten zusammen, darin folgten ihm fast alle Autoren der nächsten zwei Jahrhunderte. Über die Natur der Versteinerungen konnte Agricola zu keiner festen Meinung kommen und deutete nur einen Teil derselben richtig.

Das Verdienst, die Versteinerungen richtig gedeutet zu haben, gebührt Steno. Nicolaus Steno, von Geburt ein Däne (geboren 1638 zu Kopenhagen, f 1687 in Schwerin), wirkte hauptsächlich in Italien, wo er eine Zeit lang Leib- arzt des Herzogs von Toscana war. In seiner Abhandlung „De solido inter solidum naturaliter contento dissertationis prodomus'* lenkt er zuerst den Blick auf den inneren Gebirgsbau, auf die Struktur der Gesteine und Lagerungs- form der Schichten. Er unterscheidet die kristallinischen von den klastischen, die azoischen von den fossilführenden Gesteinen. Er zeigt ferner, dass die fossilen Conchylien in Toscana denen, die in den benachbarten Meeren leben, gleich sind.

Genauere Studien über die Lagerung und Aufeinander- folge der geschichteten Gebilde stellten Lehmann (1756) und Füchsel (1762) an und legten so den Grund zum Ge- bäude der modernen Geologie. Joh. Gottlob Lehmann 2) veröffentlichte 1756 sein berühmtes Werk: „Versuch einer Geschichte der Flötzgebirge". In der Vorrede beschreibt er

^) Georg Bauer (Agricola) ist 1494 zu Glauchau (Sachsen) geboren; er war Arzt in Joachimsthal und später Stadtphysikus zu Chemnitz, wo er 1555 starb.

*) J, G. Lehmann wirkte als Lehrer der Mineralogie und des Bergfaches in Berlin. 1761 wurde er als Professor der Chemie und Direktor des kaiserlichen Museums nach St. Petersburg berufen, starb 1767.

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die nordische Ebene und stellt dann nachstehende Gebirgs- folge auf:

A. Ur- und Ganggebirge ohne Petrefacte^ mit geneigten Schichten, vielen Erzen und Gängen.

B. Flötzgebirge.

1) ältere Reihe (oder das Steinkohlengebirge):

a. das alte rothe Todte,

b. blauer Schiefer,

c. Steinkohle,

d. Dachgestein derselben,

e. blaues, sandiges Gebirge,

f. eisenschüssiges, rothes Gebirge.

2) jüngere Eeihe:

a. das wahre rothe Todte (des Mansfeldischen

Bergmannes),

b. blauer Thon,

c. kalkiger Thon,

d. Kupferschiefer,

e. Kammschaale,

f. Mittelberg,

g. Dach, h. Fäule,

i. Zechstein,

k. Rauchwacke, 1. Alabaster und Stinkstein,

m. Dammerde. Diese ersten Grundlinien der deutschen Geognosie wurden vervollkommnet durch F ü c h s e P). In seinem Haupt- werk „Historia terrae et maris ex historia Thuringiae permontium descriptionem erecta (1762)" definiert er zuerst die Begriffe: Stratum (Schicht), Situs (Lager) und Series montana (Formation). Füchsel unterscheidet folgende Formationen :

^) G. Christian Füchsel war 1722 in Ilmenau geboren, studierte in Jena und Leipzig, erwarb in Erfurt die Doktorwürde, wurde dann Hofmedikus in Rudolstadt, wo er 1773 starb.

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1) Grund- oder Gang-Gebürge.

2) Das rothe todte Lager (das auf die Autorität von

Lehmann angenommen wird),

3) Steinkohlengebürge,

4) der Alaunschiefer,

5) das blaue schiefrige Gebürge,

6) das rothe Schaalgebürge,

7) das weisse Schaalgebürge,

8) das weisse Gebürge,

9) der bituminöse Kupferschiefer,

10) dunklerer Mergel mit Stöcken von Gyps und

Alabaster,

11) das „mehlbatzige Kalchgebürge" [jetzt Zechstein-

dolomit],

12) das Sandgebürge [jetzt Buntsandstein],

13) rother Mergel mit Gyps [Roth],

14) Muschelkalk.

Ganz besondere Verdienste um die Aufstellung der Formationsreihe erwarb sich Joh. Frd. Wilh. v. Charpentier (geb. 1738, gest. 1805). Im Jahre 1778 erschien sein be- deutendes Werk: „Mineralogische Geographie der chur- sächsischen Lande". Er stellte untenstehende Formations- reihe auf:

A. Grundgebirge: bestehend aus Granit, Gneiss, Glimmerschiefer, Porphyr und körnigem Kalkstein.

Thonschiefer, Steinkohlengebirg.

B. Flötzgebirge:

1) das rothe Todtliegende und das Weissliegende;

2) das Schief erflötz, bestehend aus Kupferschiefer,

KammsQhaale, Loch- und Noberge, Fäule und Oberberg ;

3) der Zechstein;

4) die Rauchwacke;

5) Aschengebirge mit schiefrigem Stinkstein;

6) kalkiger Thon ;

7) Gyps mit Roggenstein;

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8) rother mergeliger Thon;

9) das bunte Sandsteingebirge;

10) das graue Kalkgebirge (Muschelkalk);

11) der Plänerkalk und der Quadersandstein. Unstreitig unter allen Geologen am Ende des 18. Jahr- hunderts nimmt Abraham Gottlob Werner die hervor- ragendste Stellung ein. Werner ist am 25. September 1749 zu Wehrau in der Oberlausitz (Sachsen) geboren. 1769 be- zog er die Bergakademie in Freiberg und siedelte 1771 an die Universität Leipzig über. 1775 wurde Werner als Inspektor der Sammlungen und Lehrer der Mineralogie an die Bergakademie zu Freiburg berufen, wo er über 40 Jahre seine Lehrthätigkeit entfaltete. Am 30. Juni 1817 starb er zu Dresden.

Durch seine ausgedehnten und genialen mineralogischen Untersuchungen wurde er auf die Gesteinsmassen aufmerksam und stellte für sie eine eigene Lehre, die „Scienz der Fels- arten oder Geognosie" auf, die er in Deutschland zuerst auf das Katheder brachte. Bei der Aufstellung seiner Formations- leihe beobachtete er allein den Gesteinscharakter und die Lagerung und Hess die Versteinerungen ausser Acht. Er unterscheidet fünf Hauptgruppen: A. Urgebirge, B. Über- gangsgebirge, C. Flötzgebirge, D. Angeschwemmtes Gebirge, E. Vulkanisches Gebirge.

Zum Flötzgebirge rechnet Werner auch den Basalt, den er als ein aus dem W^asser entstandenes Gestein ansah. Die Genesis des Basaltes führte nun zwischen den damaligen Geologen zu einem Streit, der sich viele Jahre hindurch fortsetzte. Es ist dies der bekannte Streit der Neptunisten und Vulkanisten.

Der liauptgegner W e r n e r 's war sein Schüler J o h. K a r 1 Wilhelm Voigt ^). Voigt war ein scharfer Beobachter. Die Geologie verdankt ihm die erste genaue Kenntnis eines

1} Voigt ist 1752 zu Allstädt im Grossherzogtum Weimar ge- boren, studierte in Jena und Freiberg, war später Bergrat in Ilmenau, wo er 1821 starb.

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Teiles von Deutschland, namentlich Thüringens und der Rhön. In seiner „praktischen Gebirgskunde" (1797) führte er folgendes Formationssystem durch:

A. Urgebirge: Granit, Gneiss, Glimmerschiefei', Thon- schiefer, Grauwacke, Kalk, Grünstein, Porphyr etc.

B. Flötzgebirge: a. rothes Todtes Liegende ; b. bitu« minöser Mergelschiefer ; c. Zechstein ; d. Gyps ; e. Stinkstein ; f. Sandstein mit Roggenstein; g. Gyps; h. Thon; i. Flötz- kalk; k. jüngere Steinkohle (Lettenkohle, letzterer Name stammt von Voigt); 1. Kreide; m. Steinsalz.

C. Vulkanisches Gebirge mit Basalt.

D. Aufgeschwemmtes Gebirge.

Weiter ausgebaut wurde diese Formationsreihe von Johann Ludwig Heim (1741 1819) und dann vor allem von Johann Karl Freiesleben (geb. 1774, gest. 1846). Freiensleben's umfangreichstes Werk ist „geognostischer Beytrag zur Kenntniss des Kupferschiefer- gebirges mit besonderer Hinsicht auf einen Theil der Graf- schaft Mannsfeld und Thüringens" (4 Bde. mit 1 geogn color. Karte, Freiberg 1807—1815). Unter Kupferschiefer- gebirge fasste Freiesleben die heutige Dyas und Trias zusammen und führte folgende Gliederung ein:

1) Muschelkalk;

2) Sand- und Thongebirge: schief riger Thon oder Letten, Mergel,

Gyps (Thongyps), Sandstein,

thonartiger Eisenstein (Steinkohlen), Kalkstein, Roggenstein, Sandschiefer.

3) Älteres Kalksteingebirge:

A. Gyps, 1 ....

l zusammengehörig Stinkstein.

m un- bestimmter Folge

desgleiclien

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B. Stinkstein, Kalkeisenstein, Asche,

Höhlenkalkstein Eauhkalk Rauchwacke.

C. Zechstein.

D. Mergelschiefer, Dach,

Kupferschieferflötz, Weissliegendes.

4) Aelteres Sandsteingebirge: Rothliegendes, Steinkohlengebirge. So weit war die stratigraphische Geologie bis zum Jahre 1820 vorgeschritten. Hatten bisher die einzelnen Geologen sich darauf beschränkt, einzelne, kleinere Gebiete zu be- arbeiten, so versuchte Chr. Keferstein^) in seinem Werk „Teutschland" eine tibersichtliche Darstellung der geologischen Verhältnisse von ganz Deutschland zu geben.

In diesem Werke hat Keferstein folgendes Formations- system zu Grunde gelegt:

Erste Formations-Reihe. Neptunische Gebilde:

1) Gneuss - Granit - Formation.

2) Schiefer- Formation.

3) Porphyr - Steinkohlen - Formation.

4) Rothe Sandstein -Formation.

5) Alpenkalkstein -Formation.

1) Christian K. Keferstein ist 1784 zu Halle a. S. geboren hier studierte er Rechtswissenschaft. Er bereiste Deutschland und die Alpen und veröffentlichte die Ergebnisse seiner Beobachtungen in der von ihm begründeten Zeitschrift „Teutschland geognostisch- geologisch dargestellt" (7 Bde., Weimar 1821—1831). Er starb 1866 in Halle«

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6) Bunte Sandstein - Formation.

7) Muschelkalk -Formation.

8) Jurakalk -Formation.

9) Quader- und Mergelsandstein - Formation.

10) Kreide - Formation.

1 1) Braunkohlen - Formation .

Zweite Formationsreihe : Vulkanische Gebilde.

„Diese wird in Teutschland durch die Basalt-Formation gebildet, da Laven brennender Vulcane fehlen."

(K., Teutschland I, S. 5; 1821.)

Im ersten Bande dieses Werkes wird ganz kurz der Bau des „Alvenslebischen Höhen -Zuges" besprochen. Als älteste Formation wird die Schieferformation genannt. Der Porphyr wird als „rother Euritporphyr'' bezeichnet ; auch das Auftreten von Mandelsteinen wird erwähnt. Die geologische Stellung des Porphyrs wird als unentschieden betrachtet, denn er könnte zur „Haupt-Porphyr-Formation^' gehören oder ,, Lager im Schiefergebirge" bilden.

Im zweiten Bande giebt Kefer stein unter anderen auch Berichte über die Salinen. Aus dem Magdeburgischen werden die Salinen Schönebeck und Stassfurt erwähnt. Nach einem historischen Überblick werden mehrere Bohr- und Schachtprofile und auch eine Eeihe von Analysen der Soole mitgeteilt. Aus der Besprechung der geologischen Verhältnisse geht hervor, dass Kefer st ein annimmt, die Grauwacke bilde zwischen Harz und dem Alvensleben'schen Höhenzuge ein Becken, in dem sich später die jüngeren Gesteine absetzten. Als Resultat giebt K. an, „dass die Salzquellen von Schönebeck den neueren Schichten der bunten Sandstein- oder den älteren der Muschelkalkformation angehören, und dass man nicht Grund hat anzunehmen, sie entsprängen aus tief erliegenden Steinsalzflötzen".

Bezüglich der Soolquellen von Stassfurt ist Kefer stein der Meinung, dass diese in den oberen Schichten des Bunt- sandsteins entspringen.

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Im Jahre 1823 veröffentlichte Fried r. Ho ff mann i) seine „Beiträge zur genaueren Kenutniss der geognostischen Verhältnisse Nord-Deutschlands" (I. Theil). Dieses Werk ist auch für die Entwickelung der Geologie im Magdeburgischen von ausserordentlichem Einfluss gewesen und soll daher hier kurz besprochen werden.

Nach Abgrenzung des Gebietes und kurzer Besprechung der Oberflächengestaltung werden die „Classification und die allgemeinen Verhältnisse der Gebirgsarten" klargelegt. H. unterscheidet in unserem Gebiet zwei Formationsreihen:

I. Die Formation des Feldspathes (Porphyr -Gebirge, also vulkanisches Gebilde).

II. Die Glimmer-Formation (rein neptunisch).

Letztere zerfällt (nach H.) in zwei Gruppen:

1. „Gruppe des Thonschiefers ; sie begreift alle Schiefer- Arten vom Ur-Thonschiefer durch die Grauwacke bis zum Schieferthon des Rothliegenden und der jüngsten Sandsteine."

2. „Gruppe des Kalksteins ; sie vereinigt die Kalkstein- bildungen aller Epochen, die zuerst im schiefrigen Ur-Gebirge untergeordnet auftreten und mit Kreide und Pläner-Kalkstein endigen."

Schon ganz richtig giebt H. an, dass das Land nördlich vom Harz von verschiedenen parallel NW. SO. verlaufenden Hügelketten durchzogen wird, und dass mit diesem Parallelismus auch das Streichen der Gebirgsglieder übereinstimmt. Ausser den 8 10 Sätteln („Parallellinien, von welchem die Schichten zu beiden Seiten nach entgegengesetzter Richtung abfallen") unterscheidet H. noch Höhen von einseitiger Erhebung.

1) Fr. Ho ff mann ist am 6. Juni 1797 auf der Pinnau bei Welau in Ostpreussen geboren, studierte in Gröttingen und Berlin, habilitierte sich später in Halle, woselbst er bald zum ausserordent- lichen Professor befördert wurde, 1829—1832 machte er eine wissen- schaftliche Reise nach Italien. Nach seiner Rückkehr hielt er in Berlin als ausserordentlicher Professor Vorlesungen. »Schon 1836 starb er in der Blüte seiner Jahre.

110

Im dritten Abschnitt werden dann die einzelnen Formationen genau nach der angeführten Einteilung in Bezug auf Gesteinsbeschaffenheit, Fossilführung, Lagerung und Verbreitung besprochen. Obwohl einige Verwechselungen und Fehler darin sind, z. B. werden Mergel der Keuper- formation zur bunten Mergelschicht gestellt oder der Rhät- und Liassandstein wird mit dem Quadersandstein zusammen- gefasst so sind doch hier viele sehr wichtige Beobachtungen des Verfassers niedergelegt. Hervorgehoben sei nur die Gliede- rung des roten Schieferthongebirges (Buntsandsteinformation z. T) in 1. Roggenstein (Unterer Buntsandstein), 2. Bunter Sandstein (Mittlerer Bunt Sandstein), 3. bunte Mergelschicht (oberer Buntsandstein oder Roth).

In einem Nachtrag bespricht H. das „aufgeschwemmte Gebirge'', zu dem er sowohl das Tertiär als auch Quartär rechnet. Die Ergebnisse darüber fasst er in folgende Sätze zusammen :

„Das aufgeschwemmte Land der grossen norddeutschen Ebene steht in keinem gleichförmigen Lagerungsverhältnisse zu den älteren Gebirgsarten ; es bedeckt rücksichtslos die Produkte aller Epochen der Gebirgsbildung."

„Die in der Ebene zerstreuten grossen Urgebirgs-Geschiebe sind erweislich den benachbarten Gebirgen fremd, ihre Be- schaffenheit sowohl als ihre Vertheilung sind im höchsten Grade der Meinung günstig, dass sie aus Norden durch eine ausschliesslich nach Süden wirkende Kraft, seyen es Ströme oder Würfe, hierher verpflanzt worden sind."

In einer Nachschrift giebt Hoffmann noch einige Ver- besserungen an, die sich bei späteren Untersuchungen herausgestellt haben. So hat er erkannt, dass einige Mergel- vorkommnisse z. B. bei Kl. Wanzleben nicht zum bunten Mergel (dem Roth) gehören, sondern jünger sind, da sie über dem Muschelkalk liegen. Auch den Quadersandstein trennt er in zwei Abteilungen, nachdem er erkannt hatte, dass die eine das Liegende des Plänerkalks bildet, die andere aber zu der dem Plänerkalk bedeckenden Kreide

111

gehört. Auch auf der beigegebenen Karte sind diese neueren Ergebnisse berücksichtigt.

Im Jahre 1824 erschien von Keferstein's „Teutschland" der dritte Band, in dem wir auch Angaben über unser Gebiet finden. In dem Aufsatze „Geognostische Beschreibung der Gegend von Quedlinburg'* von Ob. Ke ferst ein (Teutsch- land III, S. 249) sind folgende neue Beobachtungen gegen- über den bis dahin in der Litteratur bekannt gemachten zu erwähnen. K. beobachtete schon, dass der an den Sewecker Bergen bei Qedlinburg auftretende Gyps und die Kauchwacke zur Muschelkalkformation gehören. Auch hatte er hier Keupermergel und „den schwarzen Mergel mit Gryphiten- kalk, Steinkohlen, Liassandstein u. s. w." (Unterer Jura) erkannt. Bezüglich des Quadersandsteins wird angegeben: „Er liegt zwischen der schwarzen Mergel- oder Liasformation und dem weissen Kalke, ist locker, häufig sandig, besteht, nach unten besonders, aus grünem mergeligen Sand, aus dem sich oft Kalkflötze ausscheiden, nach oben aus weissem Sand und Sandstein, oft mit hörn steinartigen Concretionen , die dann wohl auf der Höhe der Berge groteske Klippen bilden; seine Versteinerungen gehören Seethieren an, differiren wesentlich von denen der älteren Formationen, kommen

dagegen mit denen des Greensand in England überein

Unser Quadersandsteingebirge ist ausserhalb des erwähnten Districtes in Norddeutschland viel weniger verbreitet, als man bisher glaubte; denn nördlich von Halberstadt, sowie in den Wesergegenden gehören fast alle unter den Namen von Quadersandstein bekannte Gesteine zu den Lias- oder Keupersandsteinen.'*

Auf dem Quadersandstein folgt nach Keferstein der Kreidemergel und dann der „Jurakalk, welcher die oberen Schichten des Kreidemergels, oder die unseren Bildungen der Kreideformation bildet*. Die Bezeichnung Jurakalk und der Vergleich mit dem Kalk des Juras in Franken und Hannover ist entschieden zu verwerfen, da dieses zu Verwechselungen Anlass geben kann.

112

In einem anderen Aufsatze behandelt Ke ferste in die Gegend nördlich von Halberstadt und die Umgegend von Helmstedt (Ch. Keferstein, Geognostische Beschreibung der Gegend nördlich von Halberstadt, sowie der Umgegend von Helmstedt. Teutschland IH, S. 319). Er weist hier nach; dass dieWerner'sche Einteilung des Flötzgebirges in

bunten Sandstein,

Muschelkalk,

Quadersandstein,

Kreide, nicht mehr nach dem damaligen Stande der Wissenschaft genügt, sondern eine bedeutende Erweiterung erfahren muss. Keferstein stellt nun für das Vorland des Harzes folgende Schichtenreihe auf:

1) bunter Sandstein;

2) rother Mergel, oft Gyps führend;

3) Muschelkalkstein, zuweilen Gyps führend ;

4) Keuperformation ;

5) Liasformation ;

6) Grünersand mit Quadersandstein und Grau kalk;

7) Kreidemergel;

8) Jurakalk, oft kreideartig;

9) Plastischer Thon mit Sand und Braunkohlen;

10) Grüner kalkiger Thon mit kalkigem Sande und sandigem Kalke; [Grobkalk];

11) Grand, Lehm, Torf, Kalktuff.

Nachgewiesen hat K. in dieser Abhandlung, dass die bisher als Quadersandsteine bezeichneten Ablagerungen teils Keuper-, teils Lias-, teils Quadersandsteine der Kreide- formation sind. Ferner geht aus den Beobachtungen des Ver- fassers hervor, dass Hoffmann^s Plänerkalk, den dieser mit dem Jurakalk Keferstein 's vereinigte, zur Liasformation gehört. Nach Keferstein besteht die Liasformation aus schwarzem, bituminösen Mergelschiefer, Gryphitenkalk und

Formation

des rothen

Mergelthones.

Kreide- formation.

113

Liassandstein. Ob die Bildungen des braunen Juras mit zur Liasformation gezogen werden, ist aus seinen Angaben nicht ersichtlich.

Sehr unzweckmässig ist seine Bezeichnung „Jurakalk" für weisse Kalke der Kreideformation.

In späteren Arbeiten stellt Kefer stein seinen hellen Jurakalk zum Teil zwischen Lias und Quadersandstein und vergleicht ihn mit der Oolitseries der Engländer. Den weissen Jurakalk bei Quedlinburg hält er aber dennoch für Kreide. (Teutschland III, 544 549; 1824). Seine Formations- tabelle gestaltet sich dann so: I. Aelteres Flötzgebirge :

1) Bergkalkformation ;

2) Grit- oder Hauptsteinkohlenformation.

II. Mittleres Flötzgebirge (rothes Sandsteingebirge):

1) rothe Sandsteinformation (Roth- Todtliegen des);

2) Zechsteinformation ;

3) bunte Sandsteinformation, mit rothem Mergel;

4) Muschelkalkformation ;

5) Keuperformation.

III. Jüngeres Flötzgebirge (Kreidegebilde):

1) Liasformation;

2) heller Jura- und Oolitkalk- formation ;

3) Grünsand und Quadersandsteinformation (craie chloritee) ;

4) Formation der harten und weichen Kreide.

IV. Tertiäres Flötzgebirge:

1) Braunkohlenformation (argile plastique);

2) Grobkalkformation ;

3) Molasseformation;

4) Süsswasserformation.

In seiner „Mineralogisch - statistisch - geographischen Beschreibung von Teutschland" (Teutschland V, 185—423; 1828; und VI, 1—92,325—576; 1828) bringt Keferstein kaum etwas neues. Uns interessiert hier nur seine Ansicht

(Jura- gebilde)

114

über die Jura- und Kreidebildungen. Er gliedert dieselben f olgendermassen : Liasformation :

a. Untere Gruppe. Liassandstein, wechsellagernd mit Thon, Schieferthon und Steinkohlenflötzen, seltener mit Liasmergel, Liaskalk und Eisensteinflötzen.

b. Obere Gruppe. Dunkler, scL warzgrau er, mergeliger Liaskalk und schwarzer bituminöser schiefriger Liasmergel, der häufig Knollen von thonigem Sphä- rosiderit eingemengt enthält.

Untere Juraoolitformation.

Kalk, Kalkeisenstein (theils oolitisch). Formation des hellen Jurakalkes.

Helle Kalksteine (bei Fallersieben). Formation des Quadersandsteinses (Flyschformation).

Wechsel von Sandstein, Mergel und Thon. Kreideformation.

„Kreidemergel und harte Kreide, welche oft sehr grosse Ähnlichkeit mit Jurakalk hat, aber andere Petrefakten enthält^'. Im Jahre 1830 veröffentlichte Fr. Hoff mann seine „Übersicht der orographischen und geognostischen Ver- hältnisse vom nordwestlichen Deutschland^'. Der erste Teil dieses ausgezeichneten Werkes behandelt die orographischen Verhältnisse in ziemlich ausführlicher Darlegung, während der zweite Teil eine geognostische Übersicht giebt. Durch seine weiteren Untersuchungen in Norddeutschland ist Hoff mann bezüglich der Gliederung des Flötzgebirges zu weiteren wichtigen Resultaten gelangt, die zum Teil Keferstein schon in seinem „Teutschland'^ veröffentlicht hatte, aber grössten Teils von Hoffmann herrühren. Hoff mann führt nun in diesem wichtigen Werke folgende Gliederung durch:

I Thüringische Flötzformation. 1) Das rothe todte Liegende.

(Alte Steinkohlenformation untergeordnet).

115

2) Das Knpferschiefergebirge. Kupferschieferflötz und Zechstein. Gyps mit Dolomiten und Stinkstein.

3) Der bunte Sandstein.

4) Der Muschelkalkstein.

5) Die Bildung der Keupermergel und Sandsteine IL Juraformation.

1) Die Bildung des Lias- oder Gryphitenkalk- steines.

Sandstein mit Steinkohlen.

Bituminöse Schiefermergel und Kalksteine.

2) Die Oolithreihe oder Bildung des Jurakalksteines. Sandstein mit roogenkörnigem Thoneisenstein. Dichter und oolitischer Jurakalkstein. Bituminöser Schiefermergel mit Sandsteinen und Steinkohlen.

III. Kreideformation.

1) Quadersandstein.

(Untergeordnet Kalkstein und Mergellager mit grünen Körnern).

2) Kreide.

Sandige und kieselreiche Mergel [Hausmann 's

Flammenmergel].

Weisser, dichter Kalkstein [Hausmannes

Kieselkalkstein].

Kreidemergel. In dem tektonischen Teile finden wir viele wichtige Beobachtungen, namentlich schon Andeutungen über Spalten und tektonische Störungen.

Im dritten Abschnitt der zweiten Abteilung bespricht der Verfasser eingehend die Bildung des sedimentären und vulkanischen Rothliegenden.

Unser Gebiet wurde in dem Jahre 1843 von Girard (-geb. 2. Juni 1814 zu Berlin, zuerst Privatdozent in Berlin, dann Professor in Marburg und später in Halle) bereist, der die Resultate seiner Forschungen im Karsten u. v. Dechen's

8*

116

Archiv für Mineralogie vom Jahre 1844 veröffentlichte. Er behandelt den Fläming, die Gegend bei Wittenberg und Dessau, Dann bespricht er weiter die Aufschlüsse im Sand- stein bei Gommern. Von hier erwähnt er zwei Abdrücke von Cyathocrinites pinnatus aus dem Grauwackensandstein^ den er mit der jüngeren Grauwacke des Harzes (z. B. an der Schalke) für gleichaltrig hält.

Darnach wird das Tertiär in der Helmstedter Gegend besprochen. Dann folgt eine Schilderung des Alvensleben- Flechtinger Höhenzuges und der Grauwacken, die sich von diesem Rücken bis nach Magdeburg hinziehen. G. unter- scheidet den Melaphyr, es ist dies offenbar der jüngere Augitporphyrit bei Flechtingen; hierzu rechnet er auch den älteren Augitporphyrit von Schackensleben und Mammendorf; weiter unterscheidet er den quarzführenden Porphyr (Quarz- porphyr) und endlich den roten Porphyr .ohne Quarz. Letz- teres Gestein, das Girard für ein metamorphes Sediment hält, ist zum Teil der ältere Augitporphyrit bei Flechtingen und Hilgesdorf. Auch das Rothliegende bei Altenhausen und Alvensleben wird besprochen. Zum Schiuss wird noch einiges über die Gegend von Stendal hinzugefügt.

G. H. 0. V olger veröffentlichte 1846 seine „Beiträge zur geognostischen Kenntniss des Norddeutschen Tieflandes'^ Hierin giebt er einen ganz kurzen Überblick über die oro- graphi scheu und geognostischen Verhältnisse Norddeutsch- lands und bespricht dann die geognostische Beschaffenheit Helgolands, Lüneburgs und einiger Punkte in Holstein aus- führlicher. Die Magdeburger Gegend wird also nicht näher beschrieben.

Auch Giebel veröffentlichte um dieselbe Zeit (1846 und 1847) mehrere Aufsätze über die Qaedlinburger Gegend. Es werden darin namentlich Fossilfunde besprochen, während die stratigraphischen Verhältnisse nicht erweitert werden gegen früher.

In seinem Aufsatze „Über die geognostischen Verhältnisse des nordöstlichen deutschen Tieflandes" (Zeit. d. D. g. Ges.

117

1849) veröffentlichte Girard besonders Beobachtungen über das Diluvium, ohne näher auf die Magdeburger Gegend einzugehen.

1850 publizierte U. v. Unger über „die Erbohrung des Steinsalzes bei Schöningen im Herzogthum Braunschweig" eine Abhandlung, in der er die geologischen Verhältnisse des subhercynischen Vorlandes kurz berührt und den geologischen Bau der näheren Umgebung Schöningens aus- führlich bespricht. Schon hier spricht der Verfasser die Meinung aus, dass die Grauwacke und Thonschiefer im Vorlande bei der Emporhebung des Harzes abgerissen und in die Tiefe gesunken sind.

Bei der speziellen Beschreibung werden die Ablagerungen an der Asse, dem Heeseberge, dem Elm und an dem Höhenzuge von Barneberg bis zum Dorn berücksichtigt. Auch die in dem Gebiete auftretenden Soolquellen werden ausführlich besprochen. Bezüglich des Steinsalzes bei Schöningen giebt Unger an, dass es im oberen Buntsand- stein liegt.

Eine wichtige Schilderung der Magdeburger Gegend gab C. J. Andrae in seiner Schrift „Die geognostischen Verhältnisse Magdeburgs in Rücksicht auf die Steinkohlen- frage" (Magdeburg 1851). Er giebt einen Überblick über die Lagerungsverhältnisse der Schichten in der Umgebung der Stadt. Die Grauwacken hält er nach den darin ge- fundenen Pflanzenresten für devonische Ablagerungen. In bezug auf das Vorkommen von Steinkohlen hält er es nicht für ausgeschlossen, dass dieselbe hier zu finden ist und schlägt als geeignete Punkte, um Bohrungen anzusetzen, die Gegend bei Nordgermersleben und Altenhausen vor, da hier die Schichten des Kothliegenden nicht so erhebliche Störungen erlitten haben, wie an anderen Stellen des Gebietes,

A. von Strombeck, der Nestor der deutschen Geologen, lieferte sehr wertvolle Beiträge für die Geologie des sub- hercynischen Vorstufenlandes; seine Arbeiten beziehen sich vor allem auf die mesozoischen Schichten und werden dann

IIS

später noch besprochen. Hier sei nur eine Protokollnotiz über einen Vortrag „Die Erhebungszeit der Hügelketten zwischen dem nördlichen Harzrande und der norddeutschen Ebene", den v. Strombeck 1851 in der deutschen Geologischen Gesellschaft hielt, erwähnt. Ergänzt wird dieser Vortrag durch einen zweiten aus dem Jahre 1854 über den „Schichtenbau im Hügellande nördlich vom Harz". V. Strom beck teilt die Störungen, von welchen die Schichten im nördlichen Vorlande des Harzes betroffen sind, folgendermassen ein;

1) Sättel mit zwischenliegenden Mulden (Huy, Asse, Dorn) ;

2) Einseitige Aufrichtungen oder halbe Sättel (z. B. Querenhorst) ;

3) Überschiebungen (Fallersleben, Grasleben) ; 4) Wellenförmige Biegungen, wo Synklinale Schichten mit einseitigem Fall jüngere der Art einschliessen, dass die jüngeren von jenen älteren bedeckt und unterteuft werden (Helmstedt). Die Störungen 1 und 2 sollen durch in der Tiefe ver- borgene Eruptivgesteine hervorgebracht sein, während die unter 3 und 4 angeführten Erscheinungen durch seitliche Zusammenschiebung zu erklären sind nach v. Strombecks Ansicht.

V. Strombeck unterscheidet zwei Hebungssysteme, von denen das eine die älteren Flötzschichten und den Keupermergel , nicht aber den Liassandstein betroffen hat, während das jüngere System erst nach Ablagerung der jüngsten Glieder der Kreideformation sich herausgebildet haben soll.

1851 und 1852 gab W. L a c h m a nn seine „Physiographie des Herzogthums Braunschweig und des Harzes" heraus. Während der erste Teil das Nivellement des Herzogtums enthält, behandelt der Verfasser im zweiten Teil die Geognosie nicht nur des Herzogtums Braunschweig und des Harzes? sondern des ganzen westlichen und nördlichen Harzvorlandes.

119

Aiisfülirlich wird die Orographie und Hydrographie besprochen und dann folgt die Geognosie.

Seiner Beschreibung legt er folgende Einteilung der Erdschichten zu Grunde:

I, Azoische oder Prozo'ische Bildung, primitives oder Urgebirge; plutonische, krystallinische Massen-Gesteine ohne organische Keste : alter Gneiss, Granit, Syenit, Porphyr, Quarz, Glimmer-, Talk- und Hornblendeschiefer.

IL Palaeozoische Bildung, ältestes Sediment- gebirge mit den ältesten organischen Eesten. A. Transitions-Gebirge. Primäre Formationen, Übergangsgebirge, silurische und devonische Gruppe.

«. Geschichtetes Gebirge:

1) Thonschiefer. 2) Grauwacke. 3) Grauwacke- sandstein. 4) Grauwackenkalk. ß. Endogene Gesteine:

Pyroxengesteine ; Keratitporphyr ; Granit. /. Metamorphosierte Gesteine:

Kieselschiefer ; Schalstein ; Diabasmandelstein ; Quarzfels; roth er Marmor; Hornfels; granitischer Gneiss; schwarzer Marmor. B. Permisches Gebirge, Kohlengebirge. cc. Geschichtetes Gebirge:

1) Steinkohlen. 2) Rothliegendes. 3) Kupfer- schiefer. 4) Zechstein. ß. Endogene Gesteine:

Thonporphyr; Schlottengips. /. Metamorphosierte Gesteine:

Poqjhyrmandelstein ; Kaolin; Stinkkalk, Eauch- wacke, Asche, Dolomit. III. Mesozoische Bildung, secundäre Formationen; jüngere Sediment- oder Flötzgebirge, mit zahlreichen or- ganischen Eesten.

a. Geschichtetes Gebirge.

120

A. Trias -Formation, die Formation des bunten Sandsteines, Muschelkalkes und Keupers. 1) Bunt. Sandstein und bunt. Oolith. 2) Muschel- kalk (und Steinsalzlager). 3) Keuper, mit Lettenkohle, Keupersandstein und Keuperkalk- ß. Endogene Gesteine:

Gips. y. Metamorphosierte Gesteine:

Steinsalz; Salzthon; Dolomit. B. Tetras-Formation, Juraformation. cc. Geschichtetes Gebirge:

1) Schwarzer Jura, Lias.

a. Liassand stein, b. Liaskalk. c. Liasmergel« aa. Belemnitenmergel. bb. Posidonienschiefer.

2) Brauner Jura, Dogger.

a. Schief erthon. b. Mergelkalk. c. Brauner Oolith.

3) Weisser Jura, Corallenkalk

a. Corallenkalk. b. Portlandkalk.

4) Kohlenjura, Wäldergebirge.

a. Wälderschiefer, b. Wäldersandstein und Wäldersteinkohlen. c. Wälderthon und Hilsthon. ß. Endogene Gesteine:

Gips. y. Metamorphosierte Gesteine: Dolomit.

C. Dyas. Formation des Quadersandsteines und der Kreide; Quadersandsteingebirge ; Kreidegebirge. a. Geschichtetes Gebirge:

1) Unterquadersandstein. 2) Quadermergel oder Plaener Kalk. 3) Oberer Quadersandstein. 4) Obere weisse Kreide. ß. Endogene Gesteine: Gips; Basalt.

121

/. Metamorphosierte Gesteine:

Basaltconglomerate , Basaltmandelstein, Basalt- wacke.

IV. Kaenozo'ische Bildung, tertiäre Formationen, Molasseformation; jüngere, beschränkte Ablagerungen mit zahlreichen organischen Besten, auch höherer Thiere.

A. Eokaene Lager. 1) Sudmar-Molasse. 2) Braunkohlen und plastischer Thon (Grobkalk).

B. Meokaene Lager.

1) Jüngere Braunkohlen. 2) Septarienthon (Grobkalk).

C. PI eokaene Lager.

1) Antediluvialer Torf. 2) Subappenninenlager. 3) Älterer Kalktuff (Süsswasserkalk, Gips und Quarz).

V. Kataklysmatische Bildung, Diluvium. Sand, Grand, Löss, Kies; Knochenhöhlen; erratische Blöcke oder Findlinge.

VL Proschomatische Bildung, Alluvium. An- schwemmungen von Lehm, Sand, Thon, Mergel, Kies; Bildung von Torf, Easeneisenstein, Wiesenmergel; Bildung der Ackerkrume oder der Dammerde.

Bei der Beschreibung der einzelnen Formationen wird auch die Verbreitung und Lagerung der Gesteine besprochen; ebenso werden aus den einzelnen Formationen die wichtig- sten Fossilien angeführt. Leider sind viele Namen von Fundstellen falsch geschrieben und entstellt, sodass man oft Mühe hat, den Ort auch richtig herauszubekommen.

Einen Überblick über die Geologie des Gebietes zwischen Elbe, Aller, Ohre und Bode giebt A. Schreiber in der Abhandlung „Über die geognostische Beschreibung der Um- gegend Magdeburgs" vom Jahre 1854. Seiner Beschreibung liegt folgende Einteilung der Formationen zu Grunde:

122

I. Primäre Perioden:

1) Das Graiiwackengebirge.

2) Das Steinkohlengebirg-e.

3) Das Kupferscliiefergebirge.

II. Secimdäre Perioden:

4) Der bunte Sandstein. 1

5) Der Muschelkalk. [ Trias.

6) Der Keuper. J

7) Der Lias. )

8) Der braune Jura. I- Juragebirge.

9) Der weisse Jura. J 10) Das Kreidegebirge.

III. Die tertiäre Periode.

Schreiber sieht das Kothliegende als ein Glied der Steinkohlenformation an in dieser Abhandlung (S. 9). Das Hauptgewicht wird auf die Verbreitung der Formationen gelegt, während die Tektonik nur kurz besprochen und im Sinne jener Zeit erklärt wird, wonach die Emporhebung des Harzes nach Ablagerung der Grauwacke durch die hervorbrechenden Eruptivgesteine bewirkt ist.

Weiter wird die Magdeburger Gegend von H. Girard 1855 ganz kurz beschrieben in „Die norddeutsche Ebene insbesondere zwischen Elbe und Weichsel". Die älteren Formationen werden nur flüchtig berührt, während das Tertiär und Diluvium etwas ausführlicher besprochen wird. Ein von Magdeburg nach Königsborn gelegtes Profil ver- anschaulicht die Lagerungsverhältnisse. Der Verfasser nimmt fälschlicherweise an, dass der Dom auf der Grauwacke steht, während hier in Wirklichkeit Eothliegendes den Untergrund bildet.

In seiner „Wanderung durch den Huy bei Halberstadt" (Zeit. f. d. ges. Naturw. IX. Bd. 1857.) giebt Elis eine kurze Beschreibung der an diesem Höhenzuge anstehenden Gesteine und der in ihnen vorkommenden Versteinerungren.

123

Über das Hackelgebirge befindet sich im 9. Bde (1857) der Zeitschrift der deutschen geologischen Gesellschaft ein Bericht über einen Vortrag J. Ewald's.^) Zuerst finden wir in der Protokollnotiz einige allgemeine Bemerkungen über die Bucht zwischen Magdeburg und dem Harz. Ewald nimmt zur Absatzzeit des Flötzgebirges ein vom paläozoischen Gebirge gebildetes Becken an. Es wird dann hauptsächlich der Muschelkalk am Hackel und die in ihm bei Groningen auftretenden Erdfälle besprochen. Ewald hatte schon erkannt, dass die von Hoffmann zum Muschel- kalk gezogenen Gypse zum oberen Buntsandstein gehörten, welcher mitten zwischen dem unteren Muschelkalk zum Vorschein kommt. Ein innerer tektonischer Zusammenhang zwischen Hackel und Huy ist nach Ewald nicht vorhanden.

Die Gegend bei Salze und Schönebeck wurde 1858 von A. Schreiber beschrieben. Bezüglich der allgemeinen Verhältnisse des Magdeburger-Halberstädter Beckens schliesst sich Seh. eng an Hoff mann an. Der Gypszug von Egeln, der auf Stassfurt und Bernburg zu läuft, scheidet das Becken in zwei Teile, die Nord- und Südegelnsche Bucht. Es w^erden dann die einzelnen Formationen, die in der näheren und weiteren Umgebung Schönebecks vorkommen, betrachtet. Aus den Bohrungen schliesst Schreiber, dass das Steinsalz in jener Gegend im oberen Buntsandstein liegt.

In seinem Werk „Deutschlands Boden" (1. Atifl. 1854; 2. Aufl. 1858) behandelt Cotta auch das Hügelland nördlich vom Harz. Bezüglich der Gliederung der Formationen schliesst er sich eng an die Untersuchungen von A. v. Strombeck an und stellt folgende Tabelle auf:

1) Julius Ewald, 1811 in Berlin geboren, studierte in Bonn und Berlin, 1838 untemahm er mit E. Beyiich eine Reise nach Südfranki-eich. Er war Mitbegründer der deutschen geologischen Gesellschaft. 1853 wurde er Mitglied der Akademie der Wissenschaften. Er starb am 11. Dezember 1891 (vergl. Nekrolog verfasst von W. Dames im Neuen Jahrbuch für Älineralogie etc. 1892 Bd. I. imd Nekrolog in Leopoldina XXVm. S. 42. Halle 1892).

124

Alluvionen, neueste Ablagerung der

Flüsse,

Mächtigkeit.

Kalktuff und Torflager.

Diluvial-Saud und Lehm mit Mammuthresten,

und eratische Blöcke.

100—200'

Mergelkalk mit Haifischzähnen und Muschel-

:S

resten (Septarienthon).

?

^

H

Braunkohlenformation: Sand und Thon mit

Braunkohlenlagem .

200'

Kreidemergel mit Belem-

nites mucronatus,

Überquader Beyerich's

50—100'

■g

ostrea sulcata und

Sudmerstein

W

vesicularis.

Grauer Plänermergel mit

Ananchites

Inoceramus Cuvieri.

orata

Weisser Plänerkalk mit

Micraster cor

Inoc. latus, Scaphites

anguinum.

Geinitzi

Ammonites peramplus.

Terebratula

Oberer

OJ

camea.

Quader

Ä

Weisser, unten rother

T. semi-

Pläner. Inoc. Brongniaiti, Gale-

globosa. T. pisum.

400-600'

rites albogalems,Tere-

<D

TIS

CS

13

bratula Becksi.

-^

Weisse und graue Pläner-Mergelkalke. Ammo-

C?

nites rhotomagensis, Vaiians und Mantelli,

M

Holaster subglobosus und Caiinatus, Inoc. striatus, TuiTÜiten. Grauer Thon und Sand. Hemiaster bufo, Terebrat. subundata, auriculata und pectoralis.

Flammenmergel, Aricula giyphaeoides, Am.

100'

infiatus, Majorianus und auritus. Turriliten.

Gault-Thon. Belemnites minimus, Ammonites

lautus und am-itus.

200'

Unterer Quader. Thon mit Am. tardefurcatus

und Belemnites semici

iltatus.

125

6

CO

525

Mergelthon. Ammonites nisus, Belemnites

semicultatus. Thon. Thracia Philips! , Serpula Philipsi,

Belemniten und Ancyloceras.

Mächtigkeit.

200 - 400'

O

"o

Hilsconglomerat, Muschelconglomerat mit Bohn- erz. Exogj^ra Coiüoni, Terebrat. depressa und sella, Toxaster complauatus, Belemnites sub- quadi-atus.

5Ü^

Wielden- oder Deistersandstein mit Sehieferthon und Kohleneinlagerungen. Pflanzenabdi'ücke enthaltend. Tritt wie das folgende Glied nur im westl. Theile auf und ist deshalb von V. Strombeck nicht berücksichtigt.

Wieldenkalk oder Serpulit (nach Römer).

?

.2 'S

08

M

f3 •-5

1

1 1

m

Weisser Jura, Kalkstein mit Einlageningen von thonigem Mergel. Venus Brongniarti, Pteroceras oceani, Geromya orbicularis.

oberem, imterer

Poitlandkalk.

Korallenkalk.

(Römers.)

100'

Thon mit Ammonites Lamberti und Belemnites canaliculatus.

50 - 100'

c5

Thon und Eisenkalk. Am. Parkinsoni und sub- laevis, Terebr. varians, Monotis decussata.

50'

Thon mit Knollen vom Thoneisenstein. Belem. giganteus, Am. opaliiius.

200 - 300'

Mergeliger Thon und bituminöser Mergelschiefer. Am. radians und viele Falciferen, Belem. digitalis, Posidonomya Bronui.

50'

Thon mit einer Zwischenlagerung von Thon- mergeln u.Eisem-oggenstein. Am. amaltheus, costatus, caprieomus und fimbriatus, Belem- nites niger, Giyphaea cymbium, Terebratula cimosa

150'

Eisenschüssiger Thonstein, sar oder Sandstein und Thon. Giyphaea arcuata, Cardinien

diger Thonkalk Viele Ai-ieten, und Ostreen.

200'

126

1

o

Dolomit und schiefriger graugi'üner Mergel.

Mächtigkeit. 50'

Oberster Keupersandstein, weiss und gelb, mit Thonlagen und Kohlenschmitzen. Zu oberst rother Thon. Undeutliche Muschelreste.

100'

6

Bunter Mergel und Thon mit dünnen Kalkstein- und Dolomitschichten, sowie mit unregel- mässigen Gj'pseinlagerungen (Steinsalz?). Schuppen und Zähne von Fischen und Sauriern.

Sandiger Thonstein mit Lettenkohle. Myaciteu.

800''

Ol

H

1

d

1

Oberer Muschelkalk mit Am. (Ceratites) nodosus, A\icula Alberti. ^

Muschelkalk mit Encrinus liliif ormis, Terebrat. S vulgaris, Lima striata. S

Dolomit, Gvps (und Steinsalz?) ^

Unterer Muschelkalk oder Wellenkalk mit o Einlagerungen von Schaumkalk, darin 5" Trigonia curvirostris und laevigata, Turitella ^ scalata, Gervillia polyodonta.

500'

Roth, bunte, meist rothe thonige Schieferplatten. Gyps und Steinsalz. Weisser Sandstein. Sandsteinschiefer und Schieferletten. Rogensteinlager mit Stylolithen. Thonige Schieferplatten.

. 1000'

1

1

Oberer Zechstein mit Gyps und Steinsalz, tritt

nicht zu Tage. Unterer Zechstein, Stinkstein und bituminöser

Mergelschiefer mit Pflanzen- und Fischresten.

«2

0

s

d

Rothliegendes, Conglomerate und Sandsteine.

2 ^

Kohlenformation, Spuren am nördl. Harzrand.

> 0

o

Vertreter des Kohlenkalksteins, Schiefer und Sandsteine mit Pflanzenresten, z.B. Calamites transitionis bei Magdebui'g (Culmbeds).

1

Devonische Grauwacke (?) (bei Magdeburg).

127

Einen Teil der Calinbildungen sieht Cotta für Devon an. Auch die Bildungen des Rotbliegenden, auf denen die Stadt Magdeburg zum Teil steht, hat er nicht richtig er- kannt, denn er ist der Meinung, dass die Stadt auf Bunt- sandstein steht. In der Übersicht erörtert Cotta auch die Tektonik unseres Gebietes und bringt die Hügelketten mit Erhebungslinien in Verbindung. Ferner hat der Verfasser schon erkannt, dass die Mineralquellen bei Helmstedt mit Schichten Störungen zuhängen.

Schon 1851 und 1852 hatte B. Cotta über den geologischen Bau der Asse und des Elms kleinere Mit- teilungen im Neuen Jahrbuch veröffentlicht.

Sehr wichtig für die geologische Kenntnis der Magde- burger Gegend ist die von J. Ewald aufgenommene „Geologische Karte der Provinz Sachsen von Magdeburg bis zum Harz. Berlin 1864". Der Verfasser wollte häuptsächlich das ältere Gebirge darstellen, infolgedessen ist das Quartär an allen Stellen, wo die darunterliegenden älteren Schichten aus Aufschlüssen zu ersehen waren, nicht in die Karte ein- getragen. Bezüglich der Angaben über das Auftreten der einzelnen Formationen ist die Karte sehr genau und sehr- sorgfältig ausgeführt. Ewald hat auf der Karte folgende Gliederung durchgeführt.

Formationen der palaeozoischen Periode.

1) Die alten krystallinischen und geschichteten Ge- steine des Harzes.

2) Culmbildungen des Magdeburgischen.

3) Oberer rother Quarzporphyr bei Löbejün.

4) Porphyre und Mandelsteine des Magdeburgischen.

5) Steinkohlen-Formation.

6) Rothliegendes.

7) Zechstein.

a. Unterer Zechstein (Weissliegendes, Kupferschiefer, Zechstein).

b. Oberer Zechstein (Rauch wacke, Stinkstein, Gyps u. s. w.).

128

Trias-Formation.

1) Buntsandstein.

a. Unterer Buntsandstein (bunte Letten, Rogensteic, Gyps).

b. Oberer Buntsandstein (Sandstein, bunte Letten und Gyps).

2) Muschelkalk.

a. Unterer Muschelkalk (Wellenkalk und Schaum- kalk).

b. Mittlerer Muschelkalk (Anhydrit-Gruppe) (Mergel und Gyps).

c. Oberer Muschelkalk.

a. Encrinitenkalk.

ß. Oberer Muschelkalk mit Am. nodosus.

3) Lettenkohlen-Biidungen.

4) Keuper (Mergel, Sandstein und Gyps). Bonebed-Gesteine [wird als selbstständig angeführt

und nicht zur Trias gerechnet]. Jura-Formation.

1) Lias.

a. Unterer Lias.

Cardinien Lias (Strombeck) Horizonte des Am. angulatus und des Am. psilonotus. Aricten-Lias.

b. Mittlerer Lias (Horizonte des Am. amaltheus, Am. capricornus und Am. Jamesoni).

c. Oberer Lias.

Posidonienscbiefer (nebst den Schichten des Am-

jurensis).

Thon mit Am. opalinus und torulosus.

2) Mittlerer (brauner) Jura.

a. Horizont des Belemnites giganteus.

b. Horizont der Monotis decussata.

c. Horizont des Am. Lamberti u. ornatus (Kelloway).

3) Oberer weisser Jura [nicht gegliedert]. Münder Mergel (Credner) (Wealden) [werden weder zum Jura noch zur Kreide gezogen].

129

Kreideformation.

1) Neocom (Hilsthon, Hilsconglomerat, Hilssandstein des Quedlinburger Höhenzuges).

2) Gault.

a. Gaultsandsteine des Quedlinburger Höhenzuges^ sämtliche Abteilungen des Gaults in sich begreifend.

b. Thon des mittleren und unteren Gaults und Speton-Thon,

c. Saudstein des mittleren Gaults.

d. Thon mit Belemnites minimus 1 Oberer

e. Flammenmergel J Gault.

3) Pläner.

a. Unterer subhercynischer Pläner (Cenoman) mit Am. varians; Cenomaner Grünsand,

b. Mittlerer subhercynischer Pläner (Turon) (weisser Pläner mit Inoceramus Brongniarti, rother Pläner mit Inoceramus Brongniarti).

c. Oberer subhercynischer Pläner mit Scaphites Geinitzi.

4) Senon-Bildungen (mit Belemnitellen).

I. Schichtensystem des subhercynischen Senon- Quaders.

a. Untere kalkig - sandige Gesteine (Salzberg- Gesteine).

b. Subhercynischer Senow-Qnader.

0. Obere kalkig - sandige Gesteine. (Heimburg- Gestein). IL Schichtensystem der Ilsenburg-Mergel.

a. conglomeratische und sandsteinartige Bänke.

b. Ilsenburg-Mergel. Tertiär-Formation.

1) Braunkohlengebirge.

2) Marine Tertiärablagerungen.

a. Oligocän - Bildungen ohne speziellere Alters- Bestimmung.

b. Egeln-Thon und Egeln-Sand (Unter- Oligocän).

9

130

c. Septarieu-Thon und Magdeburg. Sand (Mittel- Oligocän). Alluvial- und Diluvial-Formation.

1) Kalktuff (Duckstein).

2) Anhäufungen von nordischem Grand auf Anhöhen und Abhängen.

3) Lehm und Sand mit Gerollen vorherrschend nordischen Ursprungs.

4) Alluvionen der Niederungen.

Leider hat Evrald keine Erläuterungen zu dieser vor- trefflichen Karte veröffentlicht.

Hervorragende Verdienste um die Geologie der Stadt Magdeburg und ihrer näheren Umgebung erwarb sich A. Schreiber. Von 1870 an veröffentlichte er eine Reihe von Abhandlungen, in denen hauptsächlich Beobachtungen über den Untergrund der Stadt mitgeteilt werden. Wir müssen Schreiber um so mehr dankbar sein, da er in seinen Schriften zufällig durch Kanal- und Eisenbahn-Bauten entstandene Aufschlüsse beschreibt, die heute nicht mehr zugänglich sind. Eine Inhaltsangabe der vielen Abhand- lungen würde hier zu weit führen, es sei deshalb auf die Schriften selbst verwiesen.

Einen allgemeinen Überblick über den Aufbau des subhercynischen Vorstufenlandes giebt K. A. Lossen in „der Boden der Stadt Berlin (Berlin 1879)/' Lossen ist der Meinung, dass das Vorland des Harzes ein schon früh abgeschlossenes Becken (Wanne) war, in dem die Schichten des Flötzgebirges in einander geschachtelt liegen. Erst später sind die Schichten durch Störungen in die jetzige Lage gebracht. Gegen diese Ansicht Lossens lässt sich Verschiedenes geltend machen. Die Schranke nach NO. hin hat in Wirklichkeit nicht existiert, denn auch jenseits des „Magdeburger Uferrandes" finden wir Ablagerungen, die sich aus demselben Meere abgesetzt haben wie die gleich- altrigen Schichten im Vorlande des Harzes.

„Den sogenannten Magdeburger Uferrand'^ hat später

131

F. Klockmann^) eingehend beschrieben. Vor allem hat er die auftretenden Eruptivgesteine des Rothliegenden berück- sichtigt und an der Hand der Tektonik auch eine Gliederung des Rotliegeuden durchgeführt. Endlich weist er noch in den Schlussbemerkungen darauf hin, dass der Alvenslebener Höhenrücken ein Stück der „Mitteldeutschen Alpen" ist, das durch Brüche losgetrennt und in die Tiefe gesunken ist und dass dieser Höhenzug keinen üferrand des Magde- burg—Halberstädter Beckens dargestellt hat.

Gleich wie A. Schreiber hat auch W. Wolterstorff eine Reihe von Abhandlungen veröffentlicht über zufällig durch Kanalbauten oder Hafenanlagen geschaffene Aufschlüsse in dem Gebiet der Stadt Magdeburg. Auch er hat sich damit ein grosses Verdienst erworben, weil so die Beob- achtungen über jene jetzt nicht mehr zugänglichen Aufschlüsse erhalten geblieben sind.

1891 und 1892 erschien eine Abhandlung von W.Varges: .,Der Lauf der Elbe im norddeutschen Flachlande". In der interessanten Schrift werden auch kurz die Entstehung des Norddeutschen Flachlandes und auch der Lauf der Elbe am Rande des subhercynischen Hügellandes besprochen. Der Verfasser stützt sich bei seinen Ausführungen auf die neuesten Arbeiten, die über diese Gegend bekannt geworden sind.

Die Gegend nördlich von Halberstadt, also der Huy, wurde im Jahre 1894 von L. Zech 2) beschrieben. In der Einleitung schliesst sich Zech eng an die Darstellung Lossen's an, und auch er nimmt einen schon früh ab- geschlossenen Meerbusen an, der nach NO. geöffnet war und in dem sich dann die Schichten vom Rothliegenden an ab- setzten. Dieser Meerbusen hat aber, wie F. Klockmann

^) F. Klockmann, der geologische Aufbau des sogen. Magde- bm-ger Uferrandes mit besonderer Berücksichtigung der auftretenden Eruptivgesteine. Jalirb. d. Kgl. pr. geol. Landesanst. für 1890, S. 118 ; Berlin 1892.

2) L. Zech. Die geologischen Verhältnisse der nördlichen Um- gebung von Halberstadt. Programm der ObeiTcalschule zu Halberstadt. Ostern 1894.

9*

132

dargethan hat, nicht bestanden. Eingehend werden dann die einzelnen am Huy auftretenden Schichten beschrieben. Dabei sind die Schichtenfolge, petrographische Ausbildung, Lagerungsverhältnisse und Fossilführung berücksichtigt. Eine tabellarische Übersicht über die Schichtenfolge mit Angabe der Fundorte ist der Arbeit beigegeben.

Nachdem wir in grossen Zügen die Entwickelung der Geologie im Magdeburgischen gezeichnet haben^ wollen wir ganz kurz auf die Erforschung der einzelnen Schichten- systeme eingehen und das bisher Gesagte in einigen Punkten ergänzen.

Das Untercarbon (Culmbildungen des Magde- burgischen) wird zuerst von Fr. Hoffmann näher be- schrieben. Die Grauwacke und Thonschiefer sind die ältesten Bildungen von Hoffmann's Glimmerformation; während die gleichaltrigen Grauwackensandsteine von Plötzky nach H. wahrscheinlich zum bunten Sandstein ge- hörig zu betrachten sind.

Später wurde von Girard (1843) die Meinung aus- gesprochen, dass diese Grauwackensandsteine mit den jüngeren Grauwacken des Harzes gleichaltrig seien, wie schon früher erwähnt wurde.

Wichtig sind dann die Arbeiten von C. J. Andrae, die sowohl die Tektonik als auch palaeontologische Funde aus dieser Formation enthalten. Aus den Steinbrüchen bei Neustadt-Magdeburg, Ebendorf und Hundisburg beschrieb A. eine Reihe von Pflanzenresten, und hieraus schliesst er das devonische Alter dieser Schichten.

In neuerer Zeit wurde vornehmlich die Lagerung und Verbreitung des Untercarbons von A. Schreiber in mehreren Abhandlungen besprochen. Schreiber unter- scheidet im Untergrunde Magdeburgs 3 Grauwackenrücken. Ziemlich ausführlich geht auch F. Klockmann auf die Tektonik und die petrographische Beschaffenheit der Culm- bildungen ein.

Im letzten Jahr behandelte nun W. Wolterstorff^)

1) Jahrb. d. pr. geol. Landesanstalt Bd. XIX. S. 1 (E), 1899.

133

eingehend das Untercarbon von Magdeburg-Neustadt. Im Jahre 1892 hatte er bei der Anlage des Neustädter Hafens in den Grauwackenbildungen eine marine Faune entdeckt, die in der letzen Arbeit auch ausführlich beschrieben wird. W. kommt bei seinen Untersuchungen über die Magdeburger Grauwacke zu folgenden Resultaten:

1) „Anklänge an das Devon werden entschieden vermisst."

2) „Die Beziehungen zu der Cephalopodenfauna von Erdbach-Breitscheid sind gering."

3) „Näher ist das Verhältnis zu den Posidonienschiefern von Lautenthal, Herborn, Aprath, Hagen i. W."

4) „Die Seltenheit oder das Fehlen der Posidonomya Becheri, die Abwesenheit der Prolecaniten, des Orthoceras scalare, der Camarophoria papyracea etc., sowie die Häufig- keit des Dimorphoceras Tornquisti und der Janeia Puzoziana machen es wahrscheinlich, dass die Magdeburger Fauna einer jüngeren Carbonstufe angehört als die Posidonomyen- schiefer Nord- und Mitteldeutschlands."

Das Rothliegende in der Magdeburger Gegend wird zuerst von Keferstein ganz kurz beschrieben. Er erwähnt das Auftreten von „rothem Enritporphyr" und Mandelsteinen, beide mit mannigfachen Abänderungen, und auch den rothen Sandstein. Hoff mann fasste die Eruptivgesteine des Alvenslebener Höhenrückens unter den CoUectivbegriff Porphyr zusammen. Die Mandelsteine galten nur als unter- geordnete Erscheinung im Porphyr. Ausführlich geschildert werden die Sandsteine des Rothliegenden. Die späteren Veröffentlichungen Keferstein's bringen nichts neues; ebenso Fr. Hoff mann 's Werk „Übersicht der orographischen und geognostischen Verhältnisse vom nordwestlichen Deutsch- land. 1830", während derselbe Autor in seinem „geognostischen Atlas" (1830) einen quarzfreien Porphyr von einem quarz- führenden abgrenzt.

Girard unterscheidet und beschreibt Quarzporphyre und Melaphyre. Die ersteren hält er wegen ihrer plattigen Absonderung für sedimentär. Auch Andrae lieferte später einige Beiträge zur Kenntnis dieser Formation.

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Oberes Rothliegendes.

Das Rothliegende im Untergrunde Magdeburg wurde in verschiedenen Abhandlungen von Schreiber besprochen. Die Eruptivgesteine aus der Neuhaldenslebener Gegend wurden 1887 von Frommknecht ^) mikroskopisch und chemisch untersucht.

Die genaueste und ausführlichste Beschreibung des Rothliegenden am Alvenslebener Höhenzuge hat jedoch erst 1892 F. Klockmann geliefert. Durch eingehende Studien über die tektonischen Verhältnisse gelangte K. dann zu folgender Gliederung ;

1) Rother Sandschiefer vom Papenteich u. Nordgermers- leben.

2) Bausandstein mit Conglo- meraten , namentlich im Hangenden ;

3) Schieferthone , Thonsteine^ Kalksteine ;

4) Jüngere Augitporphyrite ;

5) Quarzporphyre;

6) Ältere Augitporphyrite.

Der Zechstein tritt im Gebiet nur an sehr wenigen Stellen zu Tage, während er durch Bohrlöcher und Schacht- anlagen an vielen Stellen nachgewiesen ist. Er wird für die Magdeburger Gegend durch seine Salzführung sehr wichtig. Über diese Salz-Ablagerungen bei Stassfurt und Egeln existiert eine Fülle von Beschreibungen, von denen natürlich hier nur die wichtigsten berücksichtigt werden können.

Über den Zech stein am Alvenslebener Höhenrücken finden sich Angaben im „Bergmanns-Journal" 1791 und zwar wird hier der Kupferschieferbergbau zwischen Emden und Nordgermersleben besprochen (Brück mann und Mein ecke). Von der Entwickelung und Gliederung dieser Zechsteinablagerungen ist bis 1890 jedoch litterarisch sehr

Unteres Roth- liegendes.

Jüngeres

sedimentäres

Rothl.

Älteres

eruptives

Rothl.

1) Zeit, für Naturw. LX. 144, 1887.

135

wenig bekannt geworden. Kurze Notizen finden wir darüber von Hoffmann und Girard. Am meisten bringt noch die Ewald 'sehe Karte ^ aus der die Gliederung der Formation in ihren Hauptzügen klar ersichtlich ist. Das Verdienst, die Profile des Zechsteins bei Nordgermersleben und Emden eingehend dargelegt und mit den gleichaltrigen Schichten im Mansfeldischen in Beziehung gebracht zu haben^ gebührt F. Klockmann (1892).

Die Fortsetzung dieser Zechsteinbildungen ist im Süden Magdeburgs, bei Sudenburg und Salbke, durch Bohrungen nachgewiesen. Angaben hierübergab C. J. Andrae (1851),

A. Schreiber (1871 und 1876) und Huysen (1880).

Bei Offleben tritt aus den losen Gebilden nochmals Zechstein an die Oberfläche. Eine kurze Notiz hierüber gab J. Ewald (1865).

Weit mehr Angaben und genaue Beschreibungen finden sich in der Litteratur über die Salzablagerungen bei Egeln und Stassfurt. Eingehende Beschreibungen über die Lagerungsverhältnisse und die Bildung der Salze gaben F. Bischof (1864), C. Eeinwarth (1871), R. Weichsel (1874), C. Ochsenius (1877), G. Krause (1877), H. Brecht (1882), E. Pfeifer (1885) u. a. Ausserdem wurden Vorkommen von einzelnen Salzen beschrieben von Bischof, Bücking, Heinr. Credner, Groth, Hauchecorne, Heintz, Lüdecke, Milch, Ochsenius, Precht, G vom Rath, E. Weiss, Zincken u. a.

Die Trias wurde im Magdeburger Gebiet von 0. Keferstein und Fr. Hoffmann schon in den zwanziger Jahren des 19. Jahrhunderts beschrieben.

B. Cotta lieferte einige Beiträge zur Kenntnis der triadischen Schichten an der Asse (1851) und am Elm (1852), J. Ewald erforschte die Trias des ganzen Gebietes bei der Kartierung und veröffentlichte ausserdem noch Arbeiten über das Hackelgebirge; A Schreiber unter- suchte die Trias zwischen Elbe, Bode und Aller und L. Zech am Huy. Ausserdem wurden noch eine Reihe von Arbeiten über einzelne Schichten der Trias veröffentlicht.

136

Der Buntsandstein, das unterste Glied der Trias, ist in stratigraphischer Hinsicht wenig erforscht, nur einige Notizen finden sich hier und da in der Litteratur. Einige paläontologische Funde sind hingegen ziemlich ausführlich beschrieben, z. B. die Labyrinthodonten von Bernburg. Angaben über diese Formation stammen von J. G. J, Ballen- stedt, E. Beyrich, H. Burmeister, J. Ewald, E. J. Germar, von Lübeck, H. v. Meyer, 0. Speyer u. a.

Der Muschelkalk der Gegend von Aschersleben wurde 1843 von G. Heyse beschrieben. Im Braun- schweigischen wurde der Muschelkalk erforscht und genau gegliedert von A. v. Strombeck (1849). Ausserdem beschrieb auch A. v. Strombeck die in den einzelnen Abteilungen vorkommenden Fossilien. Ferner wurden noch wichtige Beiträge zur Kenntnis der Muschel- kalkfauna von E. Beyrich, W. Dames, H. Eck, A. V. Koenen, E. Koken, H. v. Meyer, H. Pohlig, Sack u. a. geliefert. In neuester Zeit beschrieb E. P h i 1 i p p i ein Profil des Muschelkalks (vom oberen Wellenkalk bis zur Lettenkohle reichend) von üehrde (a. d. Asse) im Braun- schweigischen (1899).

Der Keuper unseres Gebietes ist mehrfach in der Litteratur behandelt worden. Die hauptsächlichsten Arbeiten darüber stammen von Heinr. Credner, J. Ewald, A. Schreiber, A. v. Strombeck, A. Schlönbach u. a.

Die Jurabildungen am nördlichen Harzrande wurden zuerst von Kef er st ein beschrieben. Bei der Untersuchung hatte K. jedoch die Lagerung nicht richtig erkannt und gelangte daher zu falschen Resultaten bezüglich des Alters einiger Schichten. Dieser Irrtum wurde durch die Beob- achtungen Fr. Hoffmann's aufgedeckt und berichtigt, wie schon früher ausgeführt wurde.

In den dreissiger Jahren führte nun Fr. A. Roemer eine Gliederung der Jurabildungen des nördlichen Deutsch- lands durch und zwar übertrug er dabei die englische Nomeclatur auf die norddeutschen Straten.

137

Im Braunschweigischen wurde der Jura hauptsächlich von A. V. Strombeck genauer untersucht und gegliedert. Sehr wichtig sind ferner noch die Arbeiten J. Ewald 's welche sich auf die Jurabildungen im Magdeburg - Halber- städtischen beziehen. Durch Ewald ist auch zuerst das isolierte Vorkommen des oberen Juras zwischen Wellen und Gr. - Rodensieben bekannt geworden.

Das in den Arietenschichten liegende Thoneisensteinlager bei Sommerschenburg wurde von CG. Gilbel beschrieben.

Fr. Rolle und M. Schlönbach verglichen die Aus- bildung des Lias in Norddeutschland mit der in Süddeutsch- land. Zusammenfassende Werke über den Jura des nord- westlichen Deutschlands verdanken wir K. v. Seebach (1864), und D. Brauns (1869—74).

Die Fauna wurde durch die Arbeiten von D. Brauns, W. Dames, W. Dunker, J.Ewald, C. Giebel, Koch, P.G.Krause, E.Philippi, H.Pohlig, K.v.Seebach u. a. bekannt.

Die Kreide im nördlichen Vorlande des Harzes wurde ebenso wie die Jurabildungen zuerst von Keferstein und Fr. Hoff mann untersucht und beschrieben.

Nach Hoff mann wurden durch die Arbeiten Fr. Adolph Roemer's die Untersuchungen über die Gliederung der Kreideformation angeregt. Roemer stellte zuerst fest, dass der Hils in Norddeutschland ein dem Neocom ent- sprechendes unteres Glied der Kreide sei. Auch auf die Gegend von Quedlinburg - Halberstadt erstreckten sich seine Untersuchungen.

Ende der vierziger Jahre hatte E. Beyrich die Kreideablagerungen am nördUchen Harzrande studiert und eingehend in den Erläuterungen zu einer Karte (1849) be- schrieben. Für das subhercynische Quadergebirge führte Beyrich hier eine Gliederung in vier Abteilungen ein: „Unter-, Mittel-, Ober- und Überquader."

Gegen diese Einteilung wendet sich H. B. Geinitz, der die Kreideformation Sachsens genau gegliedert hatte und um dieselbe Zeit wie Beyrich auch seine Studien

138

auf das Kreidegebiet von Quedlinburg ausgedehnt hatte. Geinitz hält streng fest an der Einteilung, die er in der sächsischen Kreide durchgeführt hatte. Die Beziehungen beider Gliederungen des Quadersandsteins gehen aus der von Geinitz gegebenen Tabelle hervor.

Quadersandsteingebirge in Deutschland

nach Geinitz nach Beyrich

Sandstein und Sand mit 1 tju^y-

Ober- f Ober-Quadersandstein (z. T.

■I mit Quadersand, Schiefer- < Quader [^ ^^^^ ^^^^ Quaderkohle)

Quader I

Farbenthonen und Kohle

Kesselsandstein J Q^^^<^^^' Sand am Münchenhof ) Ober- V Ober- Quadersandstein > Ouader-I Ober - Quader - Mergel = Mergel des Salzberges J ^^^ ^^ _ < Mittel -Quader -Mergel = Oberer Zwischen-Quader ^ Zwischen-

^ eige 1^ Unter - Quader - Mergel = Unterer Zwischen-Quader / Quader Unter- [ Unter-Quadersandstein (z. T. ( j Unter-

< mit Schief erthon und Quader- < Unterer Quader-Sandstein } ^ ^ kohle. l J ^^^^'"

Wichtige Beobachtungen über die subhercynische Kreide finden sich in den vielen, kleinen Abhandlungen und Auf- sätzen J. Ewald's. Ev^ald führte hier zuerst eine Scheidung von Neokom und Gault durch.

Ewa um dieselbe Zeit wie Ewald wurde die Kreide auch von A. v. Strombeck untersucht. Er erkannte im Flammenmergel das Äquivalent des oberen Gault. Ferner gelang es ihm, eine eingehende Gliederung der Kreideschichten im Halberstädtischen und Braunschweigischen durchzuführen. In neuester Zeit ist diese Gliederung der subhercynen Kreide noch erweitert worden von G. M ü 1 1 e r , der in seinen Arbeiten (1887 und 1895) Zusammenstellungen über die Schichtenfolge gegeben hat.

Beiträge zur Kenntnis der unteren Kreide lieferte ausserdem noch G. Maas, während E. Ti essen die „subhercyne Tourtia" (unteres Cenoman) untersuchte und beschrieb (1895).

Die Flora und Fauna wurde bekannt durch die Arbeiten von D. Brauns, W. Dames, Th. Ebert, J. Ewald, F. Frech, K. v. Fritsch, C. v. Hänlein, C. Giebel,

139

0. Griepenkerl, A. v. Koenen, G.Maas, G.Müller, E. J. Ottmer, A. E. Reuss, C. Schlüter, E. Schulze, A. W. Stiehler, A. v. Strombeck, E. Tiessen u.a.

Als Tertiärbilduugen treten in der Magdeburger Gegend das Unter- und Mitteloligocän auf.

Schon 1775 erwähnt J. C. Meinecken den schwarzen Thon vom Braunkohlenwerke zu Alten- Weddi(Altenweddingen). Über den sogenannten „Muschelsand^' von Osterweddingen (zwischen Osterweddingen und Stildorf) haben E. Ger mar, C. Kefer stein und A. Boue kleinere Mitteilungen ver- öffentlicht. Zu den Ausführungen von C. Kefer stein fügte Fr. Hoff mann noch einiges über die Lagerung der Tertiär- schichten hinzu. In den vierziger Jahren liefert haupt- sächlich H. Girard, C. H. A. Weichsel und Yxen Beiträge zur Tektonik und Stratigraphie des Tertiärs.

Wichtig sind ferner die Abhandlungen C. Giebel's, A. V. Strombeck's und J. Ewald's, die sich eingehend mit den Ablagerungen und der Verbreitung des Tertiärs im subhercynischen Vorlande beschäftigten. Bahnbrechend wurden aber erst die Arbeiten E. Bey rieh 's. 1853 gab er in der Einleitung seiner leider unvollendet gebliebenen Monographie des norddeutschen Tertiärgebirges eine Über- sicht über die norddeutschen Tertiärbildungen.

Bald nachher begann A. v. K o e n e n seine Studien im Tertiär Norddeutschlands, deren Resultate er in einer ganzen Reihe sehr umfassender und wichtiger Abhandlungen mit- geteilt hat.

Das Tertiär (Mitteloligocän) im Untergrunde der Stadt Magdeburg und in deren näherer Umgebung ist vor allem durch die Arbeiten von A. Schreiber bekannt geworden. 1894 wurde durch W. Wolterstorff ein Vor- kommen von marinen Unteroligocänschichten im Untergrunde der Sudenburg beschrieben (aufgeschlossen durch eine Brunnenanlage der Helle'schen Zuckerfabrik).

Beiträge zur Kenntnis der tertiären Fossilien unseres Gebietes lieferten: E. Beyrich, Th. Ebert, J. Ewald, P. Friedrich, H. B. Geinitz, E. Germar, C. Giebel,

140

A. V. Koenen, W. Koken, R. A. Philippi, C. Schlüter, A. Schreiber, W. Wolterstorff u. a.

Das Diluvium im subhercynischen Vorlande wurde in der Litteratur zwar schon sehr frühzeitig bekannt. Aber die älteren Mitteilungen darüber beschränken sich meist nur auf Funde von diluvialen Wirbeltieren an den klassischen Punkten bei Westeregeln, Quedlinburg und Thiede bei Braunschweig, während die Ausbildung und Entstehung der diluvialen Ablagerungen wenig beachtet wurden.

1855 beschrieb nun H. Girard in seinem Werke: „Die norddeutsche Ebene" in kurzen Zügen auch die Quartärbildungen Magdeburgs und brachte in einem von Magdeburg nach Neu-Königsborn gelegten Profile auch die geognostischen Lagerungsverhältnisse zur Darstellung.

J. Ewald brachte auf seiner vortrefflichen Karte (1864) hauptsächlich das ältere Gebirge zur Darstellung, daher sind die Quartärbildungen nur da angegeben, wo ältere Bildungen unter der Diluvialdecke nicht erreicht waren. Das Diluvium wird von J. Ewald gegliedert in hercynisches und nordisches.

Das grosse Verdienst, eine Gliederung des Magdeburger Diluviums, unter Zugrundelegung der Berendt'schen Ein- teilung, zuerst versucht zu haben, gebührt A. Schreiber.

Jedoch eine eingehende Untersuchung der Magdeburger Quartärbildungen in ihrer Gesamtheit und eine Beurteilung derselben auf Grund der neuen Resultate, welche bei der gründlichen Durchforschung des norddeutschen Flachlandes gewonnen sind, verdanken wir F. Wahn seh äff e ^) (1885). F. Wahnschaffe giebt eine genaue Beschreibung der petrographischen Beschaffenheit der Schichten, eine ein- gehende Gliederung und versucht auch die Entstehung der Ablagerungen zu deuten.

Derselbe Forscher hatte schon einige Jahre vorher Beobachtungen über Gletscherschrammen auf anstehendem Gestein bei Danndorf und Velpke und dann bei Gommern veröffentlicht. Seine späteren Veröffentlichungen beziehen

^) Abhandl. zur geol. Specialkarte von Preussen Bd. VII, Heft 1.

141

sich sowohl auf die Diluvialablagerungen der Börde als auch auf das Diluvium am nördlichen Harzrande. Eine das ganze norddeutsche Flachland umfassende Abhandlung, in der auch die Magdeburger Gegend eingehend geschildert wird, veröffentlichte F. Wahnschaffe 1891.^)

Die Gletscherschrammen auf der Magdeburger Grau- wacke wurden von A. Schreiber und G. Berendt be- schrieben. Das beim Hafenbau in der Neustadt aufgedeckte Quartär und die in demselben gefundenen Fossilreste wurden durch Abhandlungen A. Schreiber 's und W. Wolterstorff 's bekannt.

Die Knochenreste des Diluviums wurden ausführlich von E. Germar, C. Giebel. E. H. Grotrian, A. Neh- ring, Siegert, A. Schreiber, Ch. E. Weiss, W. Wolterstorff u. a. beschrieben.

Von einem Litteraturverzeichnis wurde abgesehen, da in nächster Zeit ein solches von Thüringen, Provinz Sachsen und Anhalt von Dr. E. Zimmermann veröffentlicht wird. Die Litteratur bis 1890 ist von J. Klooss zusammengestellt; ausserdem besitzen wir noch eine Reihe Repertorien, die auch Bezug nehmen auf das nördliche Vorland des Harzes. Ein Verzeichnis dieser Repertorien ist hier beigefügt.

Anhang.

Litteraturverzeichüisse,

die die Magdeburg -Halberstädter Gregend berücksiclitigen.

1798. C. W. J. Gatt er er, Allgemeines Repertorium der miiiieralo-

gischen, bergwerks- und salzwerkswissenschaftlichen Litteratur.

2 Bde. Giessen (1798. 1799i. 1816. Joh. Carl Freiesleben, Übersicht der Litteratur von der

Mineralogie, Berg- und Hüttenkunde vom Jahre 1800 bis 1815.

Freiberg. 1822. Joh. Carl Freiesleben, Systematische Übersicht der Litteratur

für Mineralogie, Berg- und Hüttenkunde vom Jahre 1800 bis

1820. Freiberg.

^) Forschungen zur deutschen Landes- u. Volkskunde Bd. VI, Heft 1.

142

1838. Fr. Hoff mann, Geschichte der Geognosie. Berlin. 1840. Chr. Kef erst ein, Geschichte und Litteratur der Geognosie. Halle.

1850. B. Cotta, Geognostische Karten unseres Jahrhunderts. Freiberg.

1851. Meyn, über Cotta's Verzeichniss geognostischer Karten. Zeit- schrift d. D. geolog. Ges. HJ., 137. (Berichtigungen und Ver- vollständigung.)

1854. G. Heyse, Sti-eifzüge durch die Litteratui* des Hai-zes. Programm der Realschule zu Aschersleben.

1877. B. Cotta, Beiträge zm- Geschichte der Geologie I. Geologisches Repertorium Leipzig, (enthält die geologische Litteratur von 1546-1876).

1881. H. Pröscholdt, Geschichte der Geologie in Thüringen. Progi'amm der Realschule in Meiningen.

1883. Die landeskundliche Litteratur für Nordthüringen, den Hara und den provinzialsächsischen wie anhaltinischen Antheil an der norddeutschen Tiefebene. Mittheilungen des Vereins für Erd- kunde zu Halle a. S.

1886. Lüders, Kurzer Überblick über die geognostischen Karten des Harzes. Schriften des Naturw. Vereins des Hai'zes in Wernigerode, I. B. S. 89.

1887. Verzeichniss der auf die Landeskunde des Herzogthums Braun- schweig bezüglichen Litteratur, 4. Jahresber. des Vereins für Naturwissenschaft zu Braunschweig. S. 85.

1892. J. H. K 1 0 s s , Repertorium der auf die Geologie, Mineralogie und Palaeontologie des Herzogthums Braunschweig und der an- grenzenden Landestheile bezüglichen Litteratur. Braunschweig.

1893. Übersicht der bis zum Sommer 1893 publicirten Blätter der geologischen Specialkaite von Preussen und den Thüringischen Staaten. Zeitschrift für praktische Geologie.

K. Keilhack, Zusammenstellung der geologischen Schriften und Karten über den ost - elbischen Theil des Königreiches Preussen mit Ausschluss der Provinzen Schlesien und Schleswig- Holstein. Abhandl. der kgl. preuss. geolog. Landesanstalt. Neue Folge, Heft 14.

1898. K. Keilhack, E. Zimmermann und R. Michael. Ver- zeichnis von auf Deutschland bezüglichen geologischen Schriften- und Karten-Verzeichnissen, ebenda, Heft 26.

1899.